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Kyrill Aus heutiger Sicht „purer Leichtsinn“

Wernigerodes Rekordwanderer Benno Schmidt erinnert sich an Orkan Kyrill, den er vor zehn Jahren erlebte.

Von Regina Urbat 18.01.2017, 00:01

Wernigerode l Den Orkan Kyrill, am 18. Januar vor zehn Jahren, hat Benno Schmidt auf einer Wanderung zum Brocken erlebt. „Diesen Tag werde ich nie vergessen. Es war dramatisch, was man aber morgens in Wernigerode noch nicht ahnen konnte“, schreibt der Rekord-Wanderer „Brocken-Benno“ und erinnert sich.

Da er stürmisches Wetter gewohnt sei, war er wie immer so gegen 9 Uhr in Schierke. Am Nationalparkhaus sei er von einem Ranger gewarnt worden, dass der Brocken schon evakuiert und kein Mensch – außer der Mitarbeiter der Wetterwarte – mehr oben sei. Benno Schmidt sollte umkehren. „Ich bin jedoch weitergegangen, übers Eckerloch bei stürmischem Regen“, so der Wernigeröder. Nur mit Mühe erreichte er den Brockenbahnhof. Dort fegte der Sturm mit etwa 120 Kilometern in der Stunde den Regen waagerecht durch die Luft – nachts waren es 190 Kilometer in der Stunde. Es war kein Mensch oben, auch kein Katastrophen-Tourist.

In dem Raum, wo die Feldküche steht, hinterließ er einen Zettel, auf dem geschrieben stand: „Ich war 11.30 Uhr oben, hole den Stempel morgen, Gruß Benno.“ Dann eilte er, so schnell es ging, wieder durchs Eckerloch zurück. „Dort hätte ich Gummistiefel gebraucht, denn der Weg glich einem Gebirgsbach. Das Schluftwasser war ein reißender Fluss mit meterhohen Wasserfontänen. Ein tolles Naturschauspiel.“

Wieder in Schierke angekommen, empfingen ihn einige Journalisten an der gesperrten Straße und schrieben dann am nächsten Tag ihre Sensationsberichte.

Aus heutiger Sicht, gibt Benno Schmidt zu, sei es von ihm purer Leichtsinn gewesen, die Tour zu unternehmen. Am nächsten Tag lagen im Eckerloch elf Bäume quer über den Weg. „Die hätten mich erschlagen können.“ Er habe Glück gehabt und sich gesagt, künftig nicht mehr bei extremen Situationen, einschließlich Schneestürmen, zum Brocken zu wandern.