Tourismus im Harz Sauna statt Schnitzel: Ehemaliges Restaurant in Wernigerode völlig verwandelt
Das Restaurant „Zur schönen Ecke“ ist Geschichte, hat schon länger geschlossen. Ein Investor hat sich nun des alten Fachwerkbaus in Wernigerodes Altstadt angenommen.

Wernigerode - Einst ließen sich Wernigeröder und Touristen hier ihr Schnitzel schmecken – im Restaurant „Zur schönen Ecke“. Für einige Jahre stand das Fachwerkhaus mit der beliebten Gaststätte leer. Nun aber kehrt wieder Leben ein.
Schnitzel werden an der Schönen Ecke allerdings nicht mehr serviert – und auch keine anderen Speisen. „Wir haben tatsächlich zuerst überlegt, die Gaststätte weiter zu führen“, sagt Investor Sebastian Mühlhans. Doch es kam anders. „Wir hätten das Restaurant nicht einfach so weiter betreiben können“, so Mühlhans. Im Gebäude habe es „großen Sanierungsstau“ gegeben. Und eine Modernisierung wäre kompliziert geworden. „Wir hätten unter anderem ein neues Entlüftungskonzept gebraucht. Da macht man sich nur Ärger.“
Anfang 2021 hat Sebastian Mühlhans mit seinem Unternehmen Wohnmanufaktur Harz das Haus an der Schönen Ecke 15 erworben. „Ich habe gesehen, dass es zu verkaufen ist und war interessiert.“ Vor allem der Standort habe für die Immobilie gesprochen. „Die Lage ist prädestiniert, es ist so nah zum Zentrum.“
Relativ schnell habe er sich entschlossen, in dem denkmalgeschützten Haus Ferienwohnungen einzurichten. Für eine dauerhafte Vermietung sei die Raumhöhe viel zu niedrig. „Das wäre als Wohnraum schwierig.“
Ziel sei es gewesen, „extrem hochwertige Ferienwohnungen“ zu schaffen. „Der Harz ist so etwas wie der touristische Mittelpunkt von Norddeutschland“, sagt Sebastian Mühlhans. „Es gibt einen großen Zustrom von Urlaubern.“ Etliche von ihnen würden Wert auf einen „gewissen Luxus“ legen. Eine Nachfrage, die er mit seinen Ferienwohnungen bedienen wolle.
Umbau von altem Restaurant war für Investor herausfordernd
Und Mühlhans weiß, wovon er spricht. Seit einigen Jahren betreibt er eine Ferienwohnung in der Wernigeröder Charlottenlust und zwei weitere in Blankenburg. „Die laufen echt gut. Der Markt ist dafür da.“ Die Corona-Pandemie habe das noch befeuert. „Die Leute sind nicht mehr ständig nach Mallorca geflogen, sondern haben den Urlaub in Deutschland wieder für sich entdeckt.“
Knapp eine Million Euro hat Mühlhans in das Fachwerkhaus investiert. Der Umbau sei eine „große Herausforderung“ gewesen. „Für uns war das die erste Sanierung. Wir haben uns bislang nur mit Neubau beschäftigt.

Die Räume hätten alle unterschiedliche Höhen gehabt. Deshalb seien alle Decken rausgerissen worden, so dass am Ende nur noch das Fachwerkgerüst übrig blieb. „Wir haben komplett entkernt und danach alles wieder neu aufgebaut.“
Das alte Seitengebäude im Hinterhof sei durch einen neuen lichtdurchfluteten Anbau ersetzt worden, berichtet Mühlhans. Parallel dazu seien das Dach neu eingedeckt und die Frontfassade des Fachwerkbaus sandgestrahlt und neu gestrichen worden.
Drei Ferienwohnungen mit 24 Betten
Besonders knifflig: Der Hof und der hintere Teil des Gebäudes konnten nur über die Eingangstür und durch das Treppenhaus erreicht werden. „Das heißt, das ganze Material musste durchs Haus geschleppt werden. Und wir mussten Baumaschinen und Geräte finden, die durch die Tür passen.“
Nicht die einzigen Schwierigkeiten bei den Bauarbeiten. „Wir hatten extreme Kostensteigerungen“, blickt Sebastian Mühlhans zurück. Vor allem wegen der gestiegenen Baupreise seien die Arbeiten zehn bis 15 Prozent teurer geworden als geplant. Auch mit Lieferengpässen habe der Bauherr zu kämpfen gehabt.
All das liegt nun hinter Sebastian Mühlhans. Der gebürtige Blankenburger und Wahl-Wernigeröder ist sichtlich stolz auf das Geschaffene: Die drei Ferienwohnungen bieten Platz für insgesamt 24 Personen. Jede ist mit Sauna, einem großen Wohnbereich, einer offenen Küche und Fußbodenheizung ausgestattet. Das Haus sei gedämmt, so Mühlhans. Eine Solaranlage sorge für Wärme. Die Dachterrasse werde in diesem Frühjahr fertiggestellt. „Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen, sollen Spaß in der Wohnung haben und nicht nur hier schlafen.“
Seit wenigen Wochen werden die Ferienwohnungen auf verschiedenen Internetplattformen vermarktet, berichtet Sebastian Mühlhans. Momentan liege die Auslastung bei 20 bis 25 Prozent. „Wir wollen uns Jahr für Jahr steigern.“ Bis zu 70 Prozent seien möglich.
Die Ferienwohnungen sind übrigens nur ein Standbein von Mühlhans und seiner Firma. „Wir wollen uns auf neuen Wohnraum fokussieren.“ So werde gerade ein Wohngebiet unterhalb der Teufelsmauer in Blankenburg entwickelt. In Wernigerode sei ein weiteres Projekt geplant. „Das ist aber noch nicht spruchreif.“