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Schlossfestspiele Ansturm auf "Romeo und Julia"

"Romeo und Julia" wird bei den Schlossfestspielen Wernigerode aufgeführt. Doch die Veranstalter befürchten Geldprobleme.

Von Ivonne Sielaff 06.06.2019, 04:00

Wernigerode l Die Abendtermine von „Romeo und Julia“, der diesjährigen Schlossfestspiele-Oper, sind restlos ausverkauft. Eigentlich sind das gute Nachrichten. Eigentlich. „Ich freue mich – wenn auch mit großem Bauchweh“, sagt Festspielchef Christian Fitzner.

Grund für die zwiespältigen Gefühle des Orchesterleiters sind vor allem die Finanzen. „Wir müssen da aufpassen, sehr vorsichtig sein.“ Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Opernaufführungen nicht kostendeckend sind – nicht einmal bei vollem Haus. Die Anzahl der Vorstellungen sei reduziert worden:

„Vier Abend-veranstaltungen auf dem Schloss und eine am Nachmittag im Marstall.“ Auch weil die Oper des Sizilianers Vincenzo Bellini eher unbekannt sei und selten gespielt werde – ganz im Gegensatz zu der populären Shakespeare-Tragödie, so Fitzner.

„Allerdings wurden wir unerwartet überrannt.“ Vor zwei Wochen seien nur noch 17 Karten für alle vier Abendtermine vorrätig gewesen. Vor allem Auswärtige und ganze Reisegruppen aus Dessau und dem Westharz hätten Tickets ergattert. Weil Fitzner besorgt war, dass die Wernigeröder selbst keine Karten mehr bekommen, habe er entschieden, eine Zusatzvorstellung in der Woche anzubieten. „Das ist nicht ganz ohne Risiko, weil bisher Veranstaltungen unter der Woche eher weniger nachgefragt waren. „Aber wir hoffen, dass wir diese Vorstellung sowie die Nachmittagsvorstellung im Marstall vollkriegen.“ Auch einige der anderen Veranstaltungen der Wernigeröder Schlossfestspiele seien noch nicht ausverkauft - darunter das Eröffnungskonzert und die Last Night.

Und die Klassik-Fans können sich wirklich freuen. Birgit Kronshage übernimmt nach ihrer „Faust“-Interpretation im Jahr 2017 erneut die Regie der Oper. Das Sängerensemble ist international bestückt. „Romeo“ und „Julia“ stammen aus Russland und Polen. Die anderen Solisten kommen aus Italien, China und Deutschland. Verstärkung erhalten sie von der Singakademie Wernigerode und von den stimmgewaltigen Männern vom Balkanchor. Zudem erwarten die Zuschauer „wunderschöne Melodien“, wie Christian Fitzner verspricht.

Besondere Herausforderung für Sänger und Publikum: die Oper wird in italienischer Sprache aufgeführt. Da nicht jeder dem Italienischen mächtig ist und sich die Handlung doch in einigen Punkten vom bekannten Shakespeare-Stück unterscheidet, greifen Christian Fitzner und Regisseurin Birgit Kronshage auf einen Trick zurück: Die Musikstücke werden von Julias imaginärer Mutter unterbrochen, die dem Publikum auf Deutsch erläutert, was aus ihrer Sicht auf der Bühne passiert. Die Rolle wird von der TV-Schauspielerin Emanuela von Frankenberg („Um Himmels Willen“, „Ku‘damm 56“) übernommen.

Präsentiert wird die Oper in bewährter Form von der Volksstimme und den Stadtwerken Wenigerode. „Eine Unterstützung, die wir nötig haben“, sagt Christian Fitzner und betont, auch diesmal nicht auf Masse, sondern auf Klasse zu setzen. Die Schlossfestspiele seien wichtige Größe für die Wernigeröder Kulturszene, so Volksstimme-Regionalverlagsleiter Thomas Helmuth. „Wir werden wieder zauberhafte Abende erleben.“ Ihn begeistere es jedes Mal, wenn der Funke aufs Publikum überspringt. Für Steffen Meinecke von den Stadtwerken vereinen die Schlossfestspiele Kunst, Kultur und Historie. „Sie sind nicht mehr wegzudenken aus dem Veranstaltungskalender der Stadt“, so Meinecke. „Wir freuen uns und wünschen gutes Gelingen.“ Gleichzeitig sicherte der Stadtwerkechef zu, die Oper auch in den kommenden Jahren unterstützen zu wollen. An Christian Fitzner gerichtet: „Ich hoffe, dass Ihnen die Finanzen und die Ideen dafür nicht ausgehen.“

Zumindest letzteres scheint unproblematisch zu sein. Denn der Leiter des Philharmonischen Kammerorchesters beschäftigt sich schon jetzt mit der Auswahl der Oper für 2020. Den Titel will er noch in diesem Sommer verraten.