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Kultauto Trabifreunde rollen auf der Ostalgiewelle

Von Holger Hadinga 24.07.2015, 16:21

Liebhaber des Kultautos Trabi haben in Minsleben eine Halle und bringen diese alten Fahrzeuge mit viel Engagement wieder auf Trab.

Wernigerode/Minsleben l Wenn andere nach der Arbeit ihr Feierabendbierchen genießen oder sich vor dem Fernseher entspannen, geben Marco Marcinkowski, Sebastian Wessel sowie Sebastian Wolter so richtig Gas. In der Freizeit schlägt ihr Herz für den legendären Trabant. "Wir bestehen seit nunmehr 20 Jahren, sind eine Interessengemeinschaft und haben keinen Vorsitzenden", erklärt Marcinkowski. Die rund 15 Mitglieder kommen nicht nur aus Wernigerode, sondern beispielsweise auch aus Derenburg, Silstedt, Reddeber oder Niedersachsen. Ihr Domizil haben sie seit vier Jahren nach einigen Umzügen in einer rund 360 Quadratmeter großen Halle in Minsleben gefunden.

"Mit 18 Jahren war mein erstes Auto ein Trabi. Der ist einfach zu handhaben und leicht zu reparieren. Außerdem mag ich die Ostalgiewelle", sagt Marco Marcinkowski. So ähnelt die Halle einem kleinen DDR-Museum. Hier sind unter anderem Fahnen aus der DDR-Zeit, Banner sowie große Bilder von ehemaligen SED-Funktionären zu finden. Natürlich sind die einstigen Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht und Erich Honecker mit dabei. Ebenso sammeln die Trabi-Freunde alte ostdeutsche Elektrogeräte.

Derzeit haben die Mitglieder der Interessengemeinschaft zehn Trabis sowie einen Lada in ihrer Halle, des Weiteren zwei Wohnwagen vom Typ Quek Junior. "Diese wurden früher speziell für den Trabant gebaut, da er sie ziehen konnte", weiß Sebastian Wessel. Weiter betont der Kfz-Meister: "So weit wie möglich, machen wir alle Autos fahrtauglich und restaurieren originalgetreu." Es sei laut Wessel kein Problem, entsprechende Teile zu bekommen. "In der damaligen Mangelwirtschaft haben viele die Teile im Keller oder auf dem Dachboden gehortet." Jetzt stehen sie für die Trabi-Fans bereit. Außerdem wird in früheren Ostblock-Ländern, vor allem in Ungarn, noch Zubehör produziert. Deshalb sind in der Halle meterlange Regale mit entsprechendem Material zu finden.

Pinkfarbener Trabi

Das Prachtstück in Minsleben ist ein rosafarbener Trabi vom Typ 1.1 Tramp mit offenem Verdeck. Dieser hat immerhin 45 statt üblicher 26 PS. "Laut Gutachten ist dieser Typ 13 000 Euro wert. Und er steigt von Jahr zu Jahr", weiß Sebastian Wolter. Diese Trabi-Version lief als letzte in Zwickau vom Band und hatte bereits einen VW-Motor. Wolter: "Eine genaue Zahl gibt es nicht. Ich habe aber mit Internetrecherche heraus bekommen, dass es nur um die 490 Stück sein müssen."

Mit diesem Typ begab sich Sebastian Wolter schon auf lange Reise. Er fuhr nach Griechenland, an den Bosporus in die Türkei und nach Skandinavien zum Nordkap. Das Auto hielt problemlos durch und sorgte auf der Tour für viel Aufmerksamkeit. "Ich wurde überall herzlich empfangen, die Leute machten Fotos, sogar die türkische Grenzpolizei." Besonders gefreut hat er sich am Nordkap. "Dort habe ich einen Trabifahrer aus Königswusterhausen getroffen, der auch auf einer Tour war." Das Trabi-Fieber hat bereits Töchterchen Valentina gepackt. Hin und wieder kommt die Zweieinhalbjährige mit in die Minslebener Fahrzeughalle.

Treffen in Halberstadt

Natürlich sind die Trabi-Freunde regelmäßig auf landesweiten Treffen, zum Beispiel in Zwickau oder Anklam, vertreten - und haben mit ihren Zwei- und Viertaktern schon einige Pokale bekommen. "Jeder von uns hat bei der Restaurierung seine Stärken, einer beim Motor, ein anderer bei der Elektronik oder Karosserie", erklärt Sebastian Wolter. Er sagt weiter, dass mit den Aktivitäten ein Stück Kulturgut erhalten bleiben soll. Marco Marcinkowski nimmt sogar am Motorsport teil. "Dabei geht es aber nicht um Siege, sondern nur um den Spaß", erklärt er.

Das nächste Treffen findet von Freitag, 31. Juli, bis Sonntag, 2. August, in Sachsen-Anhalt statt. Dann präsentieren die Trabi-Fans am Eröffnungstag ab 15 Uhr am Halberstädter See ihre Autos.