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Bauvorhaben Neue Probleme bei Sanierung im Kloster Ilsenburg

Bei Arbeiten im Kloster Ilsenburg treten neue Probleme zutage. Rainer Schulze, Vorstand der Kloster-Stiftung, berichtet, worum es sich handelt.

Von Jörg Niemann 17.08.2023, 07:15
Der Stiftungsvorsitzende Rainer Schulze (rechts) und der Sachverständige Helge Reuß hatten zum Thema Schwamm in den vergangenen Tagen unerwartet  viel Gesprächsbedarf.
Der Stiftungsvorsitzende Rainer Schulze (rechts) und der Sachverständige Helge Reuß hatten zum Thema Schwamm in den vergangenen Tagen unerwartet viel Gesprächsbedarf. Foto: Jörg Niemann

Ilsenburg - Am Schloss des Ilsenburger Klosterkomplexes tut sich eine Menge. Auf dem Schlosshof sind die Tiefbauer aktiv. Sie baggern metertiefe Löcher aus und suchen dabei nach alten Versorgungsleitungen. Da kommt so einiges zutage, vor allem rostige Leitungen und jede Menge alter Kanäle. Verlegt oder gebaut wurden diese geschätzt in den vergangenen 100 Jahren, je nachdem, was sich damals im Kloster veränderte. Am auffälligsten sind übrigens die alten Kanäle und Schächte für die Heizung des einstigen Hotels.

So gut wie alles, was sich aktuell im Erdreich befindet, wird erneuert. Auch die noch relativ neuen Heizungsrohre. Rainer Schulze, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Kloster Ilsenburg und ehrenamtlicher „Bauleiter“, hofft nämlich, dass das Kloster künftig an eine Fernwärmetrasse des geplanten Biomasse-Heizkraftwerks angeschlossen werden kann. Noch aber, so weiß auch Schulze, steht noch nicht zu 100 Prozent fest, ob dieses Kraftwerk im Gewerbegebiet Industriepark überhaupt gebaut wird. Noch laufen die Planungen.

Unerkannter und unerwünschter Gast

Das künftige Beheizen des Klosters ist allerdings nicht das dringendste Problem für Rainer Schulze und die Klosterstiftung. Es ist mal wieder der Hausschwamm, der auf der Baustelle für Probleme sorgt. „In den ersten Wochen der Arbeiten sind Wände vom Putz befreit, Schalungen entfernt und abgehängte Decken demontiert worden. Und dabei haben wir erneute Überraschungen erlebt“, sagt Schulze und geht auf Nachfrage ins Detail. „An fast jeder Ecke der westlichen Schlossbegrenzung ist der Schwamm. Er muss sich seit langem dort eingenistet haben und sorgt jetzt für Probleme“, so Schulze weiter. Betroffen seien vor allem die Enden von Deckenbalken. Über kurz oder lang würde sich der Schwamm weiter durch das Holz fressen.

Ursächlich für die neuen Probleme sei die Bauweise des Schlosses. Die gemauerten Wände sind von außen mit einer Sandsteinfassade verkleidet worden. Jeder Riss führte nach Ansicht des Sachverständigen Helge Reuß dazu, dass Wasser über die sogenannte Wetterseite aus in das Gemäuer eindringen und dort verbleiben konnte. „So, wie es aussah, war dies ein Prozess über einige Jahrzehnte. Jetzt führen die neuen Schwammfunde dazu, dass Teile der Deckenkonstruktion auch noch erneuert werden müssen“, sagte Reuß.

Rainer Schulze beziffert die finanziellen Folgen der neuen Schwammfunde mit zusätzlichen 150.000 bis 200.000 Euro. Wie das Geld aufgebracht werden soll, kann Schulze noch nicht sagen. „Dazu ist das Problem gegenwärtig noch zu frisch“, sagte er.

Eröffnung 2024 geplant

Dennoch gibt er sich für das Projekt insgesamt optimistisch. Trotz der neuen Probleme sollen Teile des sogenannten Bothobaus des Schlosskomplexes schon in der zweiten Jahreshälfte des kommenden Jahres öffnen. „Ich hoffe, dass wir das Schlosscafé und auch die im Keller des Bothobaus geplante Brauerei in etwa einem Jahr für Gäste eröffnen können“, sagt Schulze. Von diesem Schritt erhofft er sich dann Einnahmen für die Klosterstiftung, die dann in weitere Arbeiten fließen werden.

Das Kernstück der jetzigen Arbeiten, das Museum für die Werke von Harzmalern mit Schwerpunkt auf dem Ilsenburger Künstlerehepaar Crola, wird nach aktuellen Prognosen erst im Jahr 2025 öffnen können.

„Wenn dies geschehen ist, dann wollen wir perspektivisch den letzten Teil der Klostergebäude an Angriff nehmen. Dabei sollen in den bislang ungenutzten Gebäudeteilen Ferienwohnungen zur Vermietung entstehen. Wenn diese dann fertig sind, erhoffen wir uns als Stiftung, endlich auch finanziell auf eigenen Füßen zu stehen und über die Einnahmen die dann anfallenden Werterhaltungsarbeiten finanzieren zu können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg“, so Rainer Schulze abschließend.