Stadtentwicklung Was sich Immo Kramer als Wernigerodes neuer Bauchef auf die Fahnen geschrieben hat
Mit Immo Kramer weht frischer Wind durchs Wernigeröder Rathaus. Der neue Dezernent für Stadtentwicklung will anpacken und die Stadt für die Zukunft flott machen.

Wernigerode - „Nur auf Sicht fahren, ist nichts für mich.“ Vor wenigen Wochen hat Immo Kramer als Dezernent für Stadtentwicklung im Wernigeröder Rathaus angefangen. Und der 41-Jährige hat Ziele. Viele Ziele. „Ziele sind für mich wichtig, sonst kommt man nicht voran.“ Sein oberstes Ziel: Wernigerode in den nächsten Jahren positiv zu gestalten. „Die Stadt hat eine einmalige Architektur“, sagt Kramer. Diese müsse weiter herausgestellt und erhalten werden. „Jedes Fachwerkhaus, das abgerissen wird, kommt nie wieder.“ Gleichzeitig zähle für ihn die Zukunft. „Wir müssen schauen, was zukunftsweisend ist, was über viele Jahrzehnte Bestand hat.“ Wernigerodes Entwicklungspotenzial sei noch lange nicht ausgeschöpft.
Und Kramer weiß ganz genau, worüber er redet. Als gebürtiger Hasseröder kennt er seine Heimatstadt, weiß, wo der Schuh drückt. „Ich will in 20 Jahren durch die Stadt fahren und sagen können, hier habe ich meinen Beitrag geleistet.“
Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Denn Kramer ist noch mitten in der Eingewöhnung. „Ich hatte das Glück, dass ich im April ein paar Wochen lang mit meinem Vorgänger Burkhard Rudo zusammenarbeiten konnte.“
Offizierslaufbahn bei Bundeswehr
In den ersten Wochen habe er hauptsächlich beobachtet. „Ich werde sicherlich noch einige Zeit brauchen, um den Überblick zu bekommen und das Gesamtsystem vollständig zu verstehen. Die Geduld dafür will ich aufbringen“, sagt Kramer. Er wolle nicht sofort alles in Frage stellen. „In sechs Monaten werde ich nicht die Welt nicht verändert haben.“ Nach der Phase der Einarbeitung wolle er aber richtig loslegen.
Dass Immo Kramer ein Mann der Tat ist, hat er schon in der Vergangenheit bewiesen. So machte er Ende 2020 als „Deutschlands mutigster Impfchef“ bundesweit Schlagzeilen. Die erste Corona-Impfung sollte damals medienwirksam in Berlin über die Bühne gehen. Nur dass der Harzkreis schneller war – und die ganze Aufmerksamkeit erntete. „Wir wollten den anderen im Land zeigen, wie so etwas funktionieren kann“, so Kramer, der die Impf-Infrastruktur in seiner damaligen Funktion als Amtsleiter für Gebäudeverwaltung im Harzkreis aufgebaut hatte. „Dass das bundesweit für Furore sorgen würde, hatten wir nicht erwartet. Ich würde es jeder Zeit wieder so machen. Wir haben gezeigt, was möglich ist in Krisenzeiten.“
Begeisterung für neue Aufgabe
Und krisenerprobt ist Immo Kramer. Die zwölf Jahre bei der Bundeswehr hätten ihn geprägt, sagt er rückblickend. Nach dem Abitur schlug er eine Offizierslaufbahn samt Studium der Betriebswirtschaftslehre und Immobilienwirtschaft ein. Sehr früh übernahm er bei der Bundeswehr Führungsverantwortung im In- und im Ausland.
Auch beim Militär hatte er bereits Berührungspunkte mit Themen wie Stadtplanung und Stadtentwicklung. So war er maßgeblich am Aufbau einer Kleinstadt mit 400 Gebäuden im Gefechtsübungszentrum in der Letzlinger Heide beteiligt. Schon während seines Studiums hatte Immo Kramer festgestellt, dass Immobilienwirtschaft seine Welt ist. Deshalb absolvierte er zielgerichtet zahlreiche Zusatzausbildungen in diese Richtung und sammelte praktische Erfahrungen, um nach der Bundeswehr Funktionen in der Privatwirtschaft übernehmen zu können.
„Es war immer mein Plan, wieder in den Harz zu kommen“, sagt Kramer. „Zwölf Jahre Bundeswehr – da konnte ich mich austoben.“ Danach sollte aber die Familie im Fokus stehen. Nach anderthalb Jahren beim Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement in Magdeburg kam die Ausschreibung für die Amtsleiterstelle bei der Harzer Kreisverwaltung. „Ich musste mich einfach bewerben, die Stelle war zu attraktiv.“ Über fünf Jahre Gebäude- und Schulverwaltung im Harzkreis, als Kür der Aufbau des zentralen Impfzentrums in Quedlinburg. Und nun die nächste berufliche Herausforderung: die Dezernentenstelle in seiner Heimatstadt Wernigerode. „Ich kann mich so sehr damit identifizieren. Das ist eine Aufgabe, die ich über Jahrzehnte wahrnehmen möchte.“
Wernigerode als Wohnstandort
Der Zeitpunkt seines Einstiegs bei der Stadtverwaltung ist aus seiner Sicht perfekt. „Wir sind kurz davor, ein neues Ortsteilentwicklungskonzept für Hasserode – und damit einen Zehn-Jahres-Plan – zu verabschieden.“ Für den gebürtigen Hasseröder ein Herzensprojekt. „Ich weiß genau, in welche Richtung es gehen könnte und werde mich einbringen.“
Und nicht nur dabei. Wernigerode stehe vor großen Herausforderungen. „Wir müssen die Stadt entschleunigen, Verkehrsströme neu lenken. Dafür brauchen wir die Ortsumfahrung durch den Fenstermacherberg“, sagt Kramer. „Wir müssen alte Bevölkerungsprognosen über den Haufen werfen, vieles neu denken.“ Die Stadt sei nicht nur ein Tourismus-, sondern vor allem auch ein Wohnstandort. Und die Nachfrage nach Wohnraum sei riesengroß. „Auf der anderen Seite müssen wir gewisse Dinge auch verhindern.“ Monokultur in der Architektur dürfe es in Wernigerode nicht geben.
Seine Devise für die Zukunft: „Kurz und knackig verfahren, Abläufe schnell zur Entscheidung bringen. Und: Auch einmal Nein sagen können.“