Leidenschaftliche Sammlerin zeigt ihre Lieblinge in Wernigeröder Museum Sandmännchen, Pinocchio und Barbie - das Kleinste Haus wird zur Puppenstube
Wernigerode l Das Museum Kleinstes Haus lockt mit einer Puppenausstellung. Die gut 300 Sammlerstücke gehören Ilse Mohrbacher - eine gebürtige Wernigeröderin, die in der Nähe von Köln lebt. Die 79-Jährige hofft, dass sie die Museumsbesucher mit ihrer Leidenschaft für Puppen anstecken kann.
Unzählige Puppengesichter begrüßen die Besucher des Kleinsten Hauses in der Kochstraße 43. Liebevoll und mit Sorgfalt aufgereiht in Regalen oder sitzend auf Stühlen, können mehr als 300 Puppen aller Art und Herkunft in der neuen Dauerausstellung in Augenschein genommen werden. Das Museum in Wernigerode, das 1792 als Wohnhaus erbaut wurde, lockt Neugierige nicht nur mit seiner erstaunlich kleinen Größe, sondern von Zeit zu Zeit mit interessanten Exponaten. Museumsleiter Klaus Ohlendorf rief die neueste Ausstellung ins Leben - bezeichnet sich deshalb schmunzelnd selbst als "Puppenvater".
Ilse Mohrbacher (79), geborene Thiele, ist stolze Besitzerin der Sammlung. "Angefangen hat alles vor ungefähr 40 Jahren, als ich meiner ältesten Tochter von einer Reise eine Puppe mitgebracht habe", berichtet die gebürtige Wernigeröderin, die seit 1960 ihren Wohnsitz in Herchen bei Köln hat. Mit der Zeit verlor ihre Tochter das Interesse an Puppen. Ilse Mohrbacher hob die Puppen auf und erweiterte die Sammlung - der Beginn einer Leidenschaft.
Der Mann der Sammlerin baute sogar ein Haus für ihre Lieblinge, das in der Ausstellung ebenfalls gezeigt wird. "Bis zur Weihnachtszeit werde ich das Puppenhaus noch mit Lichtern versehen", sagt Klaus Ohlendorf und zeigt beim Volksstimme-Besuch auf die winzigen Dachschindeln, Miniatur-Möbel, Trennwände aus Kanada und Dekorationen, die jeden Raum zieren.
Sehenswert sind auch die vielen unterschiedlichen Spielsachen, die Ilse Mohrbacher aus aller Welt mitgebracht hat. "Ich war auf allen Kontinenten zu Besuch." Reisen führten sie von Spanien über Italien, Saudi-Arabien, Kamerun, Australien bis zu den USA. "Die Ausstellung ist multikulturell - nur hier findet man alle Nationen friedvoll nebeneinander", sagt die reiselustige Frau mit Blick auf zwei Puppen aus Palästina und Israel.
Zur Sammlung gehören auch eine Karnevalspuppe aus Köln, irokesische Maisstrohpuppen, die ausschließlich von Hand hergestellt werden, sowie Kohlkopfpuppen, Puppen als Teewärmer und eine Puppe aus Russland, die ein Vater im Zweiten Weltkrieg für seine Tochter gekauft hatte. Ikonische Figuren wie das Sandmännchen, Pinocchio und eine Barbie ergänzen die Ausstellung.
"Nur in der Ausstellung findet man alle Nationen friedvoll nebeneinander."
Hinter jeder Puppe stecke eine kleine Geschichte - auf diese Weise werde die Fantasie der Besucher angeregt. So könnten Kinder das aus der Mode geratene Spielzeug wieder für sich neu entdecken. "Heutzutage wird zu wenig mit Puppen gespielt", bedauert Ilse Mohrbacher. In ihrer Familie sei das nicht der Fall. "Mein dreijähriger Urenkel hat sich bereits einen Puppenwagen samt Puppe ausgesucht." Sie selbst habe als kleines Mädchen gerne mit Puppen gespielt, für die sie sogar Kleider anfertigte. Einige von ihren handgenähten Stücken stellte sie kürzlich beim Drübecker Klosterfest aus.
Schon immer habe sie ein "nettes Plätzchen" für ihre wertvollen Sammlerstücke gesucht - und es jetzt in Wernigerode gefunden. "Mir fiel es schwer, meine Lieblinge herzugeben. Aber ich besuche meine alte Heimat ja oft", sagt die 79-Jährige und ergänzt: "So sehr ich mein jetziges Zuhause mag, könnte ich mir gut vorstellen, wieder in Wernigerode zu leben. Ein Teil von mir ist nun hier."
Am Ende des Rundgangs durch die Ausstellung im Kleinsten Haus nimmt Ilse Mohrbacher "Connie" in die Hand, eine besonders große Puppe, die sie auf einem Flohmarkt erwarb. Bei "Connie" können Museumsbesucher eine kleine Spende abgeben. Die Sammlerin teile ihre Leidenschaft gern mit anderen Menschen und erinnert sich noch gut an einen kleinen Jungen. "Er betrachtete die Puppen sehr lange. Als er ging, bedankte er sich bei mir."