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Ausschreibung Keiner will die Jahn-Halle haben

Wolmirstedt will die Jahn-Halle verkaufen und keiner will sie haben. Nun soll es eine überregionale Ausschreibung geben.

Von Gudrun Billowie 22.06.2019, 01:01

Wolmirstedt l Die Jahn-Halle in Wolmirstedt ist bei sportbegeisterten Bürgern sehr beliebt. Das Fitnessstudio und die Gesundheitskurse ziehen Menschen aller Altersklassen an. Aber die Jahn-Halle steht auch im Zusammenhang mit dem Taekwondo-Verein, der das Erbbaurecht inne hatte, mit Fördermitteln saniert hat und insolvent gegangen ist. Zur Geschichte der Jahn-Halle gehört viel Streit: um öffentliche Geldern aus dem Stadtsäckel, die ausgegeben werden mussten, um den Kredit zu tilgen, den der Taekwondo-Verein zwar aufgenommen, aber irgendwann nicht mehr getilgt hatte.

Die Halle war für gut 1,4 Millionen Euro saniert worden, dafür waren etwa eine Million Euro Fördermittel geflossen. Seit dem 1. April 2019 gehört sie wieder der Stadt, ist sozusagen heimgefallen. So heißt das, wenn das Erbbaurecht beendet ist. Von Anfang an war klar: Die Stadt will die Halle schnell verkaufen. Doch nun will sie niemand haben. Der Verkauf wurde seit Jahresanfang vorbereitet. Ende März lagen fünf Angebote vor. „Leider haben im Zuge der Verkaufsverhandlungen alle Interessenten von ihren Kaufabsichten Abstand genommen“, sagt Bürgermeisterin Marlies Cassuhn auf Volksstimme-Nachfrage, „das ist schade.“

Auch der Mieter, die Speed GmbH, wird wohl nicht weiter in der Halle bleiben. Laut Stadtverwaltung hat keine Bereitschaft seitens des Fitness- und Gesundheitsstudios vorgelegen, den ortsüblichen Mietpreis zu bezahlen. Auch nach längeren Verhandlungen habe es keine Einigung gegeben. Speed-Chef Sascha Zimmermann war für eine Auskunft nicht erreichbar.

Der Stadtrat berät über die Vorgänge um die Jahn-Halle stets hinter verschlossenen Türen. Bei Vertragsangelegenheiten ist das üblich. Deshalb ist der Kaufpreis nicht bekannt. Ist er vielleicht zu hoch? Die Grundlage für den Kaufpreis bildet ein aktuelles Verkehrswertgutachten. Danach richtet sich die Stadt, verfährt wie andere Immobilienhändler auch. Und: Anders als Privatpersonen, muss sie sogar zum vollen Wert verkaufen, dazu verpflichtet das Kommunalverfassungsgesetz.

Bürger, die die Halle nutzen, setzen andere Prioritäten. „Ich würde das wirklich schlimm finden, wenn sich der Betreiber das nicht mehr leisten kann“, sagt beispielsweise Brigitte Ebel-Karl. Wie sie denken auch andere, möchten, dass die Stadt den Speed-Betreiber beim Mietpreis weiter unterstützt. „Es ist nicht einfach eine Mucki-Bude“, sagt Brigitte Ebel-Karl, „sondern auch ein Gesundheitszentrum für Jung und Alt.“ Sie sähe es als Riesenverlust für die Stadt an, wenn es das Fitness- und Gesundheitszentrum nicht mehr gäbe. „Eigentlich müssten wir vor das Rathaus ziehen.“

Natürlich kann der Stadtrat beschließen, günstiger zu verkaufen. Die Differenz würde dann der Steuerzahler übernehmen. Deshalb beschreitet die Stadtverwaltung einen anderen Weg. Sie wird die Halle überregional ausschreiben, um einen größeren Interessentenkreis zu erreichen. Die Stadt selbst benötigt diese Halle nicht. Sie muss lediglich dafür sorgen, dass genug Hallen für den Schulsport zur Verfügung stehen. Dafür wird die Jahn-Halle nicht gebraucht.

Ein privates Fitness-und Gesundheitsstudio zu unterstützen sei im Rahmen der freiwilligen Aufgaben vielleicht möglich. Wenn der Stadtrat das beschließt. Und wenn der Stadtrat weiß, dass dafür genügend Geld in der Stadtkasse vorhanden sein oder woanders abgeknapst werden muss. Schon jetzt ist viel öffentliches Geld in die Jahn-Halle geflossen, weil die Stadt als Bürge für einen Kredit einstehen musste, den der Taekwondo-Verein nicht mehr bedient hatte.

Immer, wenn es darum ging, die Jahn-Halle zu verkaufen, waren sich Stadt und Stadtrat einig, dass es weiterhin eine sportliche Nutzung geben soll. Das wurde in der Ausschreibung auch so formuliert. Ob dieser Wunsch erfüllt wird, steht derzeit in den Sternen.