Festival "chocolArt" eröffnet Mittwoch in Wernigerode Schokoladenmädchen und viele rote Teppiche
Ein zuckersüßes Festival rund um die Schokolade wird am Mittwoch um 10Uhr in Wernigerode eröffnet. An den einzelnen Stationen der "chocolArt" in der Innenstadt werden den Naschkatzen rote Teppiche ausgerollt.
Wernigerode l Tourismus-Chefin Erdmute Clemens freut sich "wie auf Weihnachten", wenn am Mittwoch das Schokoladen-Festival "chocolArt" erstmals außerhalb der Geburtsstadt Tübingen (Baden-Württemberg) eröffnet wird. Bis zum Sonntag dreht sich in der Wernigeröder Altstadt alles rund um die süße Nascherei. Die ganze Bandbreite der Schokolade soll zwischen Marktplatz, Breiter Straße und Nicolaiplatz zu erfahren und vor allem zu schmecken sein. Dafür werden neben Ausstellern aus ganz Deutschland auch viele Händler der Innenstadt sorgen, die in ihren Geschäften spezielle Festivalangebote parat haben. Da wird die Verbindung zwischen Wein und Schokolade gesucht und gefunden, können Besucher Pralinen herstellen und einer Schokoladenkünstlerin bei der Arbeit über die Schulter blicken (Programm siehe Infokasten). "Im Zentrum steht der Schokomarkt mit mehr als 40 Ausstellern", sagt Roman Müller, Vize der Wernigerode Tourismus GmbH und laut seiner Chefin Erdmute Clemens der "Mister Chocolate". Den Beinamen hat sich Roman Müller redlich verdient, schließlich obliegt ihm die Organisation des Festivals. Die Vorbereitungen haben bereits im vergangenen Jahr begonnen, als Wernigerode den Zuschlag erhielt und damit den Hauptkonkurrenten um die "chocolArt"-Tourpremiere, das Schokomuseum in Köln, ausstach.
Dass Wernigerode das leckere Festival ausrichten darf, wurde von den Festival-Erfindern vor allem mit der langen Tradition des süßen Handwerks rund um die Schokoladenherstellung begründet. Die hat bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen, berichtet "Schokoladenmädchen" und Stadtführerin Ulla Uhlmann. Die Wernigeröderin wird Themenführungen rund ums Rathaus anbieten. Ihre Verkleidung hat sie dafür selbst genäht.
Älteste Wernigeröder Firma produziert Schokolade und Senf
Als "Harzer Exoten" beschreibt die Rentnerin Wernigerode. Schließlich habe es nirgendwo sonst in der Umgebung eine ähnlich ausgeprägte Schokoladen-Industrie gegeben. Als erster Hersteller der Nascherei ist die Firma Ronnenberg dokumentiert, die im Christianental produziert hat. 1848 hatte die Firma den Betrieb aufgenommen. Aus geschichtlichen Quellen geht aber auch hervor, dass es an dem Standort bereits zuvor einen ähnlichen Betrieb gegeben haben muss. Der damalige Besitzer vertrieb parallel Schokoladenspezialitäten und Senf - "eine gewagte Mischung", sagt Roman Müller.
In der Hochzeit der Wernigeröder Schoko-Industrie gab es laut Ulla Uhlmann 17 Hersteller und weitere 17 Geschäfte, die Schokolade angeboten haben. 1500 Wernigeröder hatten in dieser Industrie Lohn und Brot gefunden. Die Nähe zur Börde und die dort angebauten Zuckerrüben gaben den Ausschlag für diese Entwicklungen. Dabei stand nicht nur die Herstellung selbst im Fokus. Parallel dazu hatten sich Firmen etabliert, die Maschinen zur Schoko-Herstellung produzierten. Mit "chocotech" hat eines dieser Unternehmen bis heute überlebt. Gleichzeitig ist die Wergona Schokoladen Fabrik im Gewerbepark Nord-West der einzige Süßigkeiten-Hersteller der Wernigeröder Neuzeit. Den großen Einbruch erlebte die Industrie mit dem Ersten Weltkrieg. "Zucker war knapp geworden", sagt Ulla Uhlmann. Die Umsatzeinbußen bedeuteten für viele kleinere Firmen den Bankrott.
All dies und vielmehr erfahren die Festival-Besucher bei einem Stadtrundgang mit "Schokoladenmädchen" Ulla Uhlmann. Jeder Rundgang endet übrigens mit einer Tasse heißer Schokolade auf dem Marktplatz.
Dort werden mehr als 40Aussteller ihre süßen Kreationen anbieten und zu Verkostungen einladen. Dabei stehen auch einige skurile Gaumenkitzler bereit: Schoko-Bratwurst, -salami und zuckersüße Schallplatten, aber auch alkoholische Experimente wie etwa Schoko-Bier, -wodka und -grappa.