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NachrufTrauer um kreativen Kopf aus Wernigerode

Wernigerode trauert. Frank Schröder, einer der Väter der Landesgartenschau 2006, ist unerwartet verstorben.

Von Katrin Schröder 16.02.2020, 04:45

Wernigerode l Die Nachricht hat für Trauer und Bestürzung in der Stadt gesorgt. Frank Schröder, einer der Wegbereiter der Landesgartenschau (Laga) 2006 in Wernigerode und kreativer Macher für viele andere Gartenschauen im Land, ist im Alter von 45 Jahren überraschend gestorben. Auch wenn der gebürtige Wernigeröder seit mehr als zehn Jahren beruflich meist außerhalb seiner Heimatstadt aktiv war, haben doch zahlreiche Freunde und Mitstreiter seinen Weg begleitet. Nicht zuletzt hatten er und seine Familie weiterhin ihren Lebensmittelpunkt in Wernigerode.

Einer, der eng mit Frank Schröder zusammengearbeitet hat, ist Frank Schmidt. „Ich bin sehr traurig“, sagt der langjährige Leiter des städtischen Gartenamtes, der mittlerweile im Ruhestand ist. Frank Schröder habe er als Zivildienstleistenden im Gartenamt kennengelernt. Zum Studium ging Schröder dann nach Berlin – Landschaftsplanung und Naturschutz an der Technischen Universität Berlin. In seiner Diplomarbeit lotete er Möglichkeiten und Chancen von Landesgartenschauen in Sachsen-Anhalt aus, noch bevor die erste stattfand. Frank Schmidt war sein Mentor, eine Kopie der Arbeit liegt bis heute im Gartenamt.

Da war es nur folgerichtig, dass Schröder mit seiner ersten Anstellung in die Praxis umsetzen konnte, was er theoretisch erörtert hatte. Vier Jahre lang hat er die Landesgartenschau 2006 in Wernigerode vorbereitet und begleitet, für seine Vorstellung gekämpft und geworben. Unter der Leitung der Geschäftsführer Andreas Heinrich und Erhard Skupch nahm das Boot Fahrt auf, als Prokuristen sorgten Michael Hamecher für den kaufmännischen und Frank Schröder für den gärtnerisch-technischen Teil.

Einer, der dies aus der Nähe mitverfolgt hat, ist Andreas Meling. Der heutige Leiter des Stadtbetriebsamtes war bei der Landesgartenschau-Gesellschaft für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Das war ein sehr junges Team. Wir kamen alle frisch vom Studium und haben das zum ersten Mal gemacht“, erinnert sich Meling. Die Begeisterung für die gemeinsame Sache habe für einen besonderen Zusammenhalt gesorgt. „Wir haben alle voneinander und miteinander gelernt. Das war eine sehr intensive Zeit“, so Meling.

Mittendrin Frank Schröder als einer, auf den Verlass war und der bei Bedarf selbst die Schaufel in die Hand nahm, der aber auch vor Ideen sprühte und sie mit anderen teilte. „Man konnte von ihm nur lernen. Es war sehr prägend, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagt Sandra Pech. Die heutige gärtnerisch-technische Leiterin des Bürgerparks gehörte damals ebenfalls zum Laga-Team.

Dabei war Schröder keiner, der sich persönlich in den Vordergrund spielte. „Er war immer ein ruhiger und zurückhaltender Typ, aber mit einer klaren Vision, wie die Dinge gestaltet werden können“, sagt Meling. Und er besaß die Gabe, andere mitzureißen. „Er hat für seine Ideen gebrannt und konnte andere begeistern. Das war in den ersten Jahren ganz wichtig“, so der heutige Stadtbetriebsamtsleiter.

