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Bildung Schultausch wirft neue Fragen auf

Die Debatte zum Wolmirstedter Schultausch geht in eine neue Runde.

Von Gudrun Billowie 06.05.2020, 01:01

Wolmirstedt l Die Corona-Pandemie hat alles überlagert, doch die alten Themen sind noch da. Die Platznot in der Gutenberg-Schule hat sich in der Zeit des Corona-Stillstands nicht in Wohlgefallen aufgelöst. Im Gegenteil. Inzwischen sind beim Schultausch neue Fragen aufgetaucht. Wolmirstedter Stadträte sind verwundert.

Der Grund: Der Landkreis hat eine Zusatzvereinbarung formuliert. Darin steht sinngemäß, in den Schultausch werde nur dann Geld investiert, wenn weiterhin so viele Räume benötigt werden, wie in der Rahmenvereinbarung festgelegt und dieser Raumbedarf anderweitig nicht gedeckt werden könne. Diese Formulierung machte ratlos.

„Was heißt denn anderweitig“, fragte CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Claus. Diese Frage, wo „anderweitig“ Räume herkommen sollen, konnte auch Wolmirstedts Stadtverwaltung nicht beantworten. Der Landkreis hatte diesen Wortlaut vorgeschlagen, doch nicht durch Fakten untermauert. Die Hauptausschussmitglieder waren sich am Montagabend mehrheitlich darüber einig, dass Wolmirstedt diesen Passus auf gar keinen Fall unterschreiben dürfe. „Das wäre ein Freibrief für den Landrat, untätig zu bleiben“, fasst Klaus Mewes (UWG) zusammen. SPD-Stadträtin Waltraud Wolff bestätigte: „Vage Formulierungen haben wir seit Jahren.“

Sechs lange Jahre schon währt die Debatte um den Schultausch und andere Varianten. „Deshalb“, bekräftigte Waltraud Wolff, „sollten wir nur unterschreiben, wenn sich der Landkreis zu einer konkreten Formulierung hinreißen lassen kann.“ KWG-Börde-Fraktionsvorsitzender Mike Steffens wollte wissen: „Wie kriegen wir nun raus, welche andere Lösungen es geben kann, den Raumbedarf zu decken?“

Möglichkeiten, Platz für „Gutenbergs“ zu schaffen, wurden schon ausreichend in den Raum gestellt. Container auf dem Gelände der Gutenberg-Schule sollten Klassen beherbergen, das Gutenberg-Schulhaus einen Anbau bekommen, das Gebäude der Schwimmbadstraße, das kurzzeitig als Flüchtlingsunterkunft gedient hatte, zur Nebenstelle umgebaut werden.

All diese Varianten wurden jedoch verworfen, Stadtrat und Kreistag hatten sich auf den Schultausch geeinigt, darauf, dass die Grundschule ins ehemalige Harnisch-Schulgebäude zieht und die Gutenberg-Gemeinschaftsschule samt Abiturstufe im ursprünglichen Gutenberg-Schulhaus bleibt.

Daran wird im Landkreis festgehalten, versichert der zuständige Amtsleiter Dirk Michelmann im Volksstimme-Gespräch. Die strittige Zusatzvereinbarung erklärt er vor allem mit dem Zeitpunkt ihrer Formulierung. Im Januar stand noch eine Fusion von Leibniz- und Gutenberg-Gemeinschaftsschule im Raum, damit hätte der Raumbedarf „anderweitig“ abgedeckt werden können. So eine Fusion wurde von den Beteiligten inzwischen abgewählt.

Weiterhin war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen, ob die Abiturstufe an Gemeinschaftsschulen Zukunft hat. Inzwischen hat Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner drei Jahre Garantie gegeben, sofern die Mindestschülerzahl von 50 Schülern erreicht wird. Derzeit lernen 44 in der elften Klasse der Gutenberg-Schule, für das nächste Schuljahr sind 52 angemeldet. „Die Gutenberg-Schule muss zeigen, dass sie die Mindestschülerzahl dauerhaft garantieren kann“, erklärt Dirk Michelmann.

Die Ausnahmegenehmigung, das ehemalige Harnisch-Schulhaus als Außenstelle zu nutzen, endet mit dem Schuljahr. Der Landkreis hat bereits eine Verlängerung beantragt.

Das Platzproblem drückt hauptsächlich den Landkreis. Das Gutenberg-Schulhaus gehört der Stadt, die Grundschule ist in ihrer Trägerschaft. Die Gemeinschaftsschule des Landkreises hingegen ist in diesem Haus nur eingemietet, würde es gern weiternutzen. Ziel ist, die Grundschule im Harnisch-Schulhaus unterzubringen, das gehört dem Landkreis. Ein Tausch der Gebäude würde Probleme lösen, ist aber mit einem Wertausgleich verbunden.

Die Stadt, die keine Platznot und das wertvollere Gebäude hat, will den Sechs-Millionen-Schultausch mitfinanzieren, fühlt sich auch Gemeinschaftsschul-Kindern verpflichtet. 1,45 Millionen Euro sind im Haushalt eingestellt. Mehr soll es jedoch nicht werden.

Das Thema wird auch von den Vertretern des Landkreises beraten, steht heute auf der Tagesordnung des Kreisausschusses. Der tagt um 16 Uhr in Haldensleben im Sitzungssaal des Landratsamtes, am 13. Mai folgt der Kreistag.