Vandalismus Tatort Schulhof

Sollen die Schulhöfe in Wernigerode nachmittags verriegelt werden, um Vandalismus durch unerwünschte Besucher zu verhindern?

Von Julia Bruns 24.08.2017, 01:01

Wernigerode l Scherben, kaputte Spielgeräte und beschmierte Hauswände: Die eklatanten Zustände auf den Schulhöfen der Wernigeröder Grundschulen haben die Mitglieder des Kulturausschusses in Wernigerode beschäftigt.

Die Stadtverwaltung will in den kommenden Monaten eine Satzung überarbeiten, die die Nutzung der Pausenhöfe regelt. Die aktuelle Version stammt aus dem Jahr 1995 und sei, so konstatiert Amtsleiterin Silvia Lisowski, schlicht nicht mehr zeitgemäß. „Damals hatten wir ganz andere Voraussetzungen“, so Silvia Lisowski. So habe sich zusätzlich zu einem Hausmeister ein Hallenwart um das Geschehen rund um die Schulen gekümmert. Dadurch war bis 22 Uhr jemand auf dem Gelände. „Heute haben wir eine Personalunion aus Hausmeister und Hallenwart“, berichtet sie.

Es liege in der Verantwortung der Verwaltung, für die Sicherheit der Kinder zu sorgen. Dies gestalte sich immer schwieriger.

„Die Spielgeräte werden von Älteren benutzt, für deren Gewicht sie nicht ausgelegt sind. Dadurch lockern sich Schrauben, Ketten reißen heraus. In den Sandkästen haben wir Scherben gefunden. Bänke werden quer über das Gelände getragen“, beschreibt Silvia Lisowski nur einige der Probleme, mit denen sich vor allem die Hausmeister konfroniert sehen. „Der erste Gang der Hausmeister führt sie morgens über den Schulhof, um Scherben zusammen zu kehren“, berichtet sie weiter.

Besonders stark betroffen sind der Diesterweg-Schulhof und der Pausenhof der Stadtfeld-Grundschule sowie das Areal im Harzblick. Diese Höfe werden allem Anschein nach besonders häufig von randalierenden, trinkenden Gruppen angesteuert.

Zweimal sei in einen Schuppen auf dem Gelände der Diesterweg-Schule eingebrochen worden. An der Stadtfeld-Grundschule wurden während der Ferien die Ballfangnetze gestohlen. Mit Fußbällen schießen die Kinder so gegen die Hauswände, dass der Putz abfällt. „Im Harzblick sind es auch Erwachsene, die sich tagsüber auf dem Schulhof herumtreiben“, sagt Annette Klaue, die für die Kindertagesstätten in Wernigerode zuständig ist. „Die Horterzieher entscheiden sich manchmal, lieber drinnen zu bleiben oder rein zu gehen, wenn diese Gruppe sich dort aufhält.“

Nachts patroulliere ein Sicherheitsdienst an der Harzblick- und an der Diesterweg-Schule. Die Lage an der Francke-Schule in Hasserode sei derweil entspannt. Wie hoch die Schäden durch Vandalismus auf den Schulhöfen sind, kann Silvia Lisowski nicht beziffern, denn die Kosten fallen ihr zufolge unter die laufende Werterhaltung und werden nicht gesondert ausgewiesen.

Die zentrale Frage, die sich dem Kulturausschuss schließlich stellt: Müssen die Schulhöfe nachts geschlossen werden, um unerwünschte Besucher von den Arealen fernzuhalten?

„Nein“, sagt Michael Wiecker. „In unserer Fraktion gibt es vehemente Gegenwehr gegen die Schließung der Schulhöfe. Denn besser, die Kinder sind auf dem Schulhof als irgendwo anders“, betont der CDU-Stadtrat. „Es gibt einige Kinder und Jugendliche, die die Schulhöfe nachmittags nutzen, um Sport zu treiben.“

Martina Tschäpe (SPD-Fraktion) ist ähnlicher Ansicht. „Schließen wir die Schulhöfe, dann müssen wir Alternativen bieten“, sagt sie. Angela Gorr regt an, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. „Vielleicht könnten wir sie ins Center einladen?“ Martina Tschäpe schlägt vor, die Streetworker einzuspannen.

Schnell wird klar – eine Schließung ist auch für die Verwaltung keine zufriedenstellende Lösung. „Wir wollen die Höfe nicht permanent verschließen“, sagt Annette Klaue. „Wir können stattdessen über eine neue Beschilderung nachdenken.“ Es sei ein „Auf und Ab“, das die Verwaltung erlebe. „In manchen Jahren treten die Probleme verstärkt auf, dann ist wieder lange nichts“, so Annette Klaue. „Menschen ändern sich.“ Wichtig sei, dass es den Kindern, die sich in Obhut der Stadt befinden, gut geht. „Und wenn man die Höfe schließt, steigen die Jugendlichen wahrscheinlich über den Zaun“, so Annette Klaue zu ihren Bedenken.

Zum nächsten Kulturausschuss am 11. September wollen die Verantwortlichen für Schulen, Horte und Kindertagesstätten einen Entwurf für eine neue Schulhof-Satzung ausarbeiten.