Kita Bodelschwingh-Haus zieht vor Schiedsgericht
Die Stadt hat nicht alle Kosten für die Kinderbetreuung in der Kita „Storchennest“ anerkannt.
Wolmirstedt l Im Zuge der Neuberechnung der Kitagebühren wird das Bodelschwingh-Haus die Schiedsstelle des Landkreises anrufen. Grund ist: Die Stadt hat das Einvernehmen über das Verhandlungsergebnis versagt. Wolmirstedt möchte nicht alle Kosten anerkennen, die das Bodelschwingh-Haus und der Landkreis für die Kinderbetreuung in der Kita „Storchennest“ ausgehandelt haben. „Wir reden über 87 000 Euro, die die Stadt nicht zahlen möchte“, sagt Norman Girmann, Leiter des Bildungsbereiches des Bodelschwingh-Hauses.
Verweigert werden unter anderem ein bestimmter Anteil der Leitungsstunden, der Hausmeisterkosten, vor allem aber schlägt das Projekt „Kinderküche“ im Diskurs zwischen Bodelschwingh-Haus und Stadt zu Buche. „Zu unserem Konzept gehört die gesunde Ernährung aber schon lange dazu“, erklärt Girmann.
Kinder beteiligen sich an der Herstellung von Mahlzeiten. Die Vor- und Nachbereitung übernehmen zwei Hauswirtschaftskräfte, das Essen selbst wird von den Eltern bezahlt. „Die Kosten für die Arbeit der Hauswirtschaftskräfte in diesem Projekt hat die Stadt gestrichen“, sagt Norman Girmann.
Das ruft vor allem deshalb Unverständnis hervor, weil die beiden Mitarbeiter in den vergangenen Jahren auch immer voll mitfinanziert wurden. Außerdem ärgert sich Norman Girmann deshalb, weil der Landkreis diesen Kosten bereits zugestimmt hatte und die Wolmirstedter Verwaltung das nun anders sieht.
Die Stadt sieht sich laut zuständiger Fachbereichsleiterin Marlies Cassuhn derzeit allerdings nicht in der Lage, bei der defizitären Haushaltssituation spezielle Projekte einer Kita gesondert zu unterstützen.
Pikant: Verhandlungspartner über Kitagebühren und -inhalte sind Landkreis und freier Träger, in diesem Fall also das Bodelschwingh-Haus. Die Stadt ist als Geldgeber mit im Boot und teilt sich mit den Eltern die Kosten, die nicht von Land und Landkreis übernommen werden. Für diese Rolle - zahlend, aber außerhalb des Verhandlungstisches - hagelt es immer wieder Kritik aus dem Rathaus gen Land. Diese Außensteherrolle musste die Stadt mit dem neuen Kinderförderungsgesetz (Kifög) übernehmen.
Norman Girmann immerhin hat Verständnis für die Position der Stadt. Er weiß „dass die Kostensteigerungen auch für den Kommunalhaushalt eine große Hürde sind.“ Die Mehrkosten entstehen vor allem, weil das neue Kifög mehr Personal fordert. In der Kita Storchennest kommen allein im Krippenbereich rund anderthalb Vollzeitkräfte dazu.
Dennoch wünscht sich Norman Girmann von der Stadt mehr Verständnis dafür, dass spezielle Inhalte wie die „Kinderküche“ bei der Leistungsbewertung eine Rolle spielen, so wie er es bei den Verhandlungen mit dem Landkreis erlebt hat. „Da spielten auch inhaltliche Dinge eine Rolle.“
Obwohl sich Bodelschwingh-Haus und Landkreis einig geworden waren, werden sie nun vor der Schiedsstelle als Gegner auftreten, weil der Landkreis es nicht geschafft hat, mit der Stadt das Einvernehmen herzustellen.
Die Soziale Bürgerinitiative Glindenberg (SBI) unterhält als weiterer freier Träger vier Kitas im Stadtbereich. Auch dort hat die Stadt zunächst das Einvernehmen versagt. Inzwischen hat die SBI die Kostenvorgaben der Stadt akzeptiert.