VerkehrschaosWenn in Wernigerode nichts mehr rollt
Wernigerode ist beliebt - als Wohnort und Ausflugsziel. Deshalb sind Straßen und Parkplätze überfüllt. Wie kann das Problem gelöst werden?
Wernigerode l Nichts geht mehr in Wernigerode. Altstadtkreisel, Krankenhauskreuzung, Bachstraße, Schöne Ecke, Stadtecke - alles dicht. Mal schnell wohin - ist nicht. Stattdessen stehen bleiben und warten. Gerade in diesen Tagen ist es mal wieder besonders schlimm. Wenn dann auch noch die Ampel am Westerntor ausfällt, herrscht reinstes Chaos. Dabei ist zur Zeit nicht mal etwas Besonderes los in der Stadt - kein Weihnachtsmarkt, keine Großveranstaltung, keine größere Baustelle auf den Hauptstraßen. Es sind einfach nur zu viele Leute gleichzeitig unterwegs.
Zu viele Autos, ständig Stau und zu wenig Parkplätze - vielen Wernigerödern geht schon lange auf die Nerven. Hier muss sich doch endlich etwas tun, fordern sie in Richtung Rathaus. Dort ist die Misere durchaus bekannt. Die Stadt sei durch „einen hohen Anteil des motorisierten Individualverkehrs geprägt“, heißt es dazu auf Volksstimme-Nachfrage von Rathaussprecherin Ariane Hofmann. Gründe seien die „Versorgungsfunktion für das ländlich geprägte Umland“, die hohe touristische Bedeutung der Stadt sowie der ausgeprägte Pendlerverkehr.
Besonders der Park-Suchverkehr stelle die Stadt vor „hohe Herausforderungen“, so Ariane Hofmann weiter. Anwohner, Händler, Feriengäste und Tagestouristen würden um den begrenzten Parkraum „konkurrieren“. Bei besucherstarken Veranstaltungen oder an Wochenenden würde sich das Problem noch verschärfen. Deshalb sei die „koordinierte Lenkung“ des ruhenden und fließenden Verkehrs „ein wichtiges Handlungsfeld“ für die nächsten Jahre.
Problem erkannt, aber was tut die Stadtverwaltung nun konkret, um Wernigerode vom Verkehr zu entlasten? Es werde im Rathaus derzeit an der Erstellung eines neuen Parkraumkonzeptes gearbeitet, informiert die Sprecherin. Die Zeitschiene dafür müsse noch erarbeitet werden. „Daher können wir noch nichts Konkretes sagen, außer dass es 2021 wird.“
Dabei müsse man sich die Frage stellen, wann die Kapazitätsgrenzen der Stadt erreicht seien. In dem Konzept soll laut Ariane Hoffmann unter anderem der aktuelle Parkraum und dessen Auslastung unter die Lupe genommen werden. Zunächst soll nämlich versucht werden, die vorhandenen Parkplätze „effektiver“ zu nutzen. Es sei wichtig, Anwohnern weiterhin die Zufahrt zu ihren Grundstücken zu sichern sowie den Lieferverkehr in der Innenstadt zu ermöglichen. Auch künftig soll es Stellflächen im öffentlichen Raum geben. Um aber die Konkurrenzsituation in der Innenstadt zu entschärfen, werde eine Trennung von Tagestouristen und anderen Nutzergruppen und deren Lenkung auf bestimmte Parkflächen geprüft.
Stichwort Park & Ride - Besucher stellen ihre Autos auf großen Parkplätzen außerhalb ab und gelangen per Busshuttle in die Innenstadt. Wäre das etwas für Wernigerode? Zu Walpurgis sei dies bereits getestet worden, so die Sprecherin. Es habe sich dabei gezeigt, dass diese Variante „geeignet“ sei - die Zusammenarbeit mit den Harzer Verkehrsbetrieben und der Wernigerode Tourismus GmbH vorausgesetzt. Allerdings müsste es für die Einführung von Park & Ride größere Parkplätze in der Nähe der Hauptverkehrsachsen wie der A 36 geben. Die Flächen dafür seien begrenzt.
Als „unbedingt notwendig“ bewertet die Verwaltung dagegen ein Parkleitsystem mit digitalisierten Anzeigetafeln. Dessen Einführung werde im Parkraumkonzept geprüft, so Hofmann. Darüber hinaus setze die Stadt auf die Stärkung alternativer Verkehrsmittel wie Bus, Bahn und Fahrrad. „Erklärtes Ziel ist es, Wernigerodes Innenstadt langfristig zu beruhigen und den motorisierten Individualverkehr perspektivisch in die Peripherie zu verlagern.“
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