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Messtafel Neue Daten für Tempo 30 in Rübeland?

Raser sind vielen Rübeländern ein Dorn im Auge. Nun kontrolliert die Stadt Oberharz, wie viele Autos zu schnell sind - mit einer Tempotafel.

Von Günther Breutel 19.05.2020, 23:01

Rübeland l Es ist ein Schritt hin zu mehr Verkehrssicherheit: Seit kurzem steht an der Blankenburger Straße in Rübeland eine Tempomesstafel. Der elektronische Geschwindigkeitsmesser soll feststellen, wie viele Autofahrer nahe der Kindertagesstätte die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde überschreiten. Damit will die Oberharzer Stadtverwaltung Daten sammeln, um ein weitergehendes Tempolimit zu begründen.

Das Gerät gehört der Harzer Blitzergruppe, die es der Oberharzer Stadtverwaltung für vier Woche leihweise zur Verfügung stellt. „Wir haben zwei Geräte dafür in Betrieb, die auch von weiteren Orten angefordert werden“, erläuterte Denny Behrendt von der Blitzergruppe. Zurzeit war ein Gerät frei, das von Bauhofmitarbeitern an einem Lampenmast montiert wurde. Einige Tage dauerte der Probelauf, seit Freitag, 15. Mai, ist das Gerät voll funktionsfähig.

Zum offiziellen Start für den Betrieb der Tempomesstafel trafen sich der Oberharzer Stadtbürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU), Ordnungsamtschef Roland Krebs und Ordnungsamtsmitarbeiterin Grit Hildebrand mit Denny Behrendt von der Harzer Blitzergruppe vor Ort. Dass die Tafel am richtigen Ort steht, wurde sofort deutlich: In den ersten Minuten durchfuhren einige Fahrzeuge die Teststrecke, eines davon bretterte mit 60 Kilometern pro Stunde durch die Messstelle. Die meisten hielten sich aber an die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Kurios war die Durchfahrt einer Rangiereinheit der Betriebsbahn der Kalkwerke auf der Gleisanlage neben der Straße. Auch deren Geschwindigkeit wurde gemessen und lag bei 20 Kilometern pro Stunde. „Wir fahren nie schneller“, riefen belustigt die Rangierer von ihren Waggons.

Hintergrund ist, dass der langgestreckte, gerade und gut ausgebaute Teil der Blankenburger Straße im Höhlenort seit langem zahlreiche Fahrer dazu verleitet, allzu sehr aufs Gaspedal zu treten. Vielen Einwohnern treibt dies die Sorgenfalten auf die Stirn, vor allem den Eltern, die ihren Nachwuchs in die Kindertagesstätte bringen. Neben der Kita sind ein Hotel, Wohnhäuser, ein Großparkplatz und der Zugang zum Freibad an dem Straßenabschnitt angesiedelt. Schon häufiger haben Raser dort Gefahrensituationen herbeigeführt. Die Angst der Eltern vor Unfällen ließ sie schließlich an den Ortschaftsrat herantreten. Ihre Bitte: Vor der Kita sollte die erlaubte Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde gedrosselt werden. Mehrmals hat sich der Ortschaftsrat mit dem Thema befasst und bei der Stadtverwaltung die Geschwindigkeitsbegrenzung beantragt.

Den Antrag leitete die Stadt an die zuständige Kreisverwaltung weiter. Von dort kassierten die Rübeländer eine Absage. Zur Begründung hieß es, dass durch die Begrenzung Staus entstehen könnten und der Eingang zur Kita nicht direkt an der Bundestraße läge.

Damit wollten sich die Eltern nicht abfinden und sammelten 50 Unterschriften, die sie der Stadtverwaltung übergeben haben. „Wir nehmen die Sorgen der Eltern und der Bewohner ernst und überlegten, was wir tun können“, erklärte Bürgermeister Fiebelkorn. Er beauftragte das Ordnungsamt, Gespräche mit der Harzer Blitzergruppe aufzunehmen, die nun die Tafel bereitgestellt hat.

Das von der Firma Elan City hergestellte Display ist laut Denny Behrendt sehr hochwertig. Es misst die Geschwindigkeit beidseitig auf jeweils 500 Metern. Angezeigt wird die gefahrene Geschwindigkeit, aber nur in Richtung Ortsausgang. Vier Piktogramme sind mit der angezeigten Geschwindigkeit kombiniert. So belohnt ein lachendes Smiley den korrekten Fahrzeugführer, ein trauriges Smiley zeigt eine geringfügige Überschreitung an, und Kinderfiguren weisen auf die Unfallgefahr hin. Das Display misst nicht nur die Geschwindigkeiten, es zählt auch die durchfahrenden Fahrzeuge und hält die Geschwindigkeitsüberschreitungen fest. Dabei werden aber nicht die Fahrzeugtypen und Kennzeichen gespeichert. Dies dient zu einer Verkehrsüberwachung.

Nach einer vierwöchigen Testphase werden alle Daten ausgewertet. „Dann haben wir genug Argumente, um unsere Bitte für eine Tempo-30-Zone zu untermauern“, erklärten die Verwaltungsvertreter unisono.

Ein zweites Display wurde zur gleichen Zeit in Hasselfelde in Betrieb genommen. Auch dort gab es Hinweise und Beschwerden aus der Bevölkerung, dass es in der dortigen Blankenburger Straße durch Geschwindigkeitsübertretungen zu Gefahrensituationen kommen könnte.