Schülerpraktikum Wie das Praktikum im Barbyer Lapidarium vom Land gefördert wird
In Barby gibt es das zweite größere Lapidarium in Sachsen-Anhalt. Historisch bedeutende Steine werden dort erhalten. 2019 interessante Stücke zum Vorschein.

Auch der Barbyer Steinmetzbetrieb leidet unter Personalmangel. „Deswegen sind wir froh, dass sich ein Schüler gemeldet hat, der erst ein Praktikum und jetzt als Ferienarbeiter bei uns ist“, sagt Firmenchef Eicke Ulrich. Jeremy-Pascal Haberkorn aus Pömmelte kommt jetzt in die 10. Klasse und muss sich Gedanken machen, welche Ausbildung er anstrebt. „Am liebsten würde ich Industriemechaniker werden. Wenn das nicht klappt, wäre Steinmetz auch interessant“, so der 15-Jährige.
Jetzt half er bei der Reparatur eines historischen Grabmals. Es müssen tragische Umstände gewesen sein, als Catharina Schneider 1685 mit 21 Lebensjahren von der Welt ging. Geboren wurde die Barbyerin 16 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die Zeiten waren wieder besser, die Geburtenzahlen stiegen. Dennoch starb die junge Frau früh. Was die Ursache war, könnten nur die Kirchenbücher verraten, wo zumeist die Todesursache vermerkt ist. Oder der Grabstein. Aber dessen Schrift ist nur sehr schwer entzifferbar.
Den Mörtel haben wir sparsam verwendet. Man soll ja noch sehen, dass der Stein zerbrochen war.
Die Familie Catharinas muss zu den finanziell besser gestellten gehört haben. Der aufwendig gestaltete Stein im Stil des Barock lässt das vermuten. Er wurde 2019 gefunden, als auf dem Barbyer Friedhof mehrere Wege saniert wurden. Der Sandstein lang nicht tief im Erdreich. Beim Herausheben zerbrach er in zwei Teile. Früher war es üblich, „abgelaufene“ Grabsteine einfach zu verbuddeln oder für den Wegebau zu nutzen. Was hier etwas pietätlos klingt, erweist sich heute als Glücksfall. Auf diese Weise blieben Grabmale unterschiedlicher Zeit- und Stilepochen erhalten.
Sammlung von Steinwerken
Damit sie nicht in einer Ecke des Friedhofes oder gar im Schuttcontainer landen, hatte der Barbyer Kirchbauverein 2013 ein Lapidarium auf einer nicht mehr genutzten Fläche gegründet. So nennt man die Sammlung von Steinwerken. Diese Bezeichnung ist von dem lateinischen Wort für Stein „lapis“ abgeleitet.
Hier werden seitdem Stücke aufbewahrt, die unterschiedlicher Natur sind. Neben verschiedenen Barbyer Grabsteinen sind dort auch Steinfragmente ehemaliger historischer Gebäude aus Magdeburg zu sehen. Auch das „Gutenberg-Medaillon“ der abgerissenen Druckerei Huhn in der Schloßstraße erhielt hier einen dauerhaften Platz. Der Verein hatte es von den Bauarbeitern bergen lassen.

Ein besonderes Augenmerk richtet die Gruppe auf „historisch interessante Steine“. Dazu zählen solche aus Muschelkalk. Sie erinnern an die Opfer der Mehlstaubexplosion der Maizena-Werke. Am ersten Osterfeiertag 1943 kamen dabei 14 Handwerker ums Leben (mit Fremdarbeitern 21). Unter ihnen war auch der 39-jährige Paul Brickmann, dessen Stein infolge der Neubelegung der Grabstelle entfernt wurde. Die durch Hecken eingefriedete Anlage der Explosionsopfer war sozusagen ein Friedhof im Friedhof. Alle Steine ziert ein Symbol des jeweiligen Gewerks, bei Paul Brickmann ist es ein Hammer.
Jüngste Ausstellungsstücke
Lokalgeschichtlich interessant ist das Grabmal des Barbyer Konrektors Erich Angern und seiner Ehefrau Else. Der geachtete Volksschullehrer wurde ein Opfer seiner Zeit, als er sich am 13. April 1945 erschoss. Wirkliche lokale Nazigrößen setzten sich in den Westen ab.
Eines der jüngsten Ausstellungsstücke ist ein Sandstein mit schwarzer Glasplatte, der einst das Grab des Wasserbauwarts Wilhelm Franke (1843 bis 1900) zierte. Derartige Steine waren bis in die 1920er Jahre oft üblich, verschwanden dann aber im Zuge des sich wandelnden Zeitgeschmacks.
Die Umsetzung und Aufstellung übernimmt der Steinmetzbetrieb von Eike Ulrich. Er reparierte zusammen mit Geselle Michael Hamann und dem Schüler Jeremy-Pascal Haberkorn den barocken Stein der zuvor erwähnten Catharina Schneider. Die beiden zerbrochenen Teile wurden mit Edelstahldübeln verbunden, die Fugen mit Spezialmörtel behandelt. „Den haben wir sparsam verwendet. Man soll ja noch sehen, dass der Stein zerbrochen war“, sagt Eike Ulrich. Soll heißen: Man sieht, dass die frühere Beschädigung nicht rückgängig gemacht werden kann.