Ärztliche Versorgung im Oberharz Stühlerücken in Hasselfelder Hausarztpraxis
In der Hausarztpraxis in Hasselfelde stehen Veränderungen an. Was geplant ist, verrät Martin Montowski, Geschäftsführer des Diakonie-Krankenhauses in Elbingerode.

Volksstimme: Herr Montowski, was haben Sie als Chef des Diakonie-Krankenhauses in Elbingerode mit der Hausarztpraxis in Hasselfelde zu tun?
Martin Montowski: Die Praxis gehört zum Ärztehaus Oberharz. Dieses gibt es schon seit 2006. Die Trägergesellschaft ist eine hundertprozentige Tochter des Diakonie-Krankenhauses Elbingerode. Die Ärzte sind dort fest angestellt und haben daher kein eigenes unternehmerisches Risiko. Sie benötigen zum Beispiel kein Startkapital, können aber viel selbst gestalten. Die vielen nicht-ärztlichen Mühen des Alltags werden vom zentralen Praxismanagement in Elbingerode geregelt. Dessen Mitarbeiter kümmern sich um Fragen wie: Funktioniert die Technik? Sind Mitarbeiter krank? Außerdem bewältigen sie große Teile der Bürokratie, die der Betrieb einer Arztpraxis mit sich bringt.
Welche Veränderungen werden in der Hausarztpraxis in Hasselfelde vollzogen?
Zunächst möchte ich die Ausgangslage skizzieren: Aktuell sind für das Ärztehaus Oberharz in Hasselfelde die Hausärzte Anne-Kathrin Kuhn und Andreas Heldt tätig. Letzterer hält ebenfalls Sprechstunden in unserer Hausarztpraxis in Elbingerode ab, die von vier Medizinern betreut wird. Das Team in Hasselfelde wird ergänzt durch mehrere Arzthelferinnen und eine mobile Praxisassistentin. Anne-Kathrin Kuhn ist im November 2013 nach Elbingerode gekommen und wurde im Krankenhaus sowie im Ärztehaus auf ihre Facharztprüfung vorbereitet. Seit Mai 2021 leitet sie als Allgemeinmedizinerin die Praxis in Hasselfelde. Jetzt hat die Kollegin beschlossen, im Frühjahr 2024 in die Nähe ihrer Familie nach Thüringen zu ziehen. Dies ist eine völlig nachvollziehbare Entscheidung, die jede andere Familie auch treffen dürfte, ohne dafür kritisiert zu werden. Wir hätten es zwar gern anders gehabt, akzeptieren aber den Beschluss der Familie.
Steht denn bereits fest, wer die Nachfolge übernimmt?
Nein – dazu ist es noch zu früh. Wir beginnen aktuell die Suche nach einer geeigneten Hausärztin oder einem Hausarzt, um in Hasselfelde weiter zu praktizieren. Dazu suchen wir zum Beispiel aktiv über verschiedenen Medien. Das ist eigentlich ein völlig normaler Vorgang – aber eben kein einfacher. Gern nehmen wir auch zwei Ärzte, denn Patienten gibt es genügend.
Ist es Ihrer Erfahrung nach schwierig, Mediziner für Praxen im ländlichen Raum zu finden?
Auf jeden Fall. Das ist sehr schwer. Aber wir hoffen, dass sich einige Ärztinnen oder Ärzte darauf besinnen, wie erfüllend es auch sein kann, in einer ländlichen Gegend Hausarzt zu sein. Man ist Ansprechpartner für die Familien in allen Lebenslagen. Mit der Zeit kennt man sich, hat Familien und Umfeld der Patienten im Blick und kann dies berücksichtigen. Und wenn´s gut geht, wächst ein wohltuendes Vertrauen.
Was passiert, wenn sich niemand für die Praxis findet?
Zunächst erst einmal möchte ich betonen, dass wir seit 2006 bereits für vier Hausärzte im Oberharz die Nachfolgen angetreten haben, eine weitere Hausarztpraxis ohne Vorgeschichte gegründet haben und dies alles bis heute durchhalten. Stets war die Ausgangslage so, dass die betreffenden Ärzte in den Ruhestand gehen wollten und keine Nachfolger hatten, weswegen wir um Unterstützung angefragt wurden. Wir hoffen, dass es uns auch dieses Mal wieder gelingt, die Versorgung für die Patienten in Hasselfelde aufrechtzuerhalten. Klar ist jedoch, dass wir genauso wenig zaubern können wie jeder andere Praxisinhaber auch. Die Planungshoheit und die Aufgabe, die Versorgung sicherzustellen, sind per Gesetz der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) übertragen. Die Frage nach der Nachfolge müsste in dem Fall, dass uns eine Nachbesetzung nicht glücken sollte, die KV beantworten.
Ändert sich bis zum Ausscheiden der Hausärztin etwas für die Patienten?
Nein. In Hasselfelde bleibt zunächst alles so wie bekannt. Das gilt ebenfalls für Elbingerode – nur beginnt dort zusätzlich am 1. September eine Fachärztin für Neurologie.
Wie ist es zu der Erweiterung des Teams gekommen?
Nachdem die KV zweimal die Nachbesetzung einer psychiatrischen Praxis in Quedlinburg ohne Erfolg ausgeschrieben hatte, haben wir diese übernommen und nach Elbingerode verlagert. Da wir in Elbingerode aktuell aber mit Psychiatern besser besetzt sind als mit Neurologen, haben wir diesen neuen Sitz neurologisch besetzt. Das hilft den Leuten aktuell mehr und müsste geeignet sein, die langen Wartezeiten auf Facharzttermine für Neurologie zu verringern.