Vermieter sieht keinen Grund für Veränderungen - Experten raten zu Miteinander Mieter ärgern sich über kleine Briefkästen
Mieter in der Karl-Marx-Straße klagen über ihre Briefkästen. Sie sind ihnen zu klein. Vermieter und auch der Mieterverein sehen das Problem differenziert und machen kaum Hoffnung auf Besserung.
Wernigerode l Einige Mieter in der Karl-Marx-Straße sind sauer. "Wir können Stille Post spielen, da die Briefkästen nur einen halben A4-Brief oder die Zeitungen nur zu einem Drittel im Kasten Platz finden", beschweren sich Volksstimme-Leser. Etwas überspitzt sagen die Wernigeröder: "So kann jeder von jedem die Post lesen und sich die Zeitungen ,ausleihen\'." Dickere Kataloge würden nur noch vor den Türen abgelegt.
Nach Meinung der betroffenen Mieter im Wohngebiet Burgbreite müssten Briefkästen der Euronorm DIN 13724 entsprechen. "Die Mindestgröße ist ein C 4 Briefkasten mit den Maßen 229 mal 324 Millimeter", so die Leser, die auf diesen Missstand auch den Vermieter hingewiesen haben. Bislang erfolglos.
Kirsten Fichtner, Geschäftsführerin der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW), kennt die Beschwerden ihrer Mieter aus der Karl-Marx-Straße. Allerdings sieht sie keinen Bedarf zu handeln: "Eine Norm für Briefkästen gibt es nicht", erklärte sie auf Volksstimme-Nachfrage. Aus ihrer Sicht sind die Anlagen für den normalen Postverkehr und die tägliche Zeitung völlig ausreichend. Auch Anwohner sehen das Problem an normalen Tagen nicht so drastisch: "An Tagen mit vielen Werbebeilagen wird es dagegen schon eng", so ein Anwohner. Und tatsächlich: Steckt beispielsweise die Wochenzeitung im Schlitz, bleibt kaum noch Platz für weitere Zeitungen. Auch größere Umschläge können nur mit Mühe in das Fach gesteckt werden.
Solche Probleme sind für den Mieterverein Wernigerode nichts Neues. Allerdings setzen die Mitarbeiter zuerst auf das Gespräch zwischen Mieter und Vermieter. "Man sollte zunächst den Vermieter auffordern, den Missstand abzustellen", erklärte Rechtsberaterin Anke Herlt auf Volksstimme-Nachfrage. "Wenn ein DIN A4-Umschlag nicht ohne Knick in den Briefkasten passt, sollte der Vermieter den Kasten entsprechend herrichten. Dar- über gibt es Gerichtsurteile", erklärte sie. Der Mieter könne in diesem Fall eine Mietminderung erwirken. Allerdings falle die meist so gering aus, dass sich der Aufwand nicht lohne.
Die Rechtsberaterin gibt außerdem zu bedenken, dass ein Briefkasten nur für die ganz normale Tagespost ausgelegt sein müsse. "Wer oft größere Postsendungen erwartet, die über das übliche Maß hinausgehen, sollte stark darüber nachdenken, sich ein Postschließfach anzumieten", rät sie. Für dicke Versandkataloge sei ein normaler Briefkasten ohnehin nicht gedacht. "Wir raten den Mietern, immer das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen. Denn er ist der einzige, der an der Situation etwas ändern kann."
Für die Bewohner der Karl-Marx-Straße wird sich aber in Zukunft nichts ändern. GWW-Chefin Kirsten Fichtner: "Neue Briefkästen werden dort nicht eingebaut."