Schloss Tiefe Risse und ausgebeulte Wände
Die Stützmauern des Wernigeröder Schlosses müssen umgehend gesichert werden. Rund 1,2 Millionen Euro kosten die dringendsten Arbeiten.
Wernigerode l Es gibt Situationen, in denen Aufschieben keine Option mehr ist. „Wir müssen sofort handeln“, sagt Gerlinde Brammer vom Wernigeröder Bauamt. Die Stützmauern vom Wernigeröder Schloss sind an einigen Stellen so marode, dass eine Sperrung der Zufahrt zum Wahrzeichen droht. Um das zu verhindern, werden die Mauern ab 16. August entlang der Zufahrt gesichert.
Die Stützmauern sind seit Jahren das Sorgenkind im Bauamt. Einmal im Jahr steht eine sogenannte Gefährdungsbegehung an, bei der die Schwachstellen des Mauerwerks in Augenschein genommen werden. Beim letzten Termin Mitte Dezember stellte der anwesende Statiker „teils gravierende Schäden“ fest, die sofort behoben werden müssten. Im Februar schloss sich das Bauordnungsamt des Harzkreises dem Urteil an.
Nach einem Termin im April mit Vertretern von Landkreis, Stadtverwaltung, der Stiftung Schloss Wernigerode und den Planern wurde beschlossen, dass für das Vorhaben Geld aus der Städtebauförderung eingesetzt werden soll. Insgesamt wird die Sicherung der vier gravierendsten Problemstellen rund 1,2 Millionen Euro kosten. Eine Million bezahlt das Land, die restlichen 200 000 Euro übernimmt die Stiftung Schloss Wernigerode.
Nachdem der Stadtrat Ende Juni den Haushalt abgesegnet hat, ist der Weg frei, um die Stützmauern und damit den Zugang zum Schloss für Besucher und Anwohner zu sichern. Die Ausschreibung ist erfolgt, berichtet Gerlinde Brammer. „Wir werden die Forderungen an die statische Sicherheit erfüllen.“ Gefährdet ist diese zum Beispiel an der Stützmauer am Bäckerhof. Bereits seit 2009 ist der Bereich mit Netzen gesichert. Nun ist das Mauerwerk an den Kanten und im unteren Bereich gebrochen. Erkennbar sind Verformungen, so Gerlinde Brammer. „Man sieht, dass die Mauer immer weiter ausbeult.“
Deshalb werden alle Steine abgetragen und eine Verankerung befestigt. Die Mauer wird neu gegründet und mit Spritzbeton aufgefüllt. 2017 wird das Bauwerk wieder aufgemauert. Unbedingt gesichert werden müssen zwei Pfeiler an der Schlosszufahrt. Am Pfeiler Nummer 11 auf Höhe eines Souvenirgeschäftes zeigen sich tiefe Risse im Mauerwerk, die mit einer Verankerung und Netzen vorerst zusammengehalten werden. 2017 sollen die maroden Stellen umfassend saniert werden. Am Pfeiler Nummer 13 wurde bereits ein Netz angebracht, das noch einmal verstärkt wird. Auch hier soll eine Verankerung das Mauerwerk zusätzlich festigen. Die Brüstung oberhalb des Pfeilers, die teilweise weggebrochen ist, wird 2017 erneuert. Die Sanierung soll im gleichen Jahr erfolgen. Auch ein Eckpfeiler auf der Schlossterrasse muss sofort gesichert werden. Bis zu drei Zentimeter breite Risse ziehen sich durch die Mauer, ein Netz ist bereits angebracht. Auch hier wird mit verstärkten Netzen und Ankern gearbeitet. Für eine ordentliche Sanierung fehlt noch das Geld.
Bis Oktober sollen die wichtigsten Arbeiten erledigt sein, sagt Gerlinde Brammer – „sofern das Wetter mitspielt“. Im Frühjahr 2017 geht es weiter.