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Archäologen Forscher tauchen in Bronzezeit ein

Fachleute des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie sind nahe Dolle bei ein Urnengräberfeld gestoßen.

Von Detlef Eicke 10.05.2019, 01:01

Dolle l Das Gräberfeld stammt aus der Spätbronzezeit und ist im Zuge des Ausbaus der Autobahn 14, deren Schwerpunkt derzeit im Bereich Dolle liegt, aufgespürt worden. Ein 15-köpfiges Team ist seit etwa zwei Monaten vor Ort, um die Fundstelle zu untersuchen. Am 10. Mai 2019 werden die Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein.

Die Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege, Dr. Susanne Friederich, gab am Ort des Geschehens einen umfangreichen Exkurs in die Geschichte. „800 Jahre vor Christus sind hier weit über 100 Brandbestattungen niederlegt worden. Die Verstorbenen wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Ihre Angehörigen verbrachten Asche und Knochenreste zusammen mit der nicht durch Feuer zerstörten Trachtausrüstung, wie bronzene Gewandschließen oder aus Metall gefertigter Schmuck in Urnen.“ Diese seien dann in ein sorgfältig vorbereitetes Grab gestellt worden. Die etwa 50 mal 50 Zentimeter großen Grabstellen wurden sowohl am Boden als auch an den Seiten mit Steinplatten ausgekleidet. Die Oberkante des Grabes wurde entweder auch mit einem Stein abgeschlossen oder die Urnen waren mit einer tönernen Schale abgedeckt.

„In einigen Gräbern aufgefundene Knochensplitterkonzentrationen lassen uns darauf schließen, dass gelegentlich auch aus organischem Material wie Holz oder Bast gefertigte Gefäße als Urne Verwendung gefunden haben“, machten die örtlichen Grabungsleiterinnen Arlette Schubert und Antje Lehmann deutlich. Nur in Einzelfällen seien die verbrannten menschlichen Reste locker in die Grabstellen eingestreut worden.

Ein vergleichbares Urnengräberfeld bei Colbitz, etwa zehn Kilometer entfernt, ist im Vorfeld des Autobahnbaus archäologisch dokumentiert worden. „Während dort die Gräber auf fünf übereinander liegenden Etagen in den Boden eingebracht waren, fassen wir beim Gräberfeld von Dolle eine lockere Verteilung der Bestattungen“, erzählt Susanne Friederich. Es sei möglich, dass der sich heute als zwei Hektar großes Gräberfeld darstellende Bestattungsplatz für weitaus mehr Tote angelegt war, jedoch viel kürzer als geplant auch genutzt wurde.

Ein besonders gut erhaltenes Urnengrab beschreibt Antje Lehmann. „Wir haben eine Urnenbestattung mit einer Deckschale und einer Steinpackung ringsherum freigelegt. Die Menge der Steine könnte auf die Wichtigkeit oder den besonderen Status der bestatteten Person hinweisen. Wir gehen davon aus, dass diese Urnen oberirdisch markiert waren, denn wir haben keine Störungen innerhalb der Urnen entdeckt.“

Die Bestattungen, insbesondere die Urnen werden vor Ort auf der Grabung als kleine Blöcke geborgen. Damit werde gewährleistet, dass die archäologischen Arbeiten trotz ihres beträchtlichen Umfanges recht schnell im Gelände abgeschlossen sein werden. Damit kann der Bau der Autobahn 14 weiterhin ohne jeglichen zeitlichen Verzug fortgesetzt werden. Das bedeutet auch, dass das Urnengräberfeld dann fast vollständig von der zukünftigen Straßentrasse überbaut werden wird.

„Die im Block geborgenen Urnen werden anschließend in den Restaurierungswerkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt geröntgt. Darauf basierend wird für jede Urne ein Vorgehen für die anschließende Dokumentation entwickelt, je nach Verteilung der einzelnen Beigaben und Leichenbrandsplitter in der Urne“, macht Susanne Friederich deutlich.