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Feuerwehr Barleben: Eine Million Euro für ein neues Feuerwehrfahrzeug?

Die Anschaffung eines neuen Leiterfahrzeuges für die Feuerwehr Barleben ist notwendig, aber wesentlich teurer, als ursprünglich geplant. Das ist der Grund.

Von Sebastian Pötzsch 02.01.2024, 14:15
Das künftige Hubrettungsfahrzeug inklusive der über 30 Meter hohen Drehleiter – ganz ähnlich wie jenem auf dem Foto -  wird  teurer als geplant. Mit der Lieferung wird nicht vor dem Jahr 2025 gerechnet.
Das künftige Hubrettungsfahrzeug inklusive der über 30 Meter hohen Drehleiter – ganz ähnlich wie jenem auf dem Foto - wird teurer als geplant. Mit der Lieferung wird nicht vor dem Jahr 2025 gerechnet. Foto: Sebastian Pötzsch

Barleben - Der sogenannte Hubrettungswagen für die Barleber Feuerwehr wird wesentlich mehr kosten, als einst veranschlagt. Die Mitglieder des Hauptausschusses haben während der letzten Sitzung des vergangenen Jahres einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 92.604 Euro zugestimmt. Damit wird die Drehleiter am Ende wohl 927.604 Euro kosten – wenn nichts mehr dazwischen kommt.

Über die Anschaffung des Fahrzeuges wurde lange Zeit debattiert und teils heftig gestritten. Die einen sahen es als wichtige Ergänzung der Barleber Fahrzeugflotte an, für die anderen war es überflüssig.

Bereits im Jahr 2021 sollte das schwere Gerät bestellt werden – für zunächst rund 750.000 Euro. Drei Vertreter eines Herstellers waren extra aus Ulm angereist, um ihr Produkt anzupreisen. Mit schwäbischem Akzent verwiesen sie auf die lenkbare Hinterasche, das verbaute eloxierte Aluminium, das stabile Gerätehaus hinter dem Fahrerhaus und die ausgefeilte und einfache Bedienbarkeit des Vario-Abstützsystems – und nicht zuletzt auf die maximale Ausfahrthöhe der Leiter von 32 Metern.

Haus für Fahrzeug zu klein

Dennoch standen einige Räte der angedachten Investition kritisch gegenüber. Schließlich war der Kaufpreis angesichts der angespannten Haushaltslage schon damals kein Pappenstiel. Zudem gab es noch nicht einmal einen Stellplatz für das große Feuerwehrauto. Die Baugenehmigung für das neue, inzwischen jedoch fertiggestellte Feuerwehrgerätehaus, lag noch nicht einmal vor.

Dafür war im Brandschutzbedarfsplan und der Risikoanalyse der Gemeinde festgelegt, dass in Barleben eine Drehleiter vorgehalten werden müsse. Doch eine Kooperationsvereinbarung mit Wolmirstedt sieht bis heute vor, dass dieses Gerät im Ernstfall von dort alarmiert wird. Aber das Konzept zeigte auch auf, dass die Verpflichtung, innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort zu sein, nicht für alle Gebiete in der Gemeinde abgedeckt werden kann.

Notwendige Ausbildungen sind nachgeholt

Ein weiterer Kritikpunkt: Unter den Kameraden der Barleber Ortswehr gebe es niemanden, der die notwendigen Schulungen zum Führen eines Drehleiterwagens absolviert habe. Aber die benötigten Maschinisten-Ausbildungen sind offenbar mittlerweile nachgeholt.

Also wurden die rund 750.000 Euro zunächst in den Haushalt für 2021 eingestellt. Doch im Zuge des Satzungsbeschlusses wurde ein Sperrvermerk gesetzt. Begründung: Es sollte zunächst eine neue Risikoanalyse und eine überarbeitete Brandschutzbedarfsplanung abgewartet werden. Daraus resultierend sollte neu über die Anschaffung des Leiterfahrzeuges entschieden werden. Allein 75.000 Euro sollten für erforderliche Planungsausgaben im Etat 2021 belassen werden.

Anschaffung ist notwendig

Im Herbst 2022 lagen beide Papiere vor. Zuvor hatte ein Ingenieurbüro wochenlang sämtliche Datenblätter gewälzt und Informationen ausgewertet. Es folgten Besichtigungen und Gespräche. Auf dieser Grundlage wurde das Gefahrenpotenzial für die Gemeinde Barleben neu bewertet und daraus ein notwendiger Brandschutzbedarfsplan abgeleitet. Ein Ergebnis des Brandschutzbedarfsplans: Die Anschaffung eines Hubrettungsfahrzeuges wurde als „zwingend erforderlich“ eingestuft. So sei nachgewiesen, „dass die derzeit berücksichtigte Drehleiter der Ortsfeuerwehr Wolmirstedt die Zeiteffizienten nicht einhalten kann und derzeit ein Erreichungsgrad der Drehleiter bei 34,78 Prozent liegt. Dies gilt als unzureichend, zumal der Erreichungsgrad der Feuerwehr der Gemeinde Barleben ebenso die Zielvorgaben nicht erfüllt“.

Preise sind gestiegen

Doch dann wurde alles teurer. So waren im Zuge der Corona-Pandemie Rohstoffpreise gestiegene und Materialien knapp geworden. Hinzu kam der Ukrainekrieg und die daraus resultierenden hohen Energiepreise. Deswegen waren 835.000 Euro in den Haushalt 2023 eingestellt und ein Vergabeverfahren eröffnet worden. Im November wurde der Auftrag an den einzigen Bieter erteilt.

Nun wird es also noch teurer. Nur noch knapp 70.000 Euro fehlen bis zur Million. Laut Angaben der Gemeindeverwaltung hat die wirtschaftliche Prüfung des Angebotes ergeben, dass „der geplante Haushaltsansatz überschritten wird“. Vor allem haben sich die Kosten im Bereich Fahrgestell um 5,72 Prozent und beim feuerwehrtechnischen Aufbau um 19,87 Prozent erhöht. „Lediglich bei der Standardbeladung konnte gegenüber der Kostenschätzung 10,43 Prozent eingespart werden“, ist der entsprechenden Beschlussvorlage zur überplanmäßigen Ausgabe zu entnehmen.

Mehrausgaben abgesegnet

Der Finanz- sowie der final beschließende Hauptausschuss folgten dem Antrag. Die Drehleiter wird also viel teurer als geplant. Doch wann genau das Fahrzeug geliefert und in seine Heimstatt, das neue Feuerwehrgerätehaus, einziehen wird, ist noch nicht absehbar. Schließlich dauert die Wartezeit von der Auftragserteilung bis zur Auslieferung rund zwei Jahre.