Jagdsaison Streit um „Lappen“

Bei Benneckenstein beginnt die Jagdsaison. Erstmals wurden sogenannte Lappen eingesetzt. War es eine verbotene Lappjagd?

Von Burkhard Falkner 20.10.2017, 09:40

Benneckenstein l Der Herbst ist da, die Jagdsaison eröffnet. In den Wäldern des Forstbetriebes Oberharz hat am Mittwoch die Jagdsaison begonnen. Etwa einhundert Jäger machten sich mit 45 Stöberhunden auf, die Wildbestände zu dezimieren. Auf rund 800 Hektar Wald bei Benneckenstein und Sorge ging es über Stock und Stein, wurde Rot-, Reh- und Schwarzwild gejagt. Das schlaue Schwarzwild muss den Einsatz gerochen haben. Kein einziges Wildschwein wurde erlegt. Am Ende lagen 20 Stück Rotwild und zehn Stück Rehwild als Jagdergebnis im Gras. Das Ganze im Interesse der Gesundheit des Waldes und zum Schutz der Landwirtschaft, heißt es beim zuständigen Forstbetrieb Oberharz.

„Mehr haben wir in diesem Gebiet auch nicht erwartet“, resümiert Forstbetriebsleiter Eberhard Reckleben den Jagdauftakt. Er zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis – und ist zugleich verwundert über eine Beschwerde. Ein Jäger aus einem benachbarten Revier hatte sich beim Kreisumweltamt über die Art dieser Jagd beschwert und von einer sogenannten Lappjagd gesprochen, wie beim Kreisumweltamt zu erfahren war. Blaue Lappen aus Stoff sind bei dieser ersten Jagd des Jahres bei Benneckenstein tatsächlich im Wald zu sehen gewesen. Und das war auch neu.

„Die Lappenreihen wurden erstmals entlang der öffentlichen Straßen auf einer Gesamtlänge von etwa zwei Kilometern eingesetzt“, wie Reckleben informiert. „Es handelt sich dabei um lange Seile, an denen in engem Abstand Stofflappen angebracht sind, die sich im Wind bewegen und dadurch das Wild abschrecken“, erläutert der Forstmann. So werde das Wild am Überqueren öffentlicher Straßen gehindert, um Verkehrsunfälle auszuschließen. „Eine unmittelbare Folge ist im Erfolgsfall, dass auch Hunde, die den frischen Spuren des Wildes folgen, die Straßen nicht überqueren“, argumentiert er. Es handele sich also eindeutig um eine Maßnahme der Verkehrssicherheit und nicht um eine Lappjagd.

„Die von uns angewandte Methode wurde von einer Fachhochschule in Süddeutschland entwickelt, die uns in dieser Sache auch beraten hat. Wir wollen dieses Verfahren auch auf weiteren Jagden einsetzen, sofern das betreffende Revier durch öffentliche Straßen durchschnitten wird“, resümiert Reckleben. Ob das möglich sein wird, muss sich jedoch erst zeigen.

Ein Mitarbeiter des Kreisumweltamtes ist noch während der Jagd am Mittwoch vor Ort gewesen. „Es waren Lappen angebracht. Nun muss geprüft werden, ob diese dem Schutz der Verkehrsteilnehmer dienten und ob die 300-Meter-Grenze zum nächsten Revier eingehalten wurde“, stellt Torsten Sinnecker, Leiter des Kreisumweltamtes, gegenüber Volksstimme fest. Nach dem Bundesjagdgesetz sei eine Lappjagd innerhalb einer Zone von 300 Metern zur Jagdbezirksgrenze verboten. Sinnecker bat Reckleben um Stellungnahme. Wenn diese eingegangen ist, so Sinnecker, soll die Rechtslage mit der Oberen Jagdbehörde abgestimmt und Rechtssicherheit geschaffen werden.

In der nächsten Woche steht bereits die nächste Stöberjagd im Bereich um Tanne an. Anfang November bei Rübeland und Elbingerode sowie sukzessive in noch nicht bejagten Revieren. Ende November wird im Revier Wernigerode gejagt. Ob mit Lappen oder nicht, bleibt abzuwarten.