Sein Enthusiasmus übertrug sich auf die Wernigeröder. Denn zunächst war die Stimmung in der Stadt dem Projekt Laga gegenüber durchaus kritisch, berichtet Ludwig Hoffmann, der seinerzeit als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt lenkte. „Es wurde erst einmal kontrovers diskutiert, es herrschte nicht von vornherein Begeisterung.“ Landschaftsarchitekt Schröder hingegen war von Anfang an überzeugt, dass die Laga ein voller Erfolg werden würde. „Er war mit großer Begeisterung dabei, und ich habe mich davon anstecken lassen“, bekennt Hoffmann – im Nachhinein sei er froh darüber.

Dass Frank Schröder „einer der Väter der Landesgartenschau“ war, wie Hoffmann formuliert, würde Meling ebenfalls unterschreiben. Und weil dieser Vater beharrlich für sein Kind warb, wurde es „ein Baby der Wernigeröder“, so Meling. Dafür legten sich die Einwohner ins Zeug, etwa im Förderverein, den Schröder geleitet hat. „Es herrschte eine tolle Aufbruchstimmung“, erinnert sich Frank Schmidt.

Dass die Schau vor diesem Hintergrund ein großer Erfolg wurde, verwundert nicht. Vorausschauend war, dass die Nachnutzung gut geplant wurde, sagt der frühere Gartenamtschef. Dafür zeichnete Schröder nach Laga-Torschluss als Geschäftsführer der Park und Garten GmbH verantwortlich. 2009 eröffneten er und seine Mitarbeiter den Miniaturenpark „Kleiner Harz“ – auch er wurde wie der Bürgerpark zum Besuchermagneten.

Mit dem Abschied von dem Posten 2009 begann seine Tour durchs Land – von Gartenschau zu Gartenschau. 2010 war er gärtnerisch-technischer Leiter der Laga in Aschersleben, den gleichen Posten übernahm er jeweils bei der Landesgartenschau in Burg und bei der Bundesgartenschau in Brandenburg/Havel 2015. Für seine Arbeit erntete er viel Lob. „Er war Burgs grüne Seele, wir haben ihm viel zu verdanken“, so würdigt ihn Udo Vogt, zur Zeit der Landesgartenschau Vorsitzender des Fördervereins.

Für Frank Schröder war dies die richtige Aufgabe. „Bei einer Gartenschau kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen“, sagt Schmidt, der gemeinsam mit Schröder als Expertenduo bei der Volksstimme-Aktion „Höfe halten Hof“ auftrat. Mit seiner Art habe sich Schröder viele Freunde gemacht. „Er war ein höchst angenehmer Mensch, mit dem man gern zusammengearbeitet hat“, sagt Ludwig Hoffmann. Ein „ganz feiner, lieber Mensch, ungewöhnlich kreativ und sehr sensibel“ sei er gewesen, sagt Frank Schmidt. Dass er schon so früh gehen musste, sei unbegreiflich: „Er hatte noch so viel vor.“

Denn auch die nächste Laga sollte Schröders Handschrift tragen. Im Juli 2019 erst ist der Wernigeröder als Geschäftsführer der Landesgartenschau Bad Dürrenberg gGmbH angetreten. „Seine Erfahrung, sein Ideenreichtum und sein offenes Wesen hat sein Wirken auch in Bad Dürrenberg maßgeblich geprägt“, teilt der Aufsichtsrat der Laga-Gesellschaft mit.

In Wernigerode wirken seine Ideen fort – zum Beispiel die für das Bürgerwäldchen. Gegen einen Obolus kann man einen Baum pflanzen und mit einer Patenschaftstafel versehen lassen. Rund 800 Bäume stehen heute überall im Stadtgebiet – im Bürgerpark war nicht mehr genug Platz. Auch im Stadtbild hat Schröder Spuren hinterlassen: So sind die Grünanlage am Vorwerk und die Hochbeete vor dem Polizeirevier am Nico sein Werk. Frank Schmidt will derweil das Andenken an seinen Freund auf eigene Weise pflegen: „Ich werde für ihn einen Apfelbaum pflanzen.“