Betrieb eines Lehrbergwerks in ehemaliger Grube Braunesumpf und Führungen zur Montangeschichte geplant Verein will Walter-Hartmann-Stollen herrichten
In Blankenburg ist ein junger Verein aktiv - über und sogar unter Tage. Er will ein Lehrbergwerk betreiben, aber ganz dem Umwelt- und Naturschutz verpflichtet.
Blankenburg l Um die Bergbau-traditionen Blankenburgs wieder mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken, hat sich ein neuer Verein gegründet. Das Lehrbergwerk Braunesumpf um seinen Vorstand Ralf Selle, Daniel Eger und Christian Berger möchte Bergbau erlebbar machen, aber auch die Reste der Erzstufenbahn erhalten und das Umfeld des Walter-Hartmann-Stollens sanieren und für Führungen öffnen. Darüber hinaus haben sie sich den Natur- und Fledermausschutz auf die Fahnen geschrieben.
Bereits im Juli hatte der junge Verein einen Antrag an die Stadtverwaltung gestellt, das rund 300 Quadratmeter große Gelände um den Walter-Hartmann-Stollen zu pachten. "Wir benötigen die Pacht, um Rechtssicherheit zu haben", erklärte Ralf Selle vor den Mitgliedern des Blankenburger Hauptausschusses. Mit viel Eigeninitiative haben die Mitglieder unter anderem vor, den Zugang vom Wildwuchs zu befreien, die Wasserrinne freizulegen und einen Naturlehrpfad anzulegen. Weiterhin legen sie großen Wert auf den Fledermausschutz, denn zahlreiche Stollen dienen den Tieren als Winterquartier. Als Partner unterstützt die Stiftung Umwelt-, Natur- und Klimaschutz Sachen-Anhalt das Vorhaben des Vereins, der bereits verschiedene andere Flächen gepachtet hat.
Wie Selle erläuterte, gehe es nicht darum, ein Besucherbergwerk wie Drei Kronen Ehrt aufzubauen und dadurch eine Konkurrenz zu schaffen. Dies sei schon aus finanzieller Sicht gar nicht zu realisieren. Vielmehr richten sich die Aktivitäten des Vereins an ein Fachpublikum. So sollen die vorhandenen Grubenbaue der ehemaligen Eisenerzgrube Braunesumpf für Fachbesucher erschlossen und "befahrbar", gemacht werden, wie Bergleute das Begehen oder auch Besichtigen eines Stollens bezeichnen.
Laut Konzept sollen für interessierte Besucher Teile des Walter-Hartmann-Stollens zugänglich sein - beispielsweise zum alljährlichen "Tag des offenen Denkmals". Aber auch themenbezogene Stadtführungen seien in Kooperation mit der Tourist- und Kurinformation vorstellbar.
Laut Ralf Selle verfügen seine Mitstreiter über das nötige Fachwissen und Erfahrungen. Er selbst ist seit mehr als 30 Jahren als Bergmann aktiv und nach Bundes-Berggesetz bestellte Aufsichtsperson für bergmännische Arbeiten unter und über Tage. Daniel Eger und Christian Berger sind Mitglieder der Bergwacht Harz, mit der ebenso eine enge Zusammenarbeit geplant ist, wie mit der freiwilligen Feuerwehr, dem DRK-Ortsverein Blankenburg und weiteren Gruppen, die sich der Traditionspflege und Geschichte Blankenburgs verschrieben haben.
Schwierig dürfte sich die Zusammenarbeit mit dem Bergverein zu Hüttenrode gestalten, in dem Selle und Eger noch Mitglieder sind, der aber seinerseits ein Nutzungskonzept für den Walter-Hartmann-Stollen vorgelegt hat. Deshalb wurde der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung zur Verpachtung an den Verein Lehrbergwerk Braunesumpf in der Vorwoche zurückgestellt. Nun soll der Stadtrat in seiner Dezembersitzung entscheiden, welcher Verein das Areal künftig betreuen soll.