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Badesaison Betrieb könnte Ende Juni starten

Wasserratten in der Region müssen sich noch etwas gedulden: Erst am 23. Juni soll am Jersleber See die Badesaison eröffnet werden.

Von Sebastian Pötzsch 07.06.2020, 10:00

Barleben l Bereits am vergangenen Dienstag hatte die Gemeindeverwaltung das von ihr betriebene Naherholungszentrum Jersleber See wieder geöffnet. Zugelassen sind bisher allerdings nur die insgesamt 240 Dauercamper. Damit wurde eine erste Stufe der Wiederinbetriebnahme der seit der ersten Corona-Eindämmungsverordnungen der Landesregierung geschlossenen Einrichtung gezündet.

Denn, so der Plan der Verwaltung, in einem 14-tägigen Rhythmus sollen zwei weitere Stufen folgen. Das hat sie über ihren Pressesprecher Thomas Zaschke am Freitagmorgen verlauten lassen. Demnach wird ab 16. Juni das Naherholungsgebiet auch für Kurzzeitcamper „und je nach Entwicklung des Infektionsgeschehens bis Ende Juni auch das Strandbad wieder geöffnet“, wird der Teamleiter am Jersleber See, Patrick Säuberlich, zitiert. Das wäre der 30. Juni. Bis dahin gilt weiterhin: Das Baden bleibt tabu!

Diese Informationen lagen neun Tagen noch nicht vor. Im Gegenteil: Der Buschfunk hatte nämlich vermeldet, die Verwaltung habe vor, das Naherholungsgebiet in diesem Jahr überhaupt nicht mehr öffnen zu wollen. Nicht nur Volksstimme-Leser Steffen Klose aus Jersleben hatte dies kritisiert, sondern auch Ratsmitglied Edgar Appenrodt (FWG/Grüne), Fraktionskollege Johannes Könitz, Cornelia Dorendorf und Franz-Ulrich Keindorff (beide FDP) sowie Reinhard Lüder und Margitta Pape (beide SPD/Die Linke). Vor einer Woche reichten sie einen Antrag auf Einberufung einer Sondersitzung des Gemeinderates ein und forderten die sofortige Eröffnung des Badebetriebs. In dem Papier warfen die Politiker der Verwaltung „fehlendes Handeln bezüglich der kompletten Öffnung des Naherholungszentrums Jersleber See“ vor.

Für Freitagmittag war die Sondersitzung dann gesetzt. Bürgermeister Frank Nase (CDU) versorgte die Anwesenden zunächst mit Informationen und betonte vorneweg: „Barleben hat frühzeitig die Tendenzen in anderen stark vom Coronavirus betroffenen Ländern und Regionen erkannt und einen ‚Stab für außergewöhnliche Ereignisse’ ins Leben gerufen sowie das Notwendige abgeleitet.“ Das allgemeinhin als „Krisenstab“ bekannte Gremium kommt seit Anfang März teils zwei Mal pro Woche zusammen und diskutiert laut dem Rathaushef immer wieder über die Aussicht einer Öffnung des Jersleber Sees. „Die Aussicht gab es aber nicht“, hob Nase hervor. Seit Mitte April seien die Mitarbeiter des Naherholungsgebietes mit einbezogen und gemeinsam war beschlossen worden, dass der See ganzjährig geschlossen bleiben müsse, sollte keine neue Verordnung kommen.

Dennoch seien Strategien erarbeitet, die pandemische Lage beobachtet und ein Drei-Stufen-Plan erstellt worden. „Das wurde schon im April diskutiert, nur wurde es nicht kommuniziert, weil entsprechende Vorschriften noch nicht vorlagen.“

Erst mit der 6. Eindämmungsverordnung vom 28. Mai habe ein neuer Sachstand vorgelegen. So gab der Rathauschef zu, mit dem Vorlauf für den Saisonbeginn etwa eineinhalb Monate zurückzuliegen. Doch über den Landkreis sei mit dem Landrat sowie den Bürgermeisterkollegen ein gemeinsamer Weg abgestimmt worden.

Und Frank Nase wies auf Probleme praktischer Natur hin. So dürfen laut aktueller Verschriften des Landkreises insgesamt nur 962 Menschen zur gleichen Zeit auf dem Gelände des Naherholungsgebietes verweilen. Abzüglich der bereits 240 zugelassenen Dauercamper und der künftig 100 erlaubten Kurzzeitcamper blieben nur 622 Tagesgäste. Damit sei kein Geschäft zu machen, dass eh schon Jahr für Jahr nur rote Zahlen schreibt.

Zudem spricht der Rathauschef von noch mehr Kosten wegen zusätzlicher Sanitär-Container und einzusetzendem Sicherheitspersonal. Auch noch mehr Rettungsschwimmer sähen die Auflagen vor sowie die komplette Absperrung des Badebereiches mit Bauzäunen im Falle der Öffnung nur für Tagesgäste. „Neben der Kita-Notbetreuung ist das Naherholungsgebiet die größte Herausforderung in der Krise“, betonte Frank Nase.

Im Anschluss an die Ausführungen stellte Ramona Müller (FWG/Grüne) den Antrag auf unverzügliche Öffnung des Areals mit Spielplatz für Tagesgäste und die Eröffnung der Badesaison am 23. Juni. Die Rätin begründete ihren Vorstoß mit der 6. Eindämmungsverordnung und nannte Beispiele wie den Barleber See, der bereits seit Ende Mai geöffnet hat.

Franz-Ulrich Keindorff (FDP) kritisierte die Informationspolitik der Verwaltung „bis zu diesem Tag als unzureichend“. „Der Gemeinderat hätte wohl nicht durchgeführt werden müssen, wenn alle den gleichen Stand gehabt hätten“, sagte der ehemalige Bürgermeister. Reinhard Lüder (SPD/Linke) schloss sich der Kritik seines Vorredners an. „Ich wusste bis vor einer Woche nichts von den Vorbereitungen am Jersleber See. Ich kannte nur die Informationen, dass keine Öffnung vorgesehen ist“, fügte er seinen Ausführungen hinzu.

Johannes Könitz (FWG/Grüne) berichtete unterdessen von der schlechten Stimmung, die er während seiner Arbeit als Pfarrer auch in Jersleben wahrnehme. Wie Keindorff will auch er die Öffnung für Spaziergänger. Außerdem werden auf seinen Wunsch hin die entsprechenden Auflagen des Gesundheitsamtes verlesen. Karolin Braunsberger-Reinhold, Leiterin des Bürgermeisterbüros, betonte, auch Baden auf eigene Gefahr sei rechtlich nicht möglich.

„Ich nehme die Kritik zur Kommunikation an und gelobe Besserung“, erklärte Frank Nase anschließend. Über eine eventuelle vierte Stufe würde frühzeitig informiert. Er erklärte aber auch: „Der Antrag, zum 26. Juni mit der Badesaison zu beginnen, wird meine Zustimmung finden.“

Nach weiteren Wortmeldungen folgte am Ende die Abstimmung. Acht Ratsmitglieder stimmten für den Antrag von Ramona Müller, vier Mitglieder der CDU stimmten dagegen, drei enthielten sich ihrer Stimme.

Damit wäre also das Naherholungsgebiet unverzüglich für Tagesgäste zu öffnen. So schnell geht es aber dann doch nicht. Zuerst muss die Verwaltung ein stichhaltiges Konzept vorlegen und der Landkreis dies genehmigen. So wird es am Ende wohl bei dem Drei-Stufen-Plan der Gemeinde bleiben, mit dem Unterschied, das Wasserratten bereits ab dem 23. Juni ins kühle Nass des Jerslebers springen können – vorausgesetzt, bis dahin stehen weitere Verordnungen dem Vorhaben nicht mehr im Wege.