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Winterchaos Strom und Wasser laufen weiter im Harz

Der Winter hat Wernigerode und den Harz weiter im Griff. Die Wasser- und Energieversorger arbeiten auf Hochtouren.

Von Ivonne Sielaff 10.02.2021, 00:01

Wernigerode/Harzkreis l Klirrende Kälte, Temperaturen weit unter Null und Schneeberge, soweit das Auge reicht. Anders als sonst sitzen wetter- und coronabedingt viele Wernigeröder zuhause und arbeiten vom heimischen Schreibtisch aus. Ein Strom- oder Heizungsausfall wäre in diesen Tagen der Supergau.

Glücklicherweise scheint es momentan zu laufen. „Bisher sind uns keine Störungen bekannt“, sagt Stefanie Dunkel, Sprecherin der Stadtwerke Wernigerode, auf Volksstimme-Nachfrage. „Die Leitungen für Gas und Trinkwasser sind in der Regel ausreichend tief verlegt.“ Dass vereinzelt Leitungen, die nicht tief genug im Erdreich liegen, bei länger anhaltendem extremem Frost einfrieren, könne jedoch nicht ausgeschlossen werden. Die Stromleitungen seien ebenfalls größtenteils unterirdisch verlegt, so Dunkel. Die größte Gefahr bei überirdischen Freileitungen sei die Beschädigung durch abbrechende Äste, umstürzende Bäume und Eislast.

Die Stadtwerke-Kunden könnten bei der Eiseskälte durch Umsicht und Aufmerksamkeit auch selbst dafür sorgen, dass es im häuslichen Umfeld zu keinen Ausfällen oder Schäden kommt.

Auch beim Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode sind die Schalter auf Wintermodus gelegt. „Die größte Herausforderung der letzten beiden Tage war die Beseitigung des Schnees“, heißt es von Verbandschef Nikolai Witte. Denn wichtige technische Einrichtungen wie Wasserwerk, Hochbehälter, Kläranlagen und Abwasserpumpwerke müssten auch bei Tiefschnee zugänglich sein.

Der Frost macht vor allem den Anlagen des Abwasserbereiches zu schaffen. Von der Eiseskälte betroffen seien die Stellantriebe auf den Kläranlagen und in den Pumpwerken. Diese könnten draußen einfrieren. „Als Vorsichtsmaßnahme werden die Aggregate häufiger gewartet und wurden vorab per Hand eingestellt, damit die automatische Reglung als Störquelle ausgeschaltet ist.“ Durch eingefrorene Leitungen gebe es bisher nur wenige Einschränkungen. „Da die Temperatur des Abwassers auch bei diesen tiefen Temperaturen plus 5 Grad beträgt“, erläutert Witte.

Bei der Trinkwasserversorgung im Oberharz seien noch keine Störungen aufgetreten, so der Verbandschef weiter. „Aufgrund des strengen Frostes könnten jedoch vereinzelt Wasserzähler und Hausanschlüsse in exponierter Lage einfrieren. Insbesondere in derzeit nicht genutzten Ferienhäusern und Wohnungen besteht diese Gefahr.“ Sollte dort das Wasser einfrieren, würde es sich deutlich ausdehnen und könnte die Anlage beschädigen. Beim Auftauen danach würde es noch zu größeren Wasserschäden kommen. Auch Nikolai Witte empfiehlt deshalb, im Keller Zugluft, die an Leitungen oder dem Zähler vorbeistreicht, zu vermeiden.

Ärger gibt es derweil im Wernigeröder Gewerbegebiet Nord-West. Im Bruchanger würden „desaströse Straßenverhältnisse herrschen“, klagt Alexander Hahn, Marketing- und Vertriebsleiter des Arzneimittelherstellers Ascopharm. „Seit Montag ist hier alles blockiert“, schildert Hahn die Situation. Die Zufahrt zum Firmengelände sei wegen querstehender Lkw nicht mehr möglich.

„Dies betrifft die Carl-Friedrich-Gauß-Straße sowie die Straße Im Bruchanger“, berichtet Hahn. Trotz der angespannten Lage sei bisher kein Räumfahrzeug der Stadt dort gewesen. „Wir haben uns in Eigenregie einen Radlager beschafft, um die Zuwegung frei zu halten.“ Durch die Lkw seien die Wege jedoch völlig dicht, so dass Mitarbeiter und Lieferanten das Unternehmen nicht mehr erreichen könnten. „Es geht uns nicht darum, Unruhe zu stiften“, so der Vertriebsleiter weiter. „Aber die Rettungswege müssen frei bleiben. Da hört der Spaß auf.“ Er habe die Stadtverwaltung bereits kontaktiert. „Aber bisher noch keine Reaktion.“

„Die Probleme im Bruchanger sind uns bekannt“, heißt es dazu von Stadtbetriebsamtschef Tobias Kascha. „Wir sind dabei, den Gießerweg zu räumen. Die Bauhof-Mitarbeiter werden sich auch die Lage im Bruchanger anschauen.“ Mit Blick auf die Verhältnisse in der Innenstadt und auf den Hauptstraßen hätten die Gewerbegebiete im Moment allerdings nicht die Top-Priorität. „Alles auf einmal schaffen wir nicht.“ Die Winterdienstler würden immer noch versuchen, Herr über die Schneemassen zu werden.

Die 60 Mitarbeiter seien im Dauereinsatz. „Aber wir müssen natürlich darauf achten, dass Lenk- und Pausenzeiten eingehalten werden“, sagt Kascha. „Ihre Sicherheit spielt auch eine Rolle.“ Die Mitarbeiter seien immer noch motiviert. „Aber es ist für uns alle schon eine chaotische Situation.“ Im Moment würden viele Bürgerhinweise im Rathaus eingehen. „Das ist alles gut und richtig. Wir versuchen alles nacheinander abzuarbieten. Wir können nur um Verständnis bitten.“

Indes sind die Winterdienstler weiter damit beschäftigt, den Abtransport der Schneemassen aus der Wernigeröder Innenstadt zu organisieren. „Wir haben am Dienstag in der Westernstraße und im Heideviertel begonnen“, informiert Stadtbetriebsamtsleiter Kascha. „Wir sind mit externen Partnern im Gespräch, die uns dabei unterstützen.“ Der Schnee wird auf zwei städtische Flächen im Gewerbegebiet Smatvelde gefahren, wo er nach und nach abtauen kann.

Eine Bitte hat Tobias Kascha noch an die Wernigeröder. „Bitte schippen Sie den Schnee nicht vom Fußweg auf die Fahrbahn. Sonst müssen wir da noch mal durch.“ Es sei klar, dass viele Bürger nicht mehr wissen, wohin mit dem Schnee. „Aber vielleicht findet sich doch noch auf dem Grundstück oder beim Nachbarn eine Fläche.“

Übrigens: Freiwillige Helfer, die die Winterdienstler unterstützen wollen, können sich beim Bauhof melden unter (0 39 43) 65 46 82.

Wegen ständig liegenbleibender Lkw hat die Verwaltung inzwischen die Carl-Friedrich-Gauß-Straße und der Gießerweg zwischen der Hasseröder Straße und dem Kreisverkehr Veckenstedter Weg gesperrt. Damit soll die Einsatzfähigkeit des dort ansässigen Bauhofs und damit des Winterdienstes erhalten bleiben. „Eine Zufahrt für Anlieger bleibt möglich“, heißt es aus dem Rathaus. Ansässige Unternehmen werden jedoch gebeten, nicht zwingend notwendige Fahrten und Belieferungen zu verschieben, bis sich die Gesamtsituation verbessert hat.