Bei einem Staumeister im Gebiet der Stadt Oberharz zu Besuch "Verheiratet mit der Talsperre"
Die Talsperren auf dem Gebiet der Stadt Oberharz am Brocken sind eine Augenweide. Touristen schwärmen, Angler ebenso, und für Trinkwasser sowie für Hochwasserschutz sorgen sie auch. Allerdings kostet das alles viel Geld und Arbeit, was oft vergessen wird.
Königshütte. Wasserstände messen, Zu- und Abflüsse kontrollieren, den Damm beobachten, Buch führen - das sind die Haupttätigkeiten eines Staumeisters an einer Talsperre.
So auch am Hochwasserschutzbecken "Kalte Bode" bei Königshütte, an dem Ronald Brand genau diese Staumeisterfunktion ausfüllt. Rund um die Uhr, dazu wohnt er mit Ehefrau Martina und seinen zwei Kindern gleich an der Talsperre. "Es ist sozusagen meine zweite Frau, man ist mit der Talsperre verheiratet", meint der gebürtige Hadmerslebener Wasserexperte.
Die Arbeit sei abwechslungsreich und koste viel Zeit. "Gut, wenn der Partner Verständnis aufbringt, mitzieht", so Brand.
An das Hochwasser 2004 erinnert sich der Mandelholzer Staumeister noch zu gut - mitten in der Nacht, noch schlaftrunken, sei das Team daran gegangen, den Schaden zu begrenzen. Für solche Fälle wohnen die Staumeister vor Ort. Das Wasser lief damals in Strömen über die B 27. Da reichten selbst die knapp fünf Millionen Kubikmeter Stauraum des Hochwasserschutzbeckens nicht mehr aus. Eine Katastrophe aber gab es nicht. Und mit dem zerstörerischen Dammbruch 1855 am Wormkedamm, unweit der heutigen Talsperre, sei das Hochwasser schon gar nicht zu vergleichen.
Um solche Katastrophen zu verhindern, den Zu- und Ablauf zu regulieren, gibt es "seine" kleine Talsperre. Aber auch Roland Brand wäre aufgeschmissen, hätte es da nicht Staumeister vor seiner Zeit schon gegeben, gäbe es auch heute nicht ein ganzes Team, das sich um die Talsperren der Region kümmert.
Sein Partner in Königshütte, Günter Schickel, und dessen Frau Monika sind da ebenso zu nennen wie Geraldine und Wolfgang Wieczorek sowie Janette und Ulf Steiner von den umliegenden Stauwerken. Nicht zu vergessen Brigitte und Karl-Heinz Hahne, der frühere Gebietsstaumeister und Vorgänger von Ronald Brand.
Sie alle eint der Einsatz für Trinkwasser und für den Schutz vor Hochwasser in der Region. Zugleich sind die Wasserexperten nebenbei alle mit beteiligt, dass seit 20 Jahren ein freundschaftlicher Kontakt zur Gemeinde und zur Volkssolidarität Königshütte gepflegt wird, wofür Ronald Brand stellvertretend für alle kürzlich ein Volksstimme-Biber der Woche verliehen wurde. Er steht jetzt im Staumeisterbüro mit Blick aufs Wasser. Damit da ja nichts passiert.
Zurzeit ist im Hochwasserschutzbecken allerdings noch Flaute. Wegen der Bauarbeiten für die Turbine ist Zu- gleich Abfluss, da hält sich der Stausee in Grenzen. Er soll sich aber bald wieder bilden, dann gibt es wieder andere Aufgaben für den Staumeister zu lösen. Wie bei Mandelholz, so natürlich auch an den fünf weiteren Talsperren der Region – insgesamt an 31 Talsperren in Sachsen-Anhalt.