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Asyl in Wernigerode Stadt bereitet sich auf Flüchtlinge vor

Wann Wernigerode Flüchtlinge aufnehmen wird, ist ungewiss. Die Stadtverwaltung bereitet sich aber darauf vor.

Von Katrin Schröder 08.09.2015, 01:01

Wernigerode l Nichts Genaues weiß man nicht – mit diesem Satz lässt sich zusammenfassen, was derzeit über die mögliche Unterbringung von Flüchtlingen in Wernigerode zu erfahren ist. Wann sie eintreffen, wie viele es sein werden, woher sie stammen und wo sie untergebracht werden – all dies ist ungewiss. „Man kann derzeit keine klaren Aussagen treffen. Dazu gibt es zu viele offene Fragen“, sagt Rathaussprecher Andreas Meling.

Derzeit werden den Städten und Gemeinden im Harzkreis keine Asylbewerber zugewiesen, weil sich in Halberstadt die Zentrale Aufnahmestelle (Zast) des Landes befindet. Doch spätestens mit der geplanten Schaffung einer zweiten Zast wird auch Wernigerode Flüchtlinge aufnehmen müssen. „Derzeit gehen wir davon aus, dass dies 2016 der Fall sein wird“, sagt Meling.

Die Stadtverwaltung bereitet sich darauf vor, indem sie Unterstützer für die Arbeit mit den Flüchtlingen sucht. „Wir versuchen, alle Netzwerkpartner zu aktivieren“, so Meling. Dazu zählen zum Beispiel das Wernigeröder Interkulturelle Netzwerk (Win), das Bündnis für Familien, die Stadtjugendpflege sowie weitere Vereine und Institutionen.

Wo die Menschen einquartiert werden, sei ebenfalls offen. „Es ist noch zu früh, dazu etwas zu sagen“, so Meling. Gerüchte, dass verschiedene Gebäude in der Stadt bereits für Flüchtlinge reserviert wären, seien haltlos. Auch aus der Kreisverwaltung heißt es: „Es gibt noch keine Festlegungen.“ Damit die Bürgermeister des Harzkreises auf dem Laufenden sind, hat Landrat Martin Skiebe (CDU) mehrfach zu Beratungen eingeladen.

Derweil engagieren sich Wernigeröder für die Menschen, die in der Zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt sowie den Außenstellen untergebracht sind. Grit Kamann-Selbach zum Beispiel besucht jeden Sonntag Familien in der Außenstelle in Wendefurth. Dort bringt die Wernigeröderin vor allem Frauen Deutsch bei und organisiert mit anderen zusammen Spiele für die Kinder. „Die Leute aus Syrien und Afghanistan wollen wirklich lernen“, sagt die studierte Übersetzerin. Es werde häufig übersehen, dass viele Kriegsflüchtlinge sehr gebildet seien – zum Beispiel Lehrer, Ärzte, Ingenieure, die oft mehrere Sprachen sprechen und sehr gut Englisch können.

Man sehe aber auch viel Leid – Kinder, die auf der Flucht ihre Eltern verloren haben, Männer, die Narben von Bombenangriffen zurückbehalten haben. „Man muss einfach helfen“, so Grit Kamann-Selbach. „Die Politik ist das eine, aber die Menschlichkeit ist das andere.“ Gemeinsam mit einer Gruppe, die sich im Internet-Netzwerk Facebook organisiert, und mit dem Harzer Schwimmverein organisiert sie Spenden. Wer möchte, kann am Dienstag, 22. September, von 15 bis 18 Uhr im Vereinsheim der Schwimmer in der Weinbergstraße Sachspenden abgeben.

Spenden nehmen auch die Helfer der Wernigeröder Kirchengemeinde St. Sylvestri und Liebfrauen entgegen. Bereits zum dritten Mal sind Ehrenamtliche aus Wernigerode und Derenburg nach Halberstadt gefahren und haben Kleidung, Handtücher, Hygieneartikel und Spielzeug abgegeben. „Mit Freuden wurden wir von den Mitarbeitern und Flüchtlingen empfangen“, sagt Erika Fengler. Der Bedarf sei groß. „Jetzt wird dringend warme Garderobe gebraucht“, so die Wernigeröderin. Spenden können bei ihr am Barrenbach 6 in Wernigerode, im Pflegeheim Harzfriede und in der Freiwilligen-Agentur der Diakonie abgegeben werden.