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Mögliche Gefahrenquelle Trockenheit und Schäden: Stadtbäume im Oberharz unter Stress

Heiko Ehrt ist verantwortlich für die kommunalen Bäume der Stadt Oberharz am Brocken. Er kontrolliert regelmäßig die Bäume und bewertet ihren Zustand. Um die Bäume stehe es schlecht, sagt er, was von einigen Faktoren abhänge.

Von Matthias Distler 07.11.2023, 06:15
An der Linde sind bereits Äste heruntergefallen, zeigt Heiko Ehrt. Auch wenn der Baum erst einmal stehen bleiben soll, beobachtet der Baumbeauftragte ihn mit Sorge.
An der Linde sind bereits Äste heruntergefallen, zeigt Heiko Ehrt. Auch wenn der Baum erst einmal stehen bleiben soll, beobachtet der Baumbeauftragte ihn mit Sorge. Foto: Matthias Distler

Hasselfelde - Beinahe täglich ist Heiko Ehrt in der Stadt Oberharz am Brocken unterwegs, um die Bäume der Kommune zu begutachten, deren Zustand zu bewerten oder Hinweisen von Anwohnern nachzugehen. Der 58-jährige Mitarbeiter im Bauamt und Gärtnermeister ist verantwortlich für die städtischen Bäume und seit 34 Jahren bei der Stadt angestellt.

Zweimal im Jahr schaue er sich nach und nach alle Laubbäume an, die der Kommune gehören – an Straßenrändern, Parks, Friedhöfen, Waldrändern – einmal im belaubten und einmal im unbelaubten Zustand. Dann bewerte Ehrt, welche Bäume gefällt oder zumindest geschnitten werden müssen.

„Das große Stichwort lautet hier Gefahrenabwehr“, sagt Ehrt. Besonders wichtig seien dabei Bäume an Haupt- oder Kreisstraßen – eben dort, wo viele Menschen unterwegs seien. Auch in Parks habe sich die Situation in den vergangenen Jahren verschärft, berichtet der Verantwortliche. Zusätzlich kämen Hinweise per E-Mail oder dem „Bürgermelder“ auf der Internetseite der Kommune von Anwohnern an, denen er nachgehen müsse.

Keine Baumart mehr ohne Probleme

Handeln müsse man dann, wenn die Bäume Schäden durch Trockenheit, Pilzbefall oder einem hohen Anteil von Totholz aufwiesen. Auch Schäden durch Streusalz kämen hinzu. „Mittlerweile gibt es keine Baumart mehr, wo es keine Probleme gibt“, stellt Ehrt fest. Daneben komme es auch inzwischen häufiger zu Baumschäden wegen extremerem Wetter, wenn es zum Beispiel besonders heftig stürmt. Oberster Ziel sei es, dass keine Personen zu Schaden kommen. Fälle wie die durch einen umstürzenden Baum getötete Frau in Goslar „sind der Albtraum“.

Geringe Schäden behebe er selbst, zum Beispiel, wenn Äste abgesägt werden müssen. Auch übernehme er die Pflege von kleinen Jungbäumen. Größere Arbeiten bis hin zu Fällungen würden entweder von Firmen oder vom städtischen Bauamt übernommen. Das entsprechende Gerät – wie Zugtechniken oder Schredder – werde angemietet. Als besondere Schwerpunkte nennt er etwa das Gebiet Rabenstein am Kurpark in Hasselfelde oder der Kahlenberg in Elbingerode, wo die Altbäume vertrocknen würden.

Die Anzahl zu fällender Bäume werde mittlerweile jährlich immer mehr, sagt Ehrt. Gründe hierfür seien unter anderem die Trockenheit und der Trockenstress, dem die Bäume ausgesetzt seien. Selbst Birken am Ufer der Hassel würden zu trocken werden.

Baum in Hasselfelde muss gefällt werden

Ein Beispiel für eine Fällung kann Ehrt sogar schon nennen: Anfang Dezember werde der Ahorn an der Stieger Straße in Hasselfelde gefällt werden müssen. Der Baum sei zu trocken und sterbe ab. Dazu werde wegen der Größe des Baums eine Firma hinzugezogen und in die Straße für den Zeitraum der Arbeiten voraussichtlich eine Ampel aufgestellt.

Ein anderer Baum, den er mit großer Sorge beobachte, der aber – zumindest noch nicht – gefällt werden müsse, sei die Linde auf dem Gelände der Kita „Regenbogenland“, ebenfalls in Hasselfelde. Dort seien schon Äste heruntergebrochen und hätten entfernt werden müssen, berichtet Ehrt.

Der gefällte und geschredderte Baum werde dann, wie die anderen, auf einer Deponie in Hasselfelde kompostiert und zur Gewinnung für Mutterboden verwendet.

Damit bei den in den zurückliegenden Jahren vermehrten Fällungen der Oberharz nicht irgendwann ganz ohne Grün dasteht, pflanze die Stadt – dort, wo es geht – als Ausgleich neue Bäume.

Neupflanzungen von Zukunftsbäumen

Dabei werde darauf geachtet, dass es sich um „Zukunftsbäume “ handele. Baumbestände mit einer größeren Vielfalt bei der Pflanzenverwendung sind laut der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“ des Bundes deutscher Baumschulen und der Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz besser gegen die vielen verschiedenen, noch teilweise nicht bekannten Schaderreger gewappnet. Die Konzentration auf wenige Baumarten berge hingegen bei einem Befall mit entsprechenden Schaderregern größere Gefahren für die Bäume. Die Kosten für einen neuen Baum betragen laut Heiko Ehrt – je nach Umfang des Stammes – ungefähr 100 Euro.

Die aktuelle Situation sei zwar deprimierend, gibt Heiko Ehrt offen zu. Zu sehen, wie die neu gepflanzten Bäume heranwachsen, freue ihn aber und gebe ihm Kraft, weiterzumachen. Denn ein paar Jahre müsse er noch weitermachen, sagt er lachend.

Eine Bitte an die Einwohner in der Stadt Oberharz am Brocken hat der Experte abschließend noch: Auch die Bürger könnten mithelfen, indem sie die Bäume mal mit einem Eimer Wasser versorgten.