1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wolmirstedt
  6. >
  7. Trotz Hoffnung nicht gut aufgenommen

Flüchtlinge Trotz Hoffnung nicht gut aufgenommen

Manfred Liebig berichtet aus seinen Erfahrungen als Flüchtling aus Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg in Ebendorf.

Von Regina Malsch 02.03.2016, 13:00

Ebendorf l Sport hat in Ebendorf seit vielen Jahren einen sehr großen Stellenwert. Annähernd jeder fünfte Bewohner ist heute im Sportverein aktiv. Anteil daran hat die Familie Liebig, die besonders unter den älteren Dorfbewohnern einen guten Namen hat. Das war aber nicht immer so.

Die Familie gehörte zu den zahlreichen Flüchtlingen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Ebendorf eine neue Heimat suchten. Liebigs wurden aus Schlesien vertrieben und landeten 1945 eher zufällig in Ebendorf. Manfred Liebig war damals 13 Jahre alt und erinnert sich: „Es war eine sehr schwere Zeit. Nach langer, abenteuerlicher Flucht waren wir am Ende unserer Kräfte, aber voller Hoffnung. Leider wurden wir seinerzeit von den Einheimischen nicht gerade mit offenen Armen willkommen geheißen.“ Die Bilder von der heutigen Flüchtlingswelle und auch die Proteste hierzulande machen den 84-Jährigen, der seit einiger Zeit in Magdeburg wohnt, traurig. „Es ist furchtbar, dass es so was heute noch gibt.“

Allerdings sei die jetzige Situation nicht mit der Nachkriegszeit vergleichbar. Es habe damals genügend Arbeit, hauptsächlich Aufbauarbeit, gegeben. Aber einen guten Rat hat er für die heutigen Flüchtlinge dann doch. „Sport ist eine sehr gute Möglichkeit, sich zu integrieren.“ Das hatte besonders sein älterer Bruder Johannes erkannt. Der gründete mit 18 weiteren Sportlern 1951 die SG „Eintracht” mit den Sektionen Fußball, Tischtennis und Volleyball.

Manfred Liebig hatte sich besonders dem Schach verschrieben, war 1949 sogar Jugendschachmeister. Leider konnte sich der Denksport nicht langfristig im Verein etablieren. Der junge Liebig war auch im Fußball und Tischtennis aktiv und erfolgreich. Später stand er seinem Bruder Johannes zur Seite, der als erster Vorsitzender des SG Eintracht gewählt wurde und das Amt mit Unterbrechung 38 Jahre inne hatte.

Für seine Verdienste um den Sport wurde der 1995 Verstorbene posthum geehrt. Seit 2007 trägt der Sportkomplex an der Barleber Straße seinen Namen. Heute hat der Sportverein über 450 Mitglieder und 10 Abteilungen: Fußball, Gymnastik, Volleyball, Tischtennis, Tennis, Triathlon, Badminton, Kraftsport, Kegeln und Jugendsport. Die Palette der Sportarten ist für ein Dorf mit 2 200 Einwohnern ungewöhnlich groß. „Ich denke, dass die Familie Liebig für Ebendorf ein Glücksfall war“, sagte Ortsbürgermeister Manfred Behrens zum Neujahrsempfang im Bürgerhaus. Stellvertretend für die anderen sportliebenden Familienmitglieder würdigte er Manfred Liebig mit Blumen und der DVD vom Ortsjubiläum. Mit Geschenken bedankten sich auch Patrik Krüger Abteilungsleiter Fußball und Monika Förster Vorsitzende SG Eintracht Ebendorf.