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Schulbau Bauherr will keine Zeit verlieren

Die Weichen sind gestellt für den Neubau der Franckeschule in Wernigerode. Bloß, wann mit dem Bau begonnen wird, ist offen.

Von Ivonne Sielaff 10.03.2020, 00:51

Wernigerode l Wernigerode bekommt eine nigelnagelneue Schule. Der Stadtrat hat grünes Licht für den Neubau der Francke-Grundschule in Wernigerode gegeben. Aber: Bis die ersten Handwerker auf dem Schulgelände anrücken, wird wahrscheinlich etwas mehr Zeit vergehen, als zunächst geplant.

Warum? Für einen Neubau gilt kein allgemeines Baurecht, informiert Baudezernent Burkhard Rudo. Das habe der Landkreis signalisiert. Soll heißen, das Bauprojekt müsste ein Bauleitplanverfahren (B-Planverfahren) durchlaufen. Und das könnte sich bis zu einem Jahr ziehen.

Gründe sind die Lage der künftigen Baustelle und die Höhe der benachbarten Gebäude. Rund um den alten Sportplatz, auf dem das neue Schulgebäude entstehen soll, befindet sich nämlich nur die alte Schule. Auf der ursprünglich favorisierten Fläche am Schulhof sei die Umgebungsbebauung mit Schule, Kirche, Studentenwohnheimen höher, heißt es aus dem Rathaus. „Hier wäre ein B-Plan-Verfahren entsprechend nicht notwendig gewesen.“ Anders als beim Sportplatz.

Die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft muss sich deshalb nun ins Zeug legen. Das städtische Tochterunternehmen ist Bauherr des 10,4-Millionen-Projektes. Eigentlich war vorgesehen, im Frühjahr mit den Entwurfs- und Genehmigungsplanungen zu beginnen, nach Eingang der Baugenehmigung im Spätsommer/Herbst auszuschreiben und Ende 2020 zu bauen. Nach dieser Zeitschiene wäre die neue Schule nach den Sommerferien 2022 bezugsfertig.

„August 2022 – das ist immer noch unser Ziel“, sagt GWW-Chef Christian Zeigermann auf Volksstimme-Nachfrage. Aber nun müsse man erst einmal sehen. „Wir wollen keine Zeit verlieren. Unser Planungsbüro steht in den Startlöchern.“ Zeigermann will zudem nochmals Kontakt zur Schule suchen. „Wir wollen mit der Schule zusammenarbeiten.“ Der Neubau mit seiner Raumaufteilung soll sich am Konzept der Schule und an den Wünschen der Lehrerschaft orientieren. Erst danach können man kalkulieren, ob das neue Gebäude ein „Dreigeschosser oder vielleicht ein Dreieinhalbgeschosser, ob es einen Meter breiter werde oder eben nicht“.

Die darauf fußenden Vorplanungen und die ersten Grundrisse wären dann Voraussetzung für eine Bauanfrage beim Landkreis, so der GWW-Chef weiter. Die Entscheidung ob B-Plan oder nicht, falle in der Halberstädter Behörde. „Dann entscheidet sich auch, ob wir womöglich ein halbes oder ein ganzes Jahr länger brauchen.“

Mit dem Ja des Stadtrats zum Neubau geht die Vorbereitung des Grundstücksverkaufes an die GWW einher. Die Stadt verkaufe die Fläche samt Grundstück zum Marktwert, heißt es in der Vorlage. Der Wert sei gutachterlich bestimmt worden und liege bei 1,68 Millionen Euro. Die Stadt – so ist es vorgesehen – soll sich später in die neue Schule einmieten. Die genauen Mietkonditionen müssen noch ausgehandelt werden.

Auch wenn noch nicht ganz raus ist, wann genau Schüler und Lehrer in ihr neues, modernes Domizil ziehen können, wichtig ist, dass sich endlich was tut in der Franckeschule - da sind sich Verwaltung und Kommunalpolitiker einig. Das Gebäude wurde 1978 als polytechnische Oberschule im Typ „Erfurt“ erbaut. Auch wenn das Grundgerüst des Schulhauses weitestgehend in Ordnung ist, die Schule ist dringend sanierungsbedürftig. Fenster und Dämmung sind verschlissen. Der Speiseraum ist zu klein. Es mangelt an Barrierefreiheit und an Schallschutz. Und auch von außen bietet das die Grundschule keinen schönen Anblick.

Deshalb gibt es schon lange Bemühungen, das Haus zu modernisieren. Diese sind in der Vergangenheit aber alle im Sande verlaufen. Die Stadt hatte die Grundschule vor Jahren für eine Sanierung im Rahmen des Förderprogramms „Stark III“ angemeldet. Nach einer Absage vom Land wurde ein neuer Antrag gestellt.

Diesen hatte die Stadt Anfang 2017 zurückgezogen – auch, um angesichts der knappen Haushaltskasse den Eigenanteil von 1,3 Millionen Euro zu sparen. Die Förderung sei an eine energetische Sanierung gebunden gewesen, hieß es damals. Die allgemeine Sanierung wäre nur mit einen sehr geringen Prozentsatz gefördert worden.

Mit dem Verkauf der Grundschule an die GWW spart sich die Stadt die Investitionskosten. Bis zuletzt hatte neben der Variante eines Neubaus die Sanierung der Schule zur Debatte standen. Diese Möglichkeit hatten Wernigerodes Stadträte aber verworfen.

Gegen eine Sanierung sprachen die weiterhin hohen Wärmeverluste wegen der großen Oberfläche des Gebäudes und die eingeschränkte Barrierefreiheit. Dazu wären kostenintensive Brandschulvorkehrungen, eine Abschattungsanlage an den Fenstern sowie eine Belüftungsanlage gekommen. Mit 9,4 Millionen Euro hätte eine Sanierung laut GWW-Kalkulation fast genauso viel wie der Neubau gekostet.