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Hexal Beschäftigte behalten Betriebszulagen

Der neue Arbeitgeber lenkt ein. Dennoch gibt es weiterhin Verunsicherung unter den Reinigungskräften bei Hexal.

Von Sebastian Pötzsch 28.11.2020, 00:01

Barleben l Die für Donnerstag von der Industriegewerkschaft „Bauen-Agrar-Umwelt“ (IG Bau) angekündigte Zusammenkunft von Reinigungskräften vor dem Hexal-Werk in Barleben ist abgesagt worden. Als Grund wurde die aktuelle Pandemie-Lage genannt. Außerdem habe der neue Arbeitgeber zwischenzeitlich eingelenkt.

Hintergrund der Aktion war die Neuvergabe eines Reinigungsauftrages durch den „Hexal“-Mutterkonzern „Novartis“. So hatte das Unternehmen mehr als 70 Beschäftigte der Reinigungsabteilung an den Branchendienstleister ISS Pharma ausgegliedert. Dieser Werksvertrag ist nun gekündigt und ein neuer mit zwei anderen Dienstleistern geschlossen worden.

Einer der Dienstleister ist das Reinigungsunternehmen Gegenbauer. 35 Beschäftigte, „die bisher für die Sauberkeit bei ‚Novartis’ in Barleben sorgten,“ haben laut IG-Bau-Regionalleiter Sascha Wollert die Kündigung erhalten. „Gleichzeitig wird ihnen bei Gegenbauer ein neues Arbeitsverhältnis an gleicher Stelle angeboten – allerdings zu extrem verschlechterten Bedingungen“, hatte der Gewerkschafter am Mittwoch mitgeteilt (Volksstimme berichtete). So sollte die Zulage für das Reinigen im hochreinen Bereich wegfallen. „Diese Arbeit ist extrem verantwortungsvoll und spezialisiert. Es geht um die Gesundheit. Darum wurde bisher aus gutem Grund eine hohe Erschwerniszulage gezahlt“, hatte Wollert erklärt. Die Beschäftigten würden von Vertretern des neuen Arbeitgebers unter Druck gesetzt, die neuen Bedingungen zu akzeptieren.

„Das ist ein Skandal“, hatte Wollert gegenüber der Volksstimme gesagt. Zumal die andere Hälfte der Beschäftigten einen Arbeitsvertrag bei der Reinigungsfirma Klüh angeboten bekommen habe, „aber ohne auf ihre Zulagen verzichten zu müssen“.

Nun habe der Branchenriese Gegenbauer jedoch eingelenkt. „Die Beschäftigten haben von den Führungskräften eine Information bekommen, nach der alle Betriebszulagen weiter gezahlt werden. Außerdem ist zugesichert worden, dass sich für mindestens ein Jahr an den Tarifverträgen nichts ändert“, teilte Sascha Wollert am Donnerstag dazu mit.

Doch gibt es einen Haken: So wird die Betriebzugehörigkeit der Beschäftigten wohl nicht anerkannt. „Leute, die seit Jahren bei Novartis in Barleben sauber gemacht haben, fangen dann komplett neu an, eventuell sogar mit einer Probezeit“, schätzte der Gewerkschafter ein und fügte hinzu: „Das wäre unbefriedigend und eine unfaire Option. Schließlich könnte der Kündigungsschutz ausgehebelt werden.“ Ob es deshalb weitere Aktionen der Beschäftigten und der IG Bau geben wird, müsse zu einem späteren Zeitpunkt abgestimmt werden.

Dazu befragt, teilte Gunther Thiele, Leiter Kommunikation bei Gegenbauer, schriftlich mit, „dass wir uns grundsätzlich zu solchen Fragen nicht gegenüber dritten Parteien beziehungsweise der Öffentlichkeit äußern.“

Der Sprecher begründete dies mit internen Prozessen mit Auftraggebern, „die einem Vertrauensverhältnis unterliegen“. Hinzu komme, dass es zu diesem Vorgang „derzeit noch keinerlei vertragliche Grundlage gibt. Weitere Auskünfte unsererseits sind damit nicht möglich.“