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Zivilcourage Mit dem Stuhl gegen einen Messerstecher

Uwe Benzig aus Barleben ist mit der bayrischen Rettungsmedaille geehrt worden. Er hatte einen Messerstecher niedergeschlagen.

Von Ariane Amann 19.11.2015, 23:01

Barleben l Es ist eine Geschichte wie im Krimi, die Uwe Benzig erzählt. Vor zwei Jahren war er mit Kollegen in Ingolstadt, wollte mit Geschäftspartnern in einem chinesischen Restaurant essen. An einem Nachbartisch gibt es Streit zwischen einem Mann und einer Frau. Plötzlich holt der Mann ein langes Messer hervor, sticht auf die Frau ein. Ein junger Mann will dazwischen gehen, wird am Bein verletzt.

Uwe Benzig überlegt nicht mehr, er greift einen Stuhl und schlägt den Angreifer damit nieder. Anschließend hält er gemeinsam mit seinem Sohn Kay den Angreifer so lange fest, bis die Ingolstädter Polizei eintrifft. Die niedergestochene Frau überlebt schwer verletzt, auch der verletzte Mann kommt mit dem Leben davon.

Für diese Rettungstat zeichnete der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer den Barleber Uwe Benzig am Donnerstag aus. Zwar konnte die bayrische Landesregierung keinen Vertreter schicken, ließ jedoch über Landrat Hans Walker die herzlichsten Grüße und den Dank für die Rettung ausrichten.

Walker überreichte Uwe Benzig die Rettungsmedaille aus. Diese bekommt nur verliehen, wer unter Einsatz seines Lebens einen oder mehrere Menschen gerettet hat. „Ihre mutige Tag in Ingolstadt hat ein Zeichen gesetzt, dass man bei aller Angst immer noch handeln kann“, sagte Walker.

Auch Barlebens Bürgermeister Franz-Ulrich Keindorff würdigte den Einsatz des Barlebers. „Dieser Dank ist hochverdient“, sagte er.

Kay Benzig, der Sohn des Geehrten, war zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Restaurant. „Ich habe draußen eine Zigarette geraucht. Plötzlich habe ich Schreie gehört und dann rannten auch schon viele Leute nach draußen“, erinnert er sich. Er sei wohl der Einzige gewesen, der in diesem Moment in das Restaurant wollte. „Drinnen habe ich dann meinen Vater mit dem Stuhl in der Hand gesehen und habe direkt den Notruf abgesetzt“, sagt er. Gemeinsam hätten sie dann den Messerstecher festgehalten. Auf seinen Vater sei er sehr stolz, sagt er.

Mit dabei war auch Benzigs Angestellter Markus Taubenheimer. „Für die Frau war es auch ein Glücksfall, dass am Nachbartisch Ärzte saßen, die sich sofort um sie gekümmert haben“, weiß er. Als Helfer habe er ihnen das Verbandsmaterial aufgerissen und gereicht. „Da war so viel Blut, das kennt man sonst nur aus Fernsehen“, erinnert sich Kay Benzig.

Die Nacht sei nach diesem Angriff für sie alle keine gute gewesen. „Wir haben alle lange gebraucht, bis wir in den Schlaf gefunden haben“, sagt Uwe Benzig. Seine Tat hält er bescheiden für nichts Besonderes: „Ich kann doch nicht einfach weitergehen und nichts tun.“ Ein weiteres Mal würde er wahrscheinlich genauso handeln wie damals in Ingolstadt.

Die bayrische Landesregierung dankte dem Retter nicht nur mit der Verleihung der Medaille, sondern schickte auch einen Gutschein mit: Gemeinsam mit einer Begleitperson darf er auf unbegrenzte Zeit alle Einrichtungen des Landes Bayern kostenfrei besuchen.