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Bürger-Protest Dorfkonsum steht vor dem Aus

Beim Nahversorger Optimal Kauf EG in Angern gehen die Lichter aus. Zahlreiche Angeraner sind dagegen auf die Straße gegangen.

Von Detlef Eicke 11.03.2019, 00:01

Angern l Verwaiste Parkflächen vor dem Konsum in der Chausseestraße 1, leere Schaufenster und Warenregale – ab 1. April 2019 wohl Gewissheit. Bestärkt durch eine schriftliche Notiz, an der Eingangstür angebracht, die den Kunden, die das Geschäft besuchen, nicht sofort ins Auge sticht.

Diese Verkaufsstelle werde geschlossen, steht zu lesen. Und der Verweis, künftig in Rogätz einkaufen zu gehen. Nun könne man als Außenstehender die Beweggründe zur Schließung nicht kennen und müsse diese somit akzeptieren, meint Andreas Heydenreich. „Mit dem Rückzug des Nahversorgers verlieren wir jedoch eine tragende Säule des Lebens in Angern.“ Heydenreich kennt sich aus im Dorf. Er hat es wachsen sehen, ist sachkundiger Bürger, Mitglied in vielen Vereinen und Verbänden.

Für die Bevölkerung und auch für ihn persönlich sei die Entscheidung zur Schließung völlig überraschend gekommen und nicht nachzuvollziehen. Vor allem die Kurzfristigkeit habe ihn bestürzt. In der letzten Woche habe es bereits Gerüchte zur Schließung gegeben. Ein Anruf am 4. März bei der Konsum-Geschäftszentrale habe Gewissheit gebracht: Schließung zum 1. April 2019. „Der öffentliche Aushang und damit die Bekanntmachung zur Schließung wurde erst im Laufe vergangener Woche am Konsum angebracht.“

Egbert Fitsch (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Angern, ist ebenfalls überrascht von der kurzfristigen und überraschenden Ankündigung der Schließung. „Wir möchten den Konsum hier am Standort behalten. Unsere Aufgabe, die Aufgabe der Bürger und die des Gemeinderates ist es jetzt, mögliche Nachnutzungskonzepte zu suchen. Vielleicht gibt es Wege, dass der bisherige Betreiber sich hier zum Beispiel in Form eines Franchisekonzeptes einbringt.“ Die Gemeinde habe Kontakt zur Geschäftsführung aufgenommen und werde einen Gesprächstermin vereinbaren, richtet er das Wort an die etwa einhundert Einwohner, die sich vor dem Konsum eingