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Nahverkehr Busse rollen - aber nicht überall im Harz

Der Busverkehr im Harz rollt langsam wieder an. Doch noch sind längst nicht alle Straßen geräumt.

Von Ivonne Sielaff 11.02.2021, 00:01

Wernigerode/Halberstadt l Gegen 12 Uhr haben am Mittwoch (10. Februar) die ersten Busse die Zentrale der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) im Wernigeröder Dornbergsweg verlassen. „Wir machen wieder das, was auf der Schiene noch nicht möglich ist“, sagt HVB-Chef Christian Fischer. „Wir transportieren die Menschen von A nach B.“ Damit sei das Transportunternehmen das erste im Harzkreis, das nach dem Wintereinbruch wieder am Start sei. „Natürlich hat es am Anfang erwartungsgemäß ein bisschen geruckelt. Und es gibt nach wie vor viele Einschränkungen. Aber wir sind wieder am Netz.“ Die HVB wolle damit nach dem tagelangen winterbedingten Stillstand ein Zeichen setzen.

Quasi über Nacht hatte Fischer ein Ampel-System für die Fahrgäste entwickelt. „Rot bedeutet, die Linie ist komplett dicht. Gelb heißt, die Busse der Linie fahren mit Einschränkungen. Grün, die Busse fahren ohne Einschränkungen.“ Die Liste, die auf der Website des Transportunternehmens zu finden ist, werde ständig aktualisiert. Auch auf Facebook werde informiert, so Fischer.

Momentan seien kreisweit 14 Linien noch komplett dicht. „Aus nachvollziehbaren Gründen, die Busse kommen noch nicht überall durch“, so der HVB-Chef. „Wir haben versucht, den ländlichen Raum zurückzuerobern. Dort sind viele Leute auf den Bus angewiesen.“ Zudem sei der Wernigeröder Citybusverkehr angeschoben worden – wenn auch vorerst auf Sparflamme.

In Wernigerode habe der Winterdienst über Nacht einiges geschafft, sagt Fischer. „Aber es liegt noch einiges im Argen.“ So ist der Seigerhüttenweg noch nicht passierbar. Die Haltestelle Rendezvous kann nicht angefahren werden. „Wir kommen nicht in die Heidebreite und die Charlottenlust rein“, so Fischer. „Die Burgbreite ist nach wie vor eine Schnee- und Eiswüste.“ Überhaupt seien die Wohnquartiere für die Busse schwer zu erreichen. Dennoch würden die Stadtlinien 1 und 4 mit Einschränkungen fahren, die Nachtline ebenso. Die Linien 2 und 3 können laut Fischer frühestens nächste Woche wieder bedient werden.

Problematisch sei das Anfahren der Haltestellen. Viele Stopps im kreisweiten HVB-Netz seien noch nicht geräumt. „Deshalb halten unsere Busse mit Warnblinker auf der Straße“, sagt der HVB-Chef, der um gegenseitige Rücksichtnahme bittet.

Der Winterdienst in Wernigerode ist indes weiter im Dauereinsatz. „Seit Mittwoch, 4 Uhr, haben wir die Bushaltestellen geräumt, sodass die Busse wieder ranfahren können“, informiert Stadtbetriebs-amtsleiter Tobias Kascha. „Wir sind dazu im Austausch mit den HVB. Sie sagen uns, wo wir nacharbeiten müssen und wir arbeiten das ab.“ Zudem seien die Winterdienstler weiter damit beschäftigt, die Straßen frei zu räumen und zu verbreitern, damit Autos im Gegenverkehr aneinander vorbeikommen.

„Die dritte große Baustelle ist im Moment der Abtransport der Schneemassen“, so Kascha. Und zwar nicht nur rund um den Wernigeröder Markt, sondern überall in der Stadt. „Zusammen mit externen Partnern waren wir am Mittwoch unter anderem in der Louis-Braille-Straße, in der Minslebener Straße, im Stadtfeld und in der Burgbreite im Einsatz.“ Der Schnee wird auf städtische Flächen im Gewerbegebiet Smatvelde gebracht.

Derweil ist der öffentliche Personennahverkehr in Halberstadt immer noch eingefroren. Die Halberstädter Verkehrsgesellschaft (HVG) könne keine Straßenbahnen und Busse auf die Gleise beziehungsweise Straßen schicken, informierte am gestrigen Mittwoch Andreas Otto, stellvertretender HVG-Chef. „Wir haben zwar unseren Betriebshof von den enormen Schneemassen beräumt und stehen in den Startlöchern, aber die Probleme beginnen bereits direkt vor unserer Haustür. Die Straßen sind einfach noch zu schlecht geräumt“, so Andreas Otto.

Im Stadtgebiet bereite vor allem der an den Straßen aufgetürmte Schnee Schwierigkeiten. Dadurch seien die Fahrbahnen immer noch viel zu eng. Große Fahrzeuge kämen nicht aneinander vorbei. Besonders schlimm sei es in der Altstadt.

Die Straßenbahnen müssten ebenfalls im Depot bleiben, weil die Gleise zum großen Teil unter Schnee begraben sind. „An mehreren Kreuzungen schoben die Räumfahrzeuge Schneeberge direkt auf die Gleise. Das muss alles erst beräumt werden und dauert eben“, betont Andreas Otto.

Ein weiteres Problem sind die Haltestellen von Bus und Bahn im Stadtgebiet, von denen viele aufgrund der Schneemassen ebenfalls nicht zugänglich sind. „Die privaten Anlieger sind laut Satzung der Stadt zum Räumen der Haltestellen verpflichtet“, so der Vize-HVG-Chef.

Rathaussprecherin Ute Huch bestätigt das. Die Regelung gelte bereits seit 2008. Darüber habe die Stadt über Flyer die Betroffenen informiert. Dieser Pflicht kämen viele Bürger leider nicht nach. Bislang hätten nur die großen Wohnungsgesellschaften vor ihren Wohnhäusern Haltestellen vom Schnee befreit.

„Wir haben jetzt einen Teil unserer Mitarbeiter los geschickt, die die Haltestellen freischaufeln. Ab Donnerstag helfen dabei auch Bus- und Straßenbahnfahrer, die derzeit nicht fahren können“, berichtet Otto. Diese Dienstleistung werde die HVG den privaten Anliegern aber nicht in Rechnung stellen.

Ab wann Bahnen und Busse in Halberstadt wieder den regulären Fahrbetrieb aufnehmen können, sei bislang noch völlig unklar. „Sicher können wir nur schrittweise zum Normalbetrieb zurückkehren“, betont Andreas Otto.