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Lärm Versetztes Schild sorgt für Tempo 50

Wernigerodes nördliches Ortsschild hat einen neuen Standort. Damit ändert sich das Tempolimit vor der Teichmühle.

Von Ivonne Sielaff 02.01.2020, 00:01

Wernigerode l Wernigerodes Ortstafel wurde ein Stückchen in Richtung Schmatzfeld versetzt. Damit hat die Raserei vor der Teichmühle hoffentlich ein Ende. Der Gebäudekomplex liegt nun innerorts. Damit liegt das Tempolimit automatisch bei 50 Kilometer pro Stunde. Veranlasst wurde die Änderung von der Kreisverwaltung, bestätigt Sprecherin Franziska Banse.

Seit Jahren leiden die Anwohner an der Teichmühle unter dem Verkehrslärm vor ihrer Haustür, liegt das Grundstück doch direkt an der Bundesstraße 244. Bis zu 10.000 Fahrzeuge, darunter viele Laster, brettern täglich an dem historischen Gebäudekomplexes vorbei.

Die Straßenseite des denkmalgeschützten Hauses ist im Alltag nicht zu nutzen, klagte Merten Seiler schon im Juni 2018 gegenüber der Volksstimme. Er und die anderen Familienmitglieder könnten nicht mal ein Fenster aufmachen, so heftig seien die Erschütterungen. Am schlimmsten sei es am Wochenende, wenn die Motorradfahrer Vollgas geben. Zudem gebe es immer wieder brenzlige Situationen und Auffahrunfälle vor dem Haus, wenn Autos zum gegenüberliegenden Teich abbiegen.

Deshalb machte sich die Familie für eine Temporeduzierung stark. Schon vor Jahren suchten die Seilers Kontakt zu den Behörden, führten einen regen Schriftverkehr mit dem Kreisamt und dem Landesverwaltungsamt in Halle. Auch Wernigerodes Stadträte konfrontierten sie mit ihrem Problem. Lange Zeit ein Kampf gegen Windmühlen.

Ein erster Erfolg ließ bis 2018 auf sich warten: Vor allem nachts sei die Lärmbelästigung durch den Verkehr zu hoch, hatten Lärmpegelmessungen der Landesstraßenbaubehörde ergeben. Deshalb wurde das Tempolimit während der Nachstunden für alle Fahrzeuge auf 50 km/h gesenkt.

Für die Seilers kein richtiger Sieg, weil sie auch tagsüber unter dem Lärm leiden. Tempo 50 rund um die Uhr sei nicht zulässig, hieß es daraufhin von der Kreisverwaltung. Mehr könne im Moment nicht getan werden. In ihrer Not hingen die Seilers sogar Plakate an ihrer Hausfassade auf, um die Autofahrer um Rücksicht zu bitten. Die SPD-Kreistagsfraktion und auch die Harzer Blitzergruppe schalteten sich ein – allerdings ebenfalls ohne Erfolg.

Dabei könnte ganz leicht Abhilfe geschafft werden. Das Ortseingangsschild müsste nur um ein paar Meter verrückt werden, damit die Teichmühle nicht außerhalb Wernigerodes steht, schlug Mertin Seiler schon vor anderthalb Jahren vor.

Dann würde Tempo 50 vor ihrer Haustür gelten. So wie es bis 2007 der Fall war. Damals wurde der Straßenabschnitt saniert und das Ortsschild ein Stückchen in Richtung Stadt versetzt, angeblich weil es falsch stand. „Die Lösung liegt doch auf der Hand“, so Seiler. Aber auch das ist nicht gewollt.“

Inzwischen hat man sich in der Kreisbehörde wohl eines Besseren besonnen. „Wir haben immer nach einer Lösung für die Teichmühle gesucht“, sagt Verwaltungssprecherin Franziska Banse auf Nachfrage. Zusammen mit der Stadt Wernigerode und in Abstimmung mit der Landesstraßenbaubehörde habe man sich letztlich auf diesen Kompromiss geeinigt. Allerdings sei die Versetzung einer Ortstafel nicht das „Non-Plus-Ultra“, schränkt Banse ein. Diese Lösung lasse sich nicht automatisch auf ähnlich gelagerte Fälle übertragen. Es müsse von Fall zu Fall immer genau geprüft und abgewogen werden.

Die Seilers sind nun „überaus dankbar“. „Es ist ein kleiner Schritt für die Behörden, aber ein großer Schritt für uns“, so Merten Seiler gegenüber der Volksstimme.

So richtig glücklich sei er mit dem neuen Standort der Ortstafel allerdings noch nicht. Der Unfallschwerpunkt an der Kreuzung nach Reddeber kurz hinter dem Haus sei nach wie vor nicht entschärft worden. „Und am alten Standort wurden sämtliche Schilder entfernt, was dazu führen könnte, dass sich viele Autos und vor allem Lkw mit Schwung den Berg runter rollen lassen und dann bei uns vor dem Haus trotzdem zu schnell sind.“

Genau das habe er seit der Versetzung des Ortsschildes beobachten können. „Hier wäre vielleicht ein Appell an alle Verkehrsteilnehmer sowie an die örtlichen Ver- und Endsorger angebracht“, regt Merten Seiler an.