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Schierke-Arena Wie nach Hause nach der Eisdisco?

Die Eisdisco in Schierkes Arena ist der Hit. Doch viele Besucher stehen vor einem Problem: Einen Bus zurück nach Wernigerode gibt es nicht.

Von Katrin Schröder 31.01.2020, 00:01

Wernigerode/Schierke l Bunte Lichter zucken über die Eisfläche, aus den Boxen wummern Hits der 1980er-Jahre und deutsche Schlager. Die Tanzfläche ist voll, die Tänzer in Bewegung, doch in der Feuerstein-Arena steppen die Besucher nicht: Sie gleiten. Kufenspaß und Tanzmusik – das passt zusammen, weiß Andreas Meling, Leiter des Stadtbetriebsamtes und Arena-Chef. „Die Eisdisco wird immer mehr nachgefragt. Das Angebot funktioniert sehr gut.“

Die Zahlen bestätigen dies: Durchschnittlich seien rund 300 Besucher pro Öffnungstag auf dem Eis unterwegs, heißt es aus dem Rathaus. Allerdings variiere dies sehr, denn die Wochenenden seien mit rund 700 Besuchern pro Tag überdurchschnittlich stark gefragt. „Eisdisco-Tage sind die stärksten Tage“, so Meling. Je nach Wetterlage drängten bis zu 1100 Besucher auf die Eisfläche.

Die Eisdisco komme vor allem bei jungen Besuchern gut an, sagt Matthias Winkelmann, CDU-Fraktionschef im Stadtrat. „Das ist ein toller Erfolg.“ Doch gerade die jugendliche Zielgruppe habe ein Problem: Nach Discoschluss um 22 Uhr gibt es keinen Bus mehr, der sie ins Tal bringt.

Der Blick in den Fahrplan der Harzer Verkehrsbetriebe (HVB) bestätigt: Unter der Woche fährt der letzte Bus planmäßig von der Arena-Haltestelle um 19.07 Uhr in Richtung Wernigerode ab, am Wochenende startet er um 19.49 Uhr. Zum Vergleich: Die Eisdisco beginnt um 18 Uhr und endet um 22 Uhr.

Ein Discobus nach Tanzschluss wäre eine gute Ergänzung für die erfolgreiche Veranstaltung, sagt Matthias Winkelmann. Doch wer sollte dafür sorgen? Die HVB seien bereit, zusätzliche Busse bereitzustellen, erklärt Geschäftsführer Christian Fischer auf Volksstimme-Nachfrage. Voraussetzung sei aber, dass die Stadt Wernigerode und der Harzkreis sich darauf einigen – und auch zahlten.

Bei der Stadtverwaltung hebt man die Hände. „Der Busverkehr nach Schierke ist Sache des Landkreises“, teilt Sprecherin Winnie Zagrodnik auf Volksstimme-Nachfrage mit. Zudem helfe die Verwaltung bereits beim Busverkehr: Das normale HVB-Angebot werde an den Wochenenden durch zusätzliche Busse ergänzt, sodass Passagiere stündlich aus der Stadt in den Brockenort und zurück fahren können – dank Kofinanzierung aus dem Stadtsäckel. Ebenso leiste die Kommune einen Zuschuss zum Bus-Shuttle, der seine Runden durch den Ort dreht. „Eine Ausweitung wäre sicherlich möglich, kostet aber Geld“, so Winnie Zagrodnik. Wie viel die Stadt aktuell ausgibt, war auf Nachfrage nicht zu erfahren.

Die Kreisverwaltung wiederum, die für den öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, habe bisher keine Anfrage zu einem neuen Busangebot erhalten, erklärt Sprecher Manuel Slawig auf Volksstimme-Nachfrage. Allerdings sei die „besondere touristische Bedeutung von Schierke“ auch in Halberstadt bekannt, weshalb zwischen Wernigerode und Braunlage via Schierke im Stundentakt gefahren werde.

Einen abendlichen Discobus bereitzustellen, falle hingegen nicht in die Zuständigkeit des Kreises. Bei der Eisdisco handele es sich um eine saisonale Veranstaltung, die an unregelmäßigen Terminen stattfinde, so Slawig. „Es käme also nur ein gelegentlicher ,Veranstaltungsverkehr‘ in Frage, der nicht im Rahmen des öffentlichen Dienstleistungsauftrages durch den Aufgabenträger, den Landkreis Harz, zu bestellen und zu finanzieren ist.“

Die Stadt Wernigerode und der Veranstalter der Eisdisco könnten jedoch bei einem Verkehrsunternehmen ihrer Wahl einen Bus bestellen und einen Fahrpreis dafür festlegen beziehungsweise aushandeln, so Slawig.

Doch dazu wird es vermutlich nicht kommen. Die Stadt und ihr Tochterunternehmen, die Wernigerode Tourismus GmbH (WTG), veranstalten die Eisdisco gemeinsam. Arena-Chef Andreas Meling sagt klar: „Die Arena kann das nicht leisten. Dafür gibt es kein Budget.“

Ähnlich sieht dies WTG-Geschäftsführerin Erdmute Clemens. „Ein bis zwei“ Anfragen nach einem Bus-Shuttle seien bisher bei der WTG eingegangen, berichtet sie. Das sei aber zu wenig, um einen Bus einzusetzen. „Wir müssen das unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten.“

Einen Versuch ausschließen will sie zwar nicht, empfiehlt aber – wie die Kreisverwaltung – das „Fifty-Fifty-Taxi“ als Alternative. Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26 Jahren können damit zum halben Taxi-Fahrpreis die Heimfahrt von der Disco per Taxi antreten. Das Land zahlt den Rest. In Wernigerode beteiligen sich laut Internet-Auskunft vier Unternehmen an dem Projekt.