Jugendpflege Telefonnummer gegen Corona-Kummer im Oberharz
Verunsicherung und Zukunftsängste plagen in der Corona-Krise nicht nur Erwachsene. Deshalb hat die Stadtjugendpflege im Oberharz ein Kummertelefon gestartet und ihr Ferienprogramm komplett umgestellt.

Oberharz-Stadt. Gut ein Jahr Corona-Pandemie hat das Leben vieler Jugendlicher auf den Kopf gestellt – auch in der Oberharz-Stadt. „Wir bemerken, dass Schulunterricht zu Hause und fehlende soziale Kontakte ihre Spuren hinterlassen haben“, sagt Stadtjugendpflegerin Evelyn Zinke. Eltern sowie Lehrer wüssten sich nicht mehr zu helfen.
In diesen Situationen, die überfordern oder ängstigen, stehen Zinke und ihr Kollege Marco Kohlrusch als Ansprechpartner parat. „Am Kummertelefon sind wir montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 16 Uhr erreichbar.“ Wichtig sei für die Sozialpädagogin, „etwas zu bieten, mit dem wir auch diejenigen erreichen, die nicht über einen Internetanschluss oder die technischen Fähigkeiten für Video-Konferenzen am PC verfügen“.
Letztere könnten aber gern für längere Beratungen anberaumt werden. „Dafür einfach anrufen und einen Termin vereinbaren“, empfiehlt Zinke. Falls nicht sofort jemand den Hörer abnehme, bittet sie um einen erneuten Versuch. Denn die Stadtjugendpflegerin, die zwischen Home-Office und ihrem Büro in der Ernst-Grube-Straße 17 in Elbingerode pendelt, ist derzeit gleich doppelt eingespannt: „Ich kümmere mich auch um die Terminvergabe am Impftelefon.“
Wichtig ist, dass wir den Kontakt zu den Jugendlichen nicht verlieren.
Evelyn Zinke, Stadtjugendpflegerin in Oberharz am Brocken
Im Elbingeröder Jugendzentrum übernehme derweil Kohlrusch die Notbetreuung. „Gerade wenn wegen zu hoher Inzidenzwerte der Präsenzunterricht an Schulen ausfällt, ist die Verunsicherung groß: ,Kann ich da mein Kind in den Jugendclub schicken?’ , fragen sich viele Eltern“, berichtet Evelyn Zinke weiter. Das Angebot richte sich vor allem an „Schüler, die einfach in Ruhe am Computer arbeiten wollen – und dazu zu Hause nicht die Möglichkeit haben oder von Geschwistern genervt fühlen“. Zudem gebe es für die Einrichtung an der Straße Unter den Birken ein Hygienekonzept, es werde regelmäßig durchgelüftet.
„Wichtig ist, dass wir in dieser schwierigen Phase den Kontakt zu den Jugendlichen nicht gänzlich verlieren“, erläutert Zinke weiter. „Deshalb wollen wir mit dem Kummer-Telefon und der Beratungsmöglichkeit im Jugendzentrum ein Zeichen setzen: Wir sind noch für Euch da.“
Wie rat- und hilflos Eltern mittlerweile manchmal seien, habe sie zuletzt während vieler Gespräche erleben können: „Mein wichtigster Tipp: Geben Sie dem Alltag ihrer Kinder auch im Homeschooling eine feste Struktur. “ Das könne mit gepacktem Ranzen samt Brotdose am Morgen sowie einem kurzen Spaziergang ums Haus als simuliertem Schulweg anfangen und mit Klingeln als Pausen- und Stundenzeichen enden. Das bringe Halt für die Jungen und Mädchen.
Wir wissen noch nicht, welche Regeln im Sommer gelten oder welche Attraktionen öffnen.
Evelyn Zinke, Stadtjugendpflegerin in Oberharz am Brocken
Eine weitere Sorge Zinkes: Da Kontakt zu Gleichaltrigen, Freunden und Lehrern für viele Jugendliche hauptsächlich nur noch per Video-Konferenz oder Online-Chat besteht, befürchtet sie ein Abdriften in eine digitale Welt. Deshalb setze die Oberharz-Stadtjugendpflege bei ihrem diesjährigen Programm für die Sommerferien (siehe Infokasten) vor allem auf „Angebote mit sportlichem Wettkampf-Charakter“ ohne Smartphone oder PC in der direkten Umgebung.
Planbar sei – wie schon 2020 – kaum etwas: „Wir wissen noch nicht, welche Regeln im Sommer gelten oder welche Attraktionen öffnen dürfen“, erläutert die Stadtjugendpflegerin. Deshalb haben sie und ihr Team von Anfang an bewusst auf das übliche Format des Ferienpass-Hefts verzichtet und Ausflüge in Freizeitparks oder die einwöchige Freizeit am Werbellinsee in Brandenburg von der Liste gestrichen. „Die von unserer Sekretärin Andrea Lange liebevoll gestalteten Flyer und Plakate liegen demnächst in Tourist-Informationen und Schulen im Oberharz aus“, verspricht Zinke.
Dabei wolle sie sich der Digitalisierung nicht verschließen. „Wir stehen zum Beispiel über Zoom-Konferenzen in Austausch mit anderen Jugendarbeitern aus der Harzregion, etwa Sebastian Umbach vom Café am Heizhaus in Ilsenburg.“ So könnten sie voneinander lernen, welche neuen Formate funktionieren und welche nicht.
Kummertelefon der Stadtjugendpflege Oberharz am Brocken: 01 51/ 23 20 20 77; Jugendclub Elbingerode: (03 94 54) 4 24 00