Im Projekt von Pestalozzischule und VHS-Bildungswerk testen Jugendliche ihre Fertigkeiten aus Schnuppern in Arbeitswelt Erwachsener
Drei Jahre lang können sich die Schüler der Pestalozzischule Wienrode über ihre künftige Berufsauswahl orientieren. Möglich wird dies in einem gemeinsamen Projekt in den Werkstätten des Blankenburger VHS-Bildungswerks.
Wienrode/Blankenburg l Mächtig aufgeregt und voller Spannung sind die Siebtklässler zum ersten Mal in den Räumen des VHS-Bildungswerks eingetroffen. Von nun an werden sie einmal im Monat in verschiedenen Bereichen sein, um Einblicke in die Berufswelt der Erwachsen zu nehmen.
"Frühzeitig können die Mädchen und Jungen selbst ausprobieren, in welcher Richtung sie später einmal eine Berufsausbildung machen möchten", erklärt Jürgen Beck das Anliegen. Er leitet im VHS-Bildungswerk in Blankenburg die gemeinsame Aktion mit der Pestalozzischule Wienrode.
In den ersten zwei Jahren lernen die Schüler alle Bereiche in den Werkstätten kennen. Im dritten Jahr entscheiden sie sich dann für einen, in dem sie in praktischer Arbeit auf die ersten Versuche und Kenntnisse aufbauen können. Schnell erkennen die Mädchen und Jungen, was ihnen wirklich liegt, haben die Ausbilder beobachtet und dabei manches Talent entdeckt.
Die Möglichkeiten sind vielschichtig. Aus der Metallbearbeitung könnten beispielsweise einmal Zerspaner hervorgehen, erläutert Beck.
"Im Umgang mit Farben bereiten sich die Jugendlichen auf eine spätere Tätigkeit als Maler und Lackierer vor", ergänzt Jens Hartmann, der sie in diesem Bereich betreut.
Ob sie es später zum Tischler und Zimmermann bringen werden, entscheidet sich in der Holzwerkstatt. Künftige Maurer, Hoch-, Tief- und Trockenbauer probieren sich in der Bauabteilung aus.
Alternativ bleiben noch Garten- und Landschaftsbau, kaufmännischer Bereich sowie Hauswirtschaft. Die Praxis habe gezeigt, dass Letzteres nicht nur für Mädchen geeignet ist, betont Beck.
"Mit den neuen Schülern ist bereits der fünfte Jahrgang in Blankenburg gestartet", rechnet Klassenlehrerin Sandy Bosse vor. Die ersten Jugendlichen von 2008 haben bereits die Schule verlassen. "Die bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv", sagen Jürgen Beck und Schulleiterin Christa Hartmann übereinstimmend. "Viele sind inzwischen mit den praktischen Kenntnissen ins Berufsleben eingestiegen."
Für vernünftige Arbeitskleidung sorgte die Sparkasse Blankenburg mit passenden Mützen, sogar mit Namensschild.
Wem die (Pflicht-) Stunden in der Werkstatt nicht ausreichen, der kann sich auch noch bei freiwilligen Aufgaben bewähren. "Derzeit wollen wir eine Aufstiegshilfe für Behinderte beim therapeutischen Reiten bauen", nennt Beck ein Ziel. "Dort können sie Gelerntes in der Freizeit anwenden."