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Bepflanzung Farsleben will keine Tulpen

Wolmirstedts Bürgermeisterin Marlies Cassuhn mag eine bunte Stadt. An manchen Stellen blüht die Stadt. Nur die Farsleber wollen das nicht.

Von Gudrun Billowie 30.12.2019, 00:01

Wolmirstedt l Im Frühling zeigte sich Glindenberg blumig. Wer in den Ort hineinfuhr, erblickte am Wegesrand ein breites Band voller Narzissen, deren gelbe Köpfchen sich stolz der Sonne entgegenreckten. Glindenberger und Gäste zeigten sich angetan, freuten sich über das Blumenmeer, das sich an der Sandkuhle entlangschlängelte.

Ebensolche Freude erweckt in jedem Frühling der Anblick der Krokusse und Narzissen in Wolmirstedt. Sobald die ersten warmen Sonnenstrahlen die Erde berühren, blüht es auf den Kreisverkehren sowie dem Grünstreifen in der Mitte der Geschwister-Scholl-Straße auf. So ein Bild sollte im nächsten Jahr auch der Kreis in Farsleben bieten. Doch den Ortsrat plagten arge Zweifel an der Sinnhaftigkeit solcher Frühblüher. Er lehnte die Idee ab.

Die Pläne für die Bepflanzung hatte Rathausmitarbeiterin Kerstin Pallmann in der Ortschaftsratssitzung vorgestellt. Sie sprach von einem geschwungenen Blumenband, das sich diagonal durch den Kreis ziehen sollte. Doch Ortschaftsratsmitglieder wie Matthias Pape und Matthias Fischer wiesen darauf hin, dass der Kreis an manchen Tagen als Parkplatz diene und ein Blumenband deshalb hinderlich sei.

In der Tat wird diese Grünfläche manchmal zugeparkt, vor allem während der großen Open-air-Veranstaltungen des Kulturvereins „Webers Hof“. Da kommen oft hunderte Besucher auch von weither und parken ihre Autos auf dem Platz in der Dorfmitte. Allerdings: Die Saison der großen Veranstaltungen startet erst, wenn sich die Frühblüher längst wieder in die Erde verzogen haben. Ein Argument, das die Ortschaftsratsmitglieder nicht überzeugte. Sie blieben bei ihrem Nein.

Aber es gilt: Tulpen, Krokusse, Narzissen und Co. funktionieren nach dem selben Prinzip: Im Herbst werden die Zwiebeln in die Erde gesteckt, im Frühling schieben sich erst die grünen Spitzen durch den Boden, dann entwickeln sich Blüten. Sobald die Frühblüher welken, werden idealerweise die Blütenköpfchen abgeschnitten. Vor allem ist es wichtig, die Blätter stehen zu lassen, auch, wenn das eine Zeit lang keinen schönen Anblick bietet. Das Laub muss langsam eintrocknen. Die Blätter liefern lebenswichtige Energie für die Zwiebel, die sie zum Überleben braucht, in der langen Ruhephase bis zum nächsten Frühjahr. Nur mit Hilfe der Blätter kann die Zwiebel Kraft für die kommende Blüte sammeln. Geht alles gut, bilden Frühblüher mit den Jahren sogar einen üppigen Blühteppich

In Wolmirstedt und Glindenberg werden diese Blühstreifen deshalb nach der Blütezeit erst einmal nicht gemäht. Auch wenn das Gras hochwächst, die Grünfläche womöglich eine Weile „ungepflegt“ wirkt, so ist dieses Abwarten und in-Ruhe-lassen wichtig, um die Blüte im nächsten Jahr zu sichern.

Wenn im Mai die Farsleber Veranstaltungen beginnen - zum Herrentag und mit dem „Blues in der Scheune“ - dann sind selbst die eingetrockneten Blätter der Frühblüher längst verschwunden.

Der Farsleber Ortschaftsrat könnte sich höchstens mit einem Blühstreifen entlang der gerade sanierten Hauptstraße anfreunden. Doch die im Zuge der Sanierung neu angelegten Grünstreifen werden noch drei Jahre von der Baufirma betreut, die muss ein Anwachsen der Bäume und Sträucher gewährleisten. In dieser Zeit hat die Stadt keinen Zugriff auf diese Flächen. Außerdem ist es für die Maschine, die die Zwiebeln in die Erde bringt, schwierig, auf so schmalen Streifen zu agieren.

Und nun? Ein anderer Platz für Frühlingsblumen wurde in Farsleben noch nicht gefunden. Der Zeitpunkt, die Zwiebeln für die nächste Saison in die Erde zu stecken, ist inzwischen verstrichen. Womöglich wird im nächsten Ortschaftsrat noch einmal beraten. Farsleben blüht im Frühling 2020 im öffentlichen Raum jedenfalls nicht auf.