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Tourismus Hotelprojekt in Schierke im zweiten Anlauf?

Das Wurmbergblick-Gelände in Schierke wird zum zweiten Mal an Hotelinvestoren verkauft. Die ersten Käufer hatten einen Rückzieher gemacht.

Von Ivonne Sielaff 06.06.2020, 01:01

Schierke/Wernigerode l Wernigerodes Stadtrat hat grünes Licht für den Verkauf des Wurmbergblick-Grundstücks in Schierke gegeben. Auf dem rund 27.000 Quadratmeter großen Areal an der Alten Dorfstraße stand einst das traditionsreiche Hotel „Wurmbergblick“.

Was den Verkauf betrifft, hält man sich im Wernigeröder Rathaus bedeckt. Zwar bestätigt Sprecherin Winnie Zagrodnik, dass der Stadtrat den Verkauf einen Grundstückes in Schierke beschlossen hat. Aber mehr nicht. Grundstücksgeschäfte würden der Vertraulichkeit unterliegen und seien nichtöffentlich, teilt sie mit.

Nach Volksstimme-Recherche handelt es sich beim Käufer um die Schierke Harzresort GmbH, an der auch die Lüder-Gruppe aus Hildesheim und Seilbahn-Investor Gerhard Bürger beteiligt sind. Bereits im Februar 2020 hatte Sebastian Lüder die Kaufabsichten gegenüber der Volksstimme bestätigt. Es bestehe Interesse, in ein Wellnesshotel für Familien zu investieren, so Lüder damals.

Inzwischen geben sich die künftigen Investoren zurückhaltend. Zwar dementieren sie den Kauf nicht. Fragen zum Hotelprojekt und zum Bauablauf sind momentan jedoch unerwünscht. „Nach Rücksprache mit der Stadt Wernigerode möchten wir uns aktuell nicht weiter zu Ihrer Anfrage äußern“, heißt es von Roman Plate, Geschäftsführer der Schierke Harzresort GmbH. Wenn es „soweit ist“, wolle er sich melden, so Plate zur Volksstimme.

Dass die Investoren bei ihren Bauvorhaben durchaus Nägel mit Köpfen machen, haben sie bereits in der Vergangenheit bewiesen. Denn die Hildesheimer sind keine Unbekannten in Schierke. Ein Feriendorf mit 36 Häusern auf dem Gelände des ehemaligen Hotels „Heinrich Heine“ geht auf ihr Konto - also in unmittelbarer Nachbarschaft zum „Wurmbergblick“.

Bleibt zu hoffen, dass den Investoren bei ihrem neuen Projekt nicht die Puste ausgeht - wie es ihren Vorgängern passiert ist. Der Verkauf des Wurmbergblick-Grundstücks war nämlich schon einmal unter Dach und Fach. Die Arborea Hotel & Resorts GmbH wollte 20 Millionen Euro investieren, ein 110-Bettenhaus mit Baumsauna und Amphitheater bauen und 60 bis 70 Arbeitsplätze schaffen.

Vor vier Jahren stellten die Investoren ihre Pläne vor, baten damals Verwaltung und Stadtrat, ihnen das Areal für ihr Projekt zu reservieren. Im Hintergrund liefen die Planungen weiter. Anfang 2019 unterzeichneten die Arborea-Investoren dann den Kaufvertrag mit der Stadt.

Nur ein gutes halbes Jahr später folgte der Rückzieher - das Aus für das 20-Millionen-Projekt. „Die Arborea-Gruppe hat sich von den Plänen in Schierke verabschiedet“, bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens auf Volksstimme-Nachfrage. Als Gründe für den Rückzug nannte die Sprecherin „deutlich geringere Förderungsmöglichkeiten als vorher suggeriert und somit eingeplant“ sowie die Nicht-Realisierung der Seilbahn. Die Arborea-Gruppe hatte ihr Interesse von vornherein an den Bau der Ganzjahreserlebniswelt am benachbarten Winterberg mit Seilbahn und Skipiste geknüpft.

Diese beiden Gründe seien für das Unternehmen in doppelter Hinsicht negativ. Zum einen sei ein „deutlich höherer Kapitaleinsatz“ notwendig“. Zum anderen werde mit einer niedrigeren Auslastung und damit auch mit niedrigeren Umsätzen aufgrund der fehlenden Seilbahn gerechnet. „In der Kombination ist das nicht mehr zu realisieren.“

Für die Stadt war das ein Rückschlag. Ziel sei es aber weiter, auf dem Grundstück die gewünschte Projektentwicklung - nämlich einen Hotelneubau - zeitnah zu erreichen, hieß es noch im Februar von Rathaussprecher Tobias Kascha. Zu dem Zeitpunkt lag der Stadt das Angebot der Schierke Harzresort GmbH bereits vor. Einige Stadträte hatten vorab gefordert, den Verkauf des Grundstücks öffentlich auszuschreiben - weil sie eine zu große Dominanz der Lüder-Gruppe in Schierke befürchteten und um anderen potentiellen Investoren eine Chance zu geben.

Deshalb war die Stadtratsentscheidung nach Volksstimme-Informationen auch nicht unumstritten. Mit dem Beschluss ist die Ausschreibung nun vom Tisch. Mit 25 Ja-, 13 Nein-Stimmen und einer Enthaltung stimmten die Stadträte für den Verkauf an die Schierke Harz Resort GmbH.