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Liebfrauenkirche Kulturkirche fällt im Finanzausschuss durch

Wernigerodes Stadträte streiten über den Millionen-Zuschuss für den Umbau der Liebfrauenkirche zum Konzertsaal.

Von Ivonne Sielaff 14.04.2018, 01:01

Wernigerode l Nein zum Millionen-Zuschuss für die Kulturkirche. Der Finanzausschuss hat sich dagegen ausgesprochen, die Kulturstiftung beim Umbau der Liebfrauenkirche zu unterstützen. Die Mehrheit der Mitglieder hat Zweifel, dass Wernigerodes Finanzkraft auch dafür ausreicht.

Dabei rechnet die Verwaltung mit einem Sechs-Millionen-Euro-Überschuss aus den Jahren 2014 bis 2017. Dem gegenüber steht ein Defizit von mehreren Millionen Euro, das für die nächsten drei Jahre erwartet wird. „Sie müssen entscheiden, wofür wir den Überschuss nutzen“, so Sozialdezernent Christian Fischer. „Welches Projekt ist Ihnen lieb und teuer? Ist es die Kulturkirche, oder investieren wir in Kitas und Schulen?“

Für Thomas Schatz (Linke) ist es Zweites. „Als in Schierke das Geld knapp wurde, haben wir uns verständigt, die Franckeschule ohne Fördergeld und peu a peu zu sanieren.“ Die Stadt hätte den fälligen Eigenanteil damals nicht stemmen können. „Mit dem Überschuss könnten wir in der Schule viel bewegen“, so Schatz. „Stattdessen machen wir ein neues Fass ohne Boden auf.“

Das befürchtet auch Hendrik Thurm (Haus&Grund). Was wenn die Kosten für den Kirchenumbau steigen?, fragte Thurm. „Die Stadt müsste nachschießen. Wir haben es in Schierke bei Kita und Arena erlebt.“ Wenn das Geld nicht ausreicht, sei nicht die Stadt, sondern die Stiftung in der Pflicht, so Dezernent Fischer. Er könne jedoch nicht ausschließen, dass die Stiftung um einen zweiten Zuschlag bittet. Die Entscheidung liege dann wieder beim Stadtrat.

André Weber (CDU) störte sich daran, dass die Stadt nach wie vor keinen Vorschlag zur Gegenfinanzierung des Zuschusses vorgelegt hat. „Ich muss doch wissen, welche anderen Maßnahmen dafür geopfert werden, um abwägen zu können.“ Die ganze Debatte irritiere ihn „hochgradig“. „Vor kurzem haben wir noch über Steuererhöhungen und Sparvorschläge diskutiert.“

Sylke Mattersberger (SPD-Fraktion) plädierte dagegen für den städtischen Zuschuss. „Die Kulturkirche ist ein Gewinn für die Stadt. Und Kultur steht uns gut zu Gesicht.“

Die endgültige Entscheidung über den Zuschuss fällt am Donnerstag, 3. Mai, in der Sitzung des Stadtrats.

Im Vorfeld der Sitzung hatte eine Nachricht für Aufregung bei einigen Stadträten gesorgt: Die von der Kulturstiftung angekündigten vier Millionen Euro Fördergeld von Land und EU seien keineswegs gesichert. Das Projekt befinde sich auf der Warteliste, hieß es.

Die Stiftung hatte sich 2017 am Wettbewerb „Verbesserung der Präsentation und nachhaltigen Nutzung des kulturellen Erbes in Sachsen-Anhalt“ beteiligt. Eine Jury hatte aus 47 Einsendungen förderwürdige 25 Projekte ausgewählt. Für die ersten zwölf stehen 33,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die Kulturkirche ist auf Platz 14. Wernigerode gehöre damit zu den „Nachrückeprojekten“, so ein Sprecher der Staatskanzlei auf Volksstimme-Nachfrage. Das Land habe bei der EU eine Aufstockung um 22 Millionen Euro beantragt, um weitere Projekte unterstützen zu können. Die Förderung des Kirchenumbaus sei „garantiert“, sobald die EU zustimmt. Die Entscheidung stehe noch aus. „Aber wir sind sehr zuversichtlich“, so der Sprecher.

Hintergrund: Die Kulturstiftung Wernigerode hat die Kirche für einen Euro von der Liebfrauen- und Sylvestrigemeinde gekauft. Laut Stiftung soll der Umbau des Gotteshauses insgesamt 5 Millionen Euro kosten. Der Bauausschuss hat den Millionen-Zuschuss empfohlen.