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Verkehrschaos Neuer Parkplatz für Wildpark in Wernigerode?

Die Parksituation rund um den Wildpark Christianental in Wernigerode ist prekär. Der Förderverein will deshalb mehr Parkplätze.

Von Katrin Schröder 31.10.2019, 00:01

Wernigerode l Sonnabendvormittag vor dem Eingang des Wildparks Christianental in Wernigerode: Zwei Autos rollen heran, stoppen, drehen um. Jede der 22 Parkboxen ist belegt, die ersten Besucher haben ihren Wagen bereits im Parkverbot abgestellt. „Da kommen schon die nächsten“, sagt Jürgen Jörn. Der Vorsitzende des Wildpark-Fördervereins kennt die prekäre Parkplatzsituation rund um das beliebte Ausflugsziel im Mühlental und will Abhilfe schaffen.

Probleme, die wohl jeder Wildparkbesucher kennt. „Am Wochenende und bei Veranstaltungen ist nicht nur der Parkplatz randvoll, sondern auch die Anliegerstraßen sind zugeparkt“, schildert Jörn. Dies führe immer wieder zu Diskussionen mit Nachbarn und manchmal auch zu Polizeieinsätzen, wenn Einfahrten blockiert werden. Auch die Straße, die vom Schloss in Richtung Christianental führt, muss freigehalten werden – als Feuerwehrzufahrt und Teil der Bimmelbahnstrecke.

Viele Tierpark-Besucher sind daher früher auf den Parkplatz des Aldi-Marktes gegenüber der Einfahrt zum Christianental ausgewichen. Doch seit geraumer Zeit sperrt der Discounter außerhalb der Öffnungszeiten die Zufahrt: Es werde am Wochenende Platz für Lkw gebraucht, die Waren liefern. Jürgen Jörn bedauert, dass man beim Verkauf des Grundstücks kein Nutzungsrecht der Stadt für den Parkplatz vereinbart habe. Gespräche des Vereins mit der Geschäftsleitung hätten bisher keinen Erfolg gehabt.

Daher habe sich der Förderverein in der Umgebung umgesehen – und wurde nebenan fündig. Ein rund 6200 Quadratmeter großes, brachliegendes Grundstück, das an den Einkaufsmarkt grenzt, könnte teilweise zu einem Parkplatz umgebaut werden, den neben den Wildparkbesuchern ebenso Gäste der Tennisanlage in der Tiergartenstraße nutzen könnten. Rund 100 Stellplätze könnten dort gebaut werden, vielleicht auch mehr. Es bestehe ein Wegerecht über den Aldi-Parkplatz. Eigentümer sei Pharma Wernigerode.

Mit dem Unternehmen hat der Vorstand des Fördervereins Mitte September Gespräche geführt. Knackpunkt sei der Preis: Rund 200.000 Euro koste das Grundstück. „Das wird sicherlich schwierig“, sagt Jörn mit Blick auf die angespannte Haushaltslage. Allerdings könne man einen Teil des Geländes anderweitig nutzen, zum Beispiel für Wohnhäuser. Und es gäbe eine „nachhaltige Lösung“ für die Parkmisere.

Die Stadtverwaltung prüfe derzeit einen möglichen Kauf des Grundstücks – bisher ohne Ergebnis. Dies teilt Rathaussprecher Tobias Kascha auf Volksstimme-Nachfrage mit. Es sei zwar bekannt, dass vor allem nach der Schließung des Aldi-Parkplatzes „der Parkdruck in der Umgebung besonders an gut frequentierten Tagen und Wochenenden deutlich gestiegen“ sei, so Kascha. Es lägen aber nur wenige Beschwerden vor, und per Gesetz sei die Zahl der notwendigen Stellplätze nicht vorgeschrieben. „Geeignete und akzeptable Flächenangebote in unmittelbarer Nähe liegen nicht vor“, so Kascha. Nun müsse die Verwaltung abwägen, ob die Errichtung eines Parkplatzes samt Folgekosten „im gesunden Verhältnis zur bisher an relativ wenigen Tagen im Jahr bestehenden Parkplatzknappheit steht“.

In einem Brief hat Jörn die Stadtratsfraktionen über den Vereinsvorstoß informiert. Diese zeigen sich auf Volksstimme-Nachfrage jedoch skeptisch. Zwar begrüße die CDU das Engagement des Fördervereins und sei sich der Bedeutung des Wildparks bewusst, so der Fraktionsvorsitzende Matthias Winkelmann. Dennoch lehnen die Christdemokraten den Grundstückskauf ab. Aus finanzieller Sicht sei er „absolut nicht vertretbar“. Weitere Kostentreiber könnten eventuell noch auftretende Altlasten auf der ehemaligen Industriebrache sowie die dazugehörige Brücke werden. Stattdessen, so die CDU, solle man mit der Aldi-Geschäftsführung über eine zeitweise Anmietung des Supermarkt-Parkplatzes an den Wochenenden verhandeln.

Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen favorisiert eine Einigung mit Aldi, erklärt Fraktionschefin Sabine Wetzel. Eine Alternative wäre ein Elektro-Shuttle für Wochenenden sowie Ferien- und Feiertage vom Parkplatz am Ortsausgang Richtung Elbingerode, der koste. Dort könnte ebenso eine Leihstation für E-Fahrräder entstehen. „Eine zusätzliche Flächenversiegelung am Zillierbach und zusätzliche Kosten für die Stadt durch Kauf der Fläche und Ausbau halten wir in der momentanen Situation nicht für angezeigt“, so Sabine Wetzel.

Die SPD-Fraktion hält sich bedeckt, solange die Eckdaten für den 2020er-Haushalt noch nicht vorliegen. „Bevor wir keine Zahlen haben, können wir uns nicht positionieren“, sagt Fraktionschef Kevin Müller. Das Anliegen sei berechtigt, fügte er hinzu: „Dass ein Bedarf da ist, ist klar.“ Jedoch könne man das Vorhaben nicht um jeden Preis unterstützen. „Es muss finanziell passen. Wir dürfen uns da nicht verheben.“

Der hohe Grundstückspreis stört auch die Linke-Fraktion, sagt ihr Vorsitzender Thomas Schatz. Angesichts fehlender Haushaltsdaten wäre es „unlauter“, mit kostspieligen Investitionen vorzupreschen. Zudem gehe es im Christianental um die Natur. „Da wäre es doch konsequent, würde man die Besucher ermuntern, mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem Bus zu kommen, anstatt neue Gelegenheitsstrukturen für den motorisierten Individualverkehr zu schaffen.“

Besucher könnten zu Fuß oder mit dem Rad ins Christianental gelangen, sagt auch Kai-Uwe Uebner, Vorsitzender der AfD-Fraktion. „Das ist eine schöne Strecke.“ Die Stadt sei nicht in der Pflicht, Parkplätze für den Wildpark zu kaufen. „Man muss nicht überall mit dem Auto hinkommen.“

Nicht nur am Wildpark fehle es mitunter an Parkplätzen, sondern zuweilen zum Beispiel auch am Bürgerpark und am Einheit-Sportplatz, betont Hendrik Thurm, Vorsitzender der gemeinsamen Fraktion von Haus & Grund und FDP. „Diese Situation können wir alle häufig nur zur Kenntnis nehmen, aber nicht grundsätzlich verbessern.“ Die Gespräche mit Aldi hätten „leider“ keinen Erfolg gehabt, der vorgeschlagene Grundstückskauf samt Parkplatzbau sei aber „zu kostenintensiv“. Eine „machbare Lösung“, wäre dies hingegen für Ilja Schicker (Bunte Liste). Er halte eine „Parkflächenoptimierung“ für notwendig, wolle aber noch mehr über die anfallenden Kosten wissen.Kommentar