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Seit vier Jahren arbeitet die 29-Jährige als gesetzliche Betreuerin und regelt rechtliche Angelegenheiten ihrer Klienten Jana Voß kümmert sich um 40 seelisch erkrankte Menschen

Von Julia Angelov 27.04.2012, 03:20

Wernigerode l Der Volksstimme-Artikel über Eyk R., der auf dem Markt und auf dem Boulevard in Wernigerode den Oberbürgermeister öffentlich kritisiert, hat auch das Interesse von Jana Voß geweckt. Denn Eyk R. hat einen gesetzlichen Betreuer, der ihm vom Gericht zugeteilt wurde.

Jana Voß ist Berufsbetreuerin. "Viele denken, wir müssten auf unsere Betreuten aufpassen. Aber wir sind keine Vormunde und nicht dafür zuständig, was der Betroffene in seiner Freizeit treibt", klärt sie auf. "Wir sind nur gezwungen einzuschreiten, wenn die Gefahr besteht, dass der Betreute sich selbst tötet oder sich erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt."

Sie agiere vor allem als rechtliche Vertreterin - für soziale und gesundheitliche Dienste sei sie aber nicht zuständig. Jana Voß: "Meine Tätigkeit dient nicht der Erziehung. Jedem meiner Klienten steht es außerdem frei, mich als Betreuer zu wechseln oder den Kontakt zu mir zu verweigern. "

Seit 1992 gilt in Deutschland das Betreuungsgesetz, das die Entmündigung und Vormundschaft von Volljährigen ausschließt. Es soll dem Betroffenen ein frei selbstbestimmtes Leben gewährleisten, als es noch zu Zeiten der Vormundschaft möglich war.

Ihr Beruf ist dennoch vielfältig, auch wenn Jana Voß nicht für persönliche Probleme und Sorgen Ansprechpartnerin ist. Die 29-Jährige kümmert sich in der Region um 40 Menschen, die dement, schizophren, psychotisch oder anderweitig seelisch krank sind. "Ich beantrage Arbeitslosengeld, organisiere Pflegedienste, reguliere Schulden, kümmere mich um Vermögensangelegenheiten und zahle ein Taschengeld aus", sagt die studierte Sozialpädagogin, die an der Krankenpflegeschule in Blankenburg unterrichtet. "Aber ich gehe nicht für meine Betreuten einkaufen", stellt sie klar. Es bleibe hin und wieder nicht aus, dass manche nach vier Jahren zu guten Bekannten werden. "Sie vertrauen mir auch ihre Sorgen an, aber das ist nicht Teil meines Berufes."

Nicht nur alte, kranke Menschen gehören zu ihren Kunden, sondern beispielswiese auch junge Leute, die durch Drogenmissbrauch eine Psychose erlitten haben. "Meistens wird die Betreuung ehrenamtlich von Familienmitgliedern übernommen", erklärt sie. "Sie leisten eine hervorragende Arbeit. Aber vielen fällt es schwer, innerhalb der Familie Grenzen aufzuzeigen."