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Sanierung Große Anstrengung für kleine Holzkirche Elend

Ein Förderverein sammelt Spenden für die Sanierung der winzigen Holzkirche in Elend. Die Kosten dafür werden auf 223.000 Euro geschätzt.

Von Karoline Klimek 25.11.2019, 23:01

Elend l Sie ist nur so groß wie eine Zweizimmerwohnung – und doch ist die sanierungsbedürftige Holzkirche für die Menschen in Elend von enormer Bedeutung. Das zeigt vor allem die Spendenbereitschaft. Schon der Bau der am 27. Juni 1897 geweihten Kirche ist hauptsächlich durch Stifter ermöglich worden, ebenso die Errichtung des Glockenturmes sowie die Anschaffung der fünf bleiverglasten Fenster, der Orgel, des Taufbeckens und des Altars. Und auch jetzt packen die Bürger mit an. Vor knapp sechs Monaten wurde zu diesem Zweck der Verein „Rettung kleinste Holzkirche Deutschlands in Elend“ gegründet, der in seiner Halbjahresbilanz Einiges vorzuweisen hat.

„Unser Ziel war es, bis zum Frühjahr 2020 die Summe von 10.000 Euro zu sammeln, um auf dieser Grundlage Fördergelder für die Sanierung beantragen zu können. Wir haben mittlerweile 15.000 Euro zusammen“, freut sich Isolde Hiller vom Vereinsvorstand. Die Pfandaktion im Nachhinein des Festivals „Rocken am Brocken“ habe 3500 Euro eingebracht, ein spontanes Konzert des niederländischen Orgelspielers Harm Woltjer brachte im August weitere 1200 Euro ein, zudem sei der Honigverkauf aus der gemeinsamen Aktion mit Imker Enrico Kretschmer ertragreich gewesen. „Wir haben die Honiggläser für je 3,90 Euro angeboten, die meisten haben 5 Euro gegeben“, erzählt Isolde Hiller.

Weitere Veranstaltungen wie das Erntedankfest oder auch private Spenden haben letztendlich zu der stolzen Summe beigetragen. „Sogar aus dem Raum Elbingerode, Wernigerode und Braunlage hat uns Geld erreicht“, ergänzt der Vereinsvorsitzende Ulrich Förster. „Viele haben Großeltern, die hier getraut wurden oder haben andere Erinnerungen an die Kirche. Das verbindet.“

Dass sie sich jemals so stark für den Erhalt der Kirche engagieren würden, hätten die beiden Vereinsmitglieder vor der Gründung nicht gedacht. Denn eigentlich fing alles mit einer ganz kleinen Idee an. „Wir beide saßen hier und meinten, die Kirche brauche mal einen neuen Anstrich. Also wollten wir die Farbe dafür spenden“, erinnert sich Isolde Hiller zurück. Doch mit einer äußeren Schönheitskur ist es nicht getan, wie ein erstes Gutachten belegt.

Wie der für das Gotteshaus zuständige Pfarrer Ernst-Ulrich Wachter erzählt, habe ein Holzschutz-Sachverständiger bei einer ersten Besichtigung „an einigen Stellen etwas gefunden, an anderen kann er es nur vermuten“. Denn hinter den Holzbeschlag habe dieser nicht schauen können. Das werde im ersten Bauabschnitt nachgeholt. „Wenn der Turm sowie die beiden Giebeldreiecke saniert werden, muss die Kirche eingerüstet werden. Dann können auch alle anderen Schäden an der Kirche begutachtet werden. Dafür werden das Holz und die Dachziegel an vielen Stellen abgenommen“, erläutert der 48-Jährige die Vorgehensweise.

Geschätzt werden die Kosten auf 223.000 Euro. „Das ist eine riesige Summe, wir sind erstmal nach hinten übergeschlagen“, denkt Ernst-Ulrich Wachter an den Moment der Wahrheit zurück. Schließlich lag die vorsichtige Schätzung vor der Besichtigung noch bei rund 100.000 Euro. Sollte sich bei den Arbeiten herausstellen, dass der Turm von echtem Holzschwamm befallen ist, sei zudem mit deutlichem Mehraufwand zu rechnen. „In dem Fall müssen wir rund um die betroffenen Stellen zusätzlich 1,40 Meter erneuern“, erklärt er. Auch eventuell versteckte Schäden an den noch nicht begutachteten Teilen des Gebäudes sorgen für Planungsunsicherheit. Doch die Hoffnung sterbe bekanntlich zuletzt. „Ich vermute, dass die Schäden nicht so groß sind wie am Turm. Hier sieht man sie ja äußerlich schon sehr stark“, gibt er sich optimistisch. „Ich bin ein Christ, ich glaube an Wunder.“

Ganz in Gottes Hand lege er die Sache dann aber doch nicht. Zur Finanzierung des Mammutprojekts versuche die Gemeinde, verschiedene Fördergeldgeber mit ins Boot zu holen. „Die größte Anfrage haben wir bei der ‚Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland‘ gestellt. Hier haben wir 50.000 Euro beantragt“, erzählt der Pfarrer. Zudem seien unter anderem der Kirchenkreis Halberstadt, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und Lotto-Toto Sachsen-Anhalt angeschrieben worden. Im März rechne er mit den ersten Rückmeldungen. Eine Finanzspritze erhoffe er sich außerdem von der Gemeinde, der Förderverein wolle ebenso fleißig weitersammeln. „Es ist ein gutes Hand-in-Hand-Arbeiten“, resümiert er.

Ist der Grundstein erstmal gelegt, sollen zwei weitere Bauabschnitte folgen, in denen die eventuell gefundenen Schäden an Dach und Kirche behoben, das Kirchenschiff saniert und das Gebäude neu beschlagen und gestrichen werden sollen. „Wir brauchen alle einen langen Atem“, ist Ernst-Ulrich Wachter der Umfang des Projekts bewusst. „Unser großes Ziel ist es, 2022 zum 125-jährigen Bestehen der Kirche eine gehörige Portion Arbeit geschafft zu haben.“

Sein Traum wäre es, einen vierten Bauabschnitt anzuschließen, in dem der Platz vor der Kirche umgestaltet wird. Sitzgelegenheiten, ein Toilettenhäuschen sowie eine neue Außenbeleuchtung habe er dabei im Sinn. „Es gibt Pläne, auch vom Förderverein, aber die bleiben erstmal in der Schublade“, bedauert er. Der Erhalt des Gebäudes habe Vorrang.

Und genau dafür setzt sich auch der Förderverein weiter ein, hat für 2020 schon einige Konzerte in Planung. Zuvor wird jedoch am 27. Dezember ab 17 Uhr zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen eingeladen. Auf einem kleinen Markt vor der Kirche werden zudem Glühwein und Leckereien angeboten, um die Spendenkasse aufzufüllen. „Und ein Verein aus Benneckenstein möchte handgefertigte Kircheneulen zugunsten unseres Projekts verkaufen“, zeigt sich Isolde Hiller dankbar für die Unterstützung.

Dass sich so viele Menschen für den Erhalt der Holzkirche engagieren, sei etwas ganz Besonderes. Vor allem, wenn man auf die Zahl der Gemeindemitglieder schaut – in der Kirche sind laut Pfarrer Ernst-Ulrich Wachter nur knapp 30 Anwohner. „Die Kirche ist jedoch für alle im Ort das Herz und das Zentrum. Elend ohne die Holzkirche ist nicht denkbar“, weiß er. „Und so klein sie auch ist, ist sie mit 80 Plätzen der größte Veranstaltungsraum.“ Neben den Gottesdiensten werde das Gebäude für Ausstellungen, Versammlungen und Konzerte genutzt. Deshalb sei ihr Erhalt so wichtig. „Wir wollen, dass die Kirche stehen bleibt und wieder zu der Perle wird, die sie mal war“.

Mehr Infos gibt es hier. Spenden können über die IBAN: DE93 8105 2000 0901 0666 21 auf das Konto bei der Harzsparkasse überwiesen werden.