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Ronald Brachmann dankt Polizisten an Heiligabend und erfährt zugleich die Sorgen an der Basis Weihnachtsbesuch mit kritischen Worten

Von Andreas Bürkner 27.12.2012, 01:29

Der Besuch des Innenausschuss-Vorsitzenden Ronald Brachmann bei der Blankenburger Polizei an Heiligabend offenbart die Sorgen der Beamten. Bei Reformen bleibt die Nähe und Sicherheit der Bürger auf der Strecke.

Blankenburg l Wie Menschen in anderen Bereichen müssen über die Feiertage auch Polizisten ihre Arbeit verrichten. Im Blankenburger Revierkommissariat erhielten die Diensthabenden an Heiligabend Besuch vom Landtagsabgeordneten Ronald Brachmann (SPD) sowie vom Blankenburger Ordnungsamtsleiter Philipp Eysel.

Im Vordergrund stand der Dank an die Beamten, welche während des Festes für Ordnung und Sicherheit sorgen. Zugleich wollte sich der Landtagsabgeordnete an der Basis über die geplanten Polizeistrukturreform und Auswirkungen im ländlichen Raum informieren.

Was er dabei von den Polizisten und dem stellvertretenden Revierleiter Gerhard Schochardt zu hören bekam, ließ ihn sichtlich nachdenklich werden. Von Altersstruktur über unsinnige Aufgaben bis zum Beförderungsstau reichten die Sorgen. "Die Polizei muss vor allem präventiv wirken und sich auf der Straße zeigen. Doch mit der Zahl der Leute ist das nicht mehr zu machen", bemängelte Schochardt.

Ihm gehe es nicht um mehr Personal, sondern effizientere Arbeit. Wie er haben auch die Kollegen einst den Dienst angetreten, um für die Bürger da zu sein. Statt dessen mache sich die Polizei nach Plänen des Innenministeriums immer rarer.

Als Beispiel nannte Scho- chardt eine kaum nachvollziehbare Versetzung von zwei Unfallermittlern von Blankenburg nach Wernigerode. Die Folge: "Aufwand und Weg für Bürger werden größer." Zudem gibt\'s am Amt keine Parkplätze.

"Die Reform ist eine Sache des Geldes", erklärte Brachmann und verwies auf Sparab-sichten des Landes-Finanzministers. Andere müssten sich dem Druck beugen, ergänzte der Vorsitzende des Innenausschusses. Dafür haben die Beamten an der Basis sogar Verständnis, nicht aber für andere Mängel. "Es müssen mehr jüngere Kollegen in den Streifendienst", forderte Gerd Meyer. "Die meist jungen Täter laufen uns Älteren doch davon." Im gleichen Atemzug verwiesen die Polizisten auf anstehende, aber immer wieder verschobene Beförderungen. Damit sinke die Motivation. "Auch dafür fehlt das Geld", lautete die Antwort des Politikers Brachmann. Er werde sich aber für eine Lösung einsetzen, kündigte er an.

Ohne Folgen eingespart werden könnte an vielen Stellen, machten die drei ¿Diensthabenden deutlich und schlugen vor, auf unnötige Statistiken zu verzichten. "Wenn wir uns auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren können, ist schon viel gewonnen." Gleiches gelte für eine zentrale Bereitschaft. "Bei der modernen Technik muss nicht in jedem Revier jemand sitzen, dann gibt es mehr Personal für draußen", schlug Scho- chardt vor, ohne seine Vorgesetzten davon begeistern zu können. Ein weiteres Problem seien Hierarchien. "Es braucht nicht so viele Häuptlinge", sagte Schochardt. Fehlende Polizei auf der Straße reduziere das Sicherheitsgefühl der Einwohner, ergänzte er. Wie Schochardt fühlten sich viele Kollegen der unteren Ebene von der Führung allein gelassen. "Unser Engagement wird von oben nicht unterstützt."

Brachmann: "Weniger Geld heißt weniger Polizei, sagt der Finanzminister." Wollen die Bürger mehr, gehe es zu ihren Lasten. Gerhard Schochardt hat dazu eine eigene Meinung: "Die Polizei soll für die Bürger da sein und nicht umgekehrt."