1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Regentonne rechnet sich wieder - neue Gebühr für Garten-Wasseruhr

Frust bei Hausbesitzern in Wernigerode Regentonne rechnet sich wieder - neue Gebühr für Garten-Wasseruhr

Von Michael Pieper 04.04.2013, 01:11

Ist die Regentonne leer, greift Jörgen Huch zum Gartenschlauch, um die Beete zu bewässern. Mit einem extra Zähler wollte sich der Wernigeröder dabei die Abwasserkosten sparen. Eine neue Verwaltungsgebühr des Abwasserverbands durchkreuzt seinen Plan.

Wernigerode. Für Jörgen Huch aus Wernigerode grenzt die neue Verwaltungsgebühr des Wasser- und Abwasserverbands Holtemme-Bode (WAHB) an Abzocke. Der Hausbesitzer aus Wernigerode hatte sich einen zweiten Wasserzähler installieren lassen, um dem Verband nachweisen zu können, wie viel Wasser er für das Gießen seiner Blumen verbraucht.

Das könnte bares Geld sparen, war sich Huch sicher. Denn: Der Verband berechnet grundsätzlich dieselbe Menge an Abwasser, wie der Hausbesitzer an Wasser zuvor von den Stadtwerken Wernigerode bezogen hat. Im Klartext: Bezieht er 35Kubikmeter Wasser, werden auch 35Kubikmeter Abwasser berechnet. Der Anteil, der zum Gießen im Erdreich versickert und somit nicht vom Verband geklärt werden muss, kann aber auf Antrag durch einen sogenannten Gartenzähler ermittelt werden.

Nach einem Jahr Nutzung wies der Zähler bei Jörgen Huch 9Kubikmeter verbrauchtes Gartenwasser auf - das bedeutet eine Ersparnis von 27Euro. "Aber auf meiner Rechnung tauchte nach Jahren erstmals eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 10,25 Euro auf." Die vermeintliche Ersparnis schrumpfte, hinzu kamen Kosten für die Installation des Zählers (60 Euro), der zusätzlich nach sechs Jahren ausgetauscht werden muss.

"Kann man hier noch von einer Einsparung sprechen? Wieso fielen diese Gebühren in den vergangenen Jahren nicht an?", fragt Huch. Der vermeintliche Mehraufwand durch die doppelte Abrechnung sei keine 10,25 Euro wert, sagt der Rentner. Schließlich würde ohnehin eine Rechnung zugestellt werden, und er würde weiter selbst die Verbrauchsdaten dem Verband mitteilen.

"Anfallender Verwaltungsaufwand soll Verursachern zur Last gelegt werden."

Nikolai Witte, Geschäftsführer des Abwasserverbands Holtemme-Bode

Volksstimme hakte nach beim zuständigen Verband und ließ sich von Geschäftsführer Nikolai Witte die Hintergründe erklären. Die Verwaltungsgebühr werde seit dem Abrechnungsjahr 2012 erhoben, tauche in diesem Jahr also erstmals auf den Rechnungen auf. Mit den 10,25 Euro soll der "jährlich anfallende Verwaltungsaufwand den Verursachern zur Last gelegt" werden, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.

Witte zählt auf: "Dazu gehört die Kundenstammpflege, Zählerdatenerfassung, Eichdatenüberprüfung, Abrechnungserfassung sowie die Erstellung und Erläuterung dieser Abrechnungen gegenüber den Kunden." Grundsätzlich würden für die Berechnungen lediglich die Daten von den Stadtwerken Wernigerode einbezogen, durch die Abrechnung des Gartenwassers entstehe ein Mehraufwand, erläutert WAHB-Mitarbeiterin Gisela Hanl.

Zahlen müssen alle Kunden, die einen beantragten und genehmigten Gartenzähler benutzen. Sollten sie den Antrag zurückziehen, entfällt auch die Gebühr, so Geschäftsführer Witte. Das würde aber auch bedeuten, dass wieder die gesamte zugeführte Wassermenge auch als Schmutzwassermenge abgerechnet würde, "eine pauschale Ermäßigung kann für die Gartenbewässerung nicht erfolgen".

Bislang waren für die Berechnung des Gartenwassers privat installierte Zähler zulässig, ab 2014 ist eine Berechnung nur noch über verbandseigene Zähler möglich. Damit, so Gisela Hanl, erhöhe sich auch der Mindestverbrauch an Gartenwasser, um einen Einspar-Effekt zu erzielen. Denn statt einmaliger Installationskosten von rund 60Euro, wie sie bisher angefallen waren, werden die verbandseigenen Zähler für eine jährliche Miete von 24,60Euro zuzüglich einmaliger Installationskosten ausgegeben (siehe Infokasten). Besitzer von Zählern, die noch in der Eichfrist liegen, sind davon noch nicht betroffen.

Für Jörgen Huch wird sich die Extra-Abrechnung mit den verbandseigenen Zählern nicht mehr lohnen. Er müsste noch mehr Wasser im Garten versickern lassen, um Geld zu sparen.