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Ütschenteich Paradies im Stich gelassen

Wernigeröder Angler und Darlingeröder fordern für die Rettung eines Teichen Unterstützung. Vor allem von Sachsen-Anhalts Umweltministerin.

Von Regina Urbat 25.07.2018, 01:01

Wernigerode/Darlingerode l Es ist ein Kampf David gegen Goliath. David, das sind die Wernigeröder Angler und der Ortschaftsrat von Darlingerode, Goliath die mächtige EU und ein Förderprogramm, mit dem eine Naturlandschaft gerettet werden kann.
Die beiden "Kleinen" haben mit ungeheurem Engagement den Kampf um die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Limmecke aufgenommen. Dafür ist es erforderlich, dass der Ütschenteich, in dessen unmittelbarer Ufernähe der Limmeckebach entspringt, entschlammt wird. Ansonsten droht der Teich, seit 1978 ein Flächennaturdenkmal, zu verlanden. Damit wäre der Hochwasserschutz für Teile von Darlingerode nicht mehr gegeben. Und die Angler müssten ein idyllisches Plätzchen als Pachtgewässer aufgeben.
Im Herbst 2017 begann die Rettung des Ütschenteiches, "doch es war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagt Tommy Löwenberg. Der Vorsitzende des Anglervereins erinnert an die beiden Arbeitseinsätze, bei denen mit Manneskraft lediglich ein kleiner Teil des Gewässers von der Krebsschere befreit werden konnte.
Die nicht einheimische Wasserpflanze ist der Grund des ganzen Übels. Sie wurde vor Jahren in den Teich, der an der Gemarkungsgrenze zwischen Wernigerode und Darlingerode liegt, gepflanzt und hat sich so rasant ausgebreitet, dass es kaum noch Leben im und am Wasser gab, geschweige denn ein Fisch. Im wahrsten Sinne des Wortes war der Teich am Ersticken, der faulige Moder stank entsetzlich - ein Kontrast in dem urigen Landeswald mit den vielen alten Eichenbäumen.
"Hier muss professionelle Hilfe ran", waren sich Mitglieder des Darlingeröder Ortschaftsrates im Herbst 2017 einig. Allen voran Eberhard Schröder von der Linke-Fraktion. Er zollte den Wernigeröder Anglern riesigen Respekt für ihren Einsatz. Fortan unterstützten die Darlingeröder die Wernigeröder Angler bei ihren Bemühungen, die zumindest den Erfolg haben, dass in diesem Frühjahr hunderte Frösche wieder im Ütschenteich quakten und einige Enten dorthin zurück gekehrt sind.
"Aber der Kampf ist längst nicht gewonnen", so Tommy Löwenberg und Eberhard Schröder übereinstimmend. Die extrem wuchernde Krebschere wächst befreite Teile wieder zu. Gleichzeitig die Ernüchterung, dass eine Entschlammung über ein EU-Förderprogramm einen Rattenschwanz von Anträgenerfordert und sich die Bereitstellung von Fördergeld noch über Jahre hinziehen wird. Die Rede ist von 2021. Deshalb sollte als Dritter im Bunde, so ihr Wunsch, Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert gewonnen werden.
Die bündnisgrüne Ministerin bereist heute auf ihrer Sommertour den Harzkreis und lädt zum Finale die Bürger um 17 Uhr zu einem Sommerfest nach Ilsenburg in den Schlosspark ein. Bei Führungen können Interessierte erfahren, "warum der Schlossparkteich und Zanthierteich nach deren Entschlammung ein Paradies für viele verschiedene Arten geworden ist", heißt es in ihrer Ankündigung.
"Das hätten wir auch gern, vor allem in so kurzer Zeit", sagt Eberhard Schröder. Immerhin sei dies in Ilsenburg innerhalb von einem viertel Jahr geschehen. "Warum soll es beim Ütschenteich, der dem Landesforst gehört, vier Jahre dauern?" Diese Frage werde er der Ministerin heute stellen, so Schröder.
Tommy Löwenberg möchte Claudia Dalbert ebenfalls in die Verantwortung nehmen und mahnen, den Ütschenteich nicht im Stich zu lassen. Die ökologische Sanierung des Teiches sei jetzt "verdammt wichtig, um einen enormen Verlust für die Natur zu verhindern".