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Sturmschaden Wasserrad in Hasserode dreht sich wieder

Geschichts- und Heimatverein Wernigerode engagiert sich für den Erhalt alter Bergbautechnik. Nun gibt es allen Grund zum Feiern.

Von Regina Urbat 30.10.2018, 00:01

Wernigerode l Sie prosten sich zu und freuen sich. Die Frauen und Männer, die sich an diesem Nachmittag im Thumkuhlental versammelt haben, gehören zu den 30 Spendern, denen mit einem kleinen Sektempfang Dankeschön gesagt werden soll.

„Gleichzeitig haben wir Sie hierher gebeten, um zu zeigen, was Ihr Verdienst ist“, sagt Ludwig Hoffmann. Der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins Wernigerode gibt das Kommando „Wasser marsch“, die Vereinsmitglieder Gerhard Rösicke und Helmut Tölzer öffnen einen Riegel. Unter Beifall beginnt sich das hölzerne Rad der Wasserkunst zu drehen. Das anschauliche Modell ausgeklügelter Antriebstechnik für den Bergbau aus dem Mittelalter funktioniert wieder. „Wie schön, das vertraute Knarren zu hören“, sind sich die Anwesenden einig.

Dass sich das Wasserrad wieder dreht, daran war zu Jahresbeginn „schwer zu glauben“, sagt Ludwig Hoffmann und erinnert an den Schreck, den vor allem Gerhard Rösicke als geistiger Vater des Geologisch-naturkundlichen Lehrpfades in Oberhasserode, zu dem die Wasserkunst gehört, erlitten habe. Am 18. Januar stürzten beim Orkan „Friederike“ zahlreiche Bäume im Thumkuhlental um. „Die Stämme trafen die Wasserkunst direkt ins Herz“, sagt Bergbauexperte Rösicke. Das Rad, im Durchschnitt vier Meter groß, war geborsten. Aber auch weitere Teile wie der zuführenden Kanal und die Pleuelstange wurden schwer beschädigt. Das geringste Übel war der zerstörte Zaun. „Ironie des Schicksals: Wir hatten in den zwei Jahren zuvor die nun über 20 Jahre alte Wasserkunst instandgesetzt“, so Hoffmann.

Hoffnung machte Jens Groß. Der Zimmerermeister aus Wernigerode wurde als Experte zurate gezogen „und versicherte uns, dass das Rad repariert werden kann“, sagt Hoffmann. Mit Unterstützung der Volksstimme wurden erfolgreich Spenden gesammelt. Stadtverwaltung und Bauhof halfen, mit der Firma Umwelttechnik und Wasserbau fand sich ein weiterer Großsponsor. Insgesamt, so der Vereinschef weiter, habe der Wiederaufbau etwa 6000 Euro gekostet.

In Etappen habe das Handwerkerteam der Zimmerei Groß die Reparatur vollzogen. „Eine tolle Leistung“, so Hoffmann. Hinzu kommen zahlreiche Arbeitseinsätze der Mitglieder und Freunde des Vereins unter Leitung von Gerhard Rösicke, um Baufreiheit zu schaffen und den Wanderweg zur Wasserkunst wieder herzurichten. Von Bäumen und Ästen befreit wurde mittlerweile auch der Bachlauf Braunes Wasser, von dem aus das Wasserrad gespeist wird.