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Baumfällungen Im Küchenhorn kreischen die Sägen

Im Küchenhorn in Wolmirstedt werden derzeit massenweise Bäume gefällt. Grund ist eine Krankheit, die fast den gesamten Bestand befallen hat.

Von Gudrun Billowie 07.02.2019, 19:17

Wolmirstedt l Das Kreischen ist weithin zu hören. Gnadenlos fressen sich die Zähne der Sägeblätter durch die Stämme der Eschen. Junge Bäume fallen genauso, wie mittelalte und alte. Ohne Unterschied werden die hölzernen Riesen von ihren Ästen befreit, die Stämme zerlegt. Erst Mitte März werden die Sägen verstummen, dann werden 600 Festmeter Holz gefallen und damit ganze Flächen des Auwaldes Küchenhorn baumlos sein. Forstfachleute sehen zu diesem massiven Holzschlag keine Alternative.

„Die Bäume leiden unter dem Eschentriebsterben“, erklärt Jens Dedow, Revierleiter des Forstreviers „Elbaue“, zu dem das Küchenhorn zählt. Das ist eine Pilzkrankheit, die sich im Küchenhorn massiv ausgebreitet hat. Auch andere Baumarten seien erkrankt, vor allem aber habe es die Eschen erwischt. Auch diejenigen, die seit 130 Jahren im Küchenhorn stehen.

Der Pilz schwächt die Bäume, es besteht die Gefahr, dass sie unerwartet umstürzen und somit auch für Spaziergänger, Jogger, Fahrrad- oder Autofahrer bedrohlich sein können. Das gesamte Ausmaß der Erkrankung haben die Forstexperten im Sommer und Herbst vergangenen Jahres erkannt. „Da hat sich das massive Absterben deutlich gezeigt.“ Noch stehen die Bäume scheinbar fest, langfristig sind sie nicht mehr zu retten. Deshalb haben sich die Forstexperten entschlossen, die Bäume umgehend zu fällen. Im jetzigen Zustand ist das Holz gut verwertbar, kann also verkauft werden. „Es nützt nichts, wenn wir warten und das Holz vergammeln lassen“, nennt der Revierleiter den Grund für das schnelle Handeln.

Das Küchenhorn gilt als Auwald und Auwälder sind dadurch gekennzeichnet, dass sie bei Hochwasser überflutet werden, Bäume also auch mal im Wasser stehen. „Normalerweise fließt das Wasser aber nach dem Hochwasser wieder ab“, erklärt Jens Dedow.

Dieses Wechselspiel gibt es im Küchenhorn auf Grund der Deichverläufe schon lange nicht mehr. „Hier haben wir es vor allem mit Drängwasser zu tun“, weiß der Forstleiter. Die ständige Feuchtigkeit im Boden beschert den Bäumen über einen langen Zeitraum nasse Füße, dadurch sterben die Feinwurzeln ab. Besonders Eschen sind für solcherlei Standorte nicht geeignet. „Es ist eher verwunderlich, dass sie so lange durchgehalten haben.“ Den ohnehin geschwächten Bäumen hat der trockene Sommer nun offenbar endgültig den Garaus gemacht.

Im Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) wird derzeit an den Plänen für eine Deichrückverlegung gearbeitet. Sollte es dazu kommen, wäre das Küchenhorn wieder Überflutungsgebiet, also klassischer Auwald. Dann müsste allerdings das Stadion weichen, womöglich an anderer Stelle neu gebaut werden. Ende März will der LHW konkrete Planungsergebnisse vorlegen. Die Zukunft des Stadions „Glück auf“ als zentrale Sportstätte der Stadt ist also eng mit der Zukunft des Auwaldes verbunden.

Revierleiter Jens Dedow würde so eine Deichrückverlegung befürworten. „Dann wäre der Auwaldcharakter wieder gegeben.“ Unabhängig davon werden die gefällten Bäume auf jeden Fall wieder aufgeforstet. Dafür werden Arten gewählt, die mit feuchten Untergründen besser zurechtkommen. Das sind vor allem Stieleichen, aber auch Ulmen, Feldahorn und Flatterahorn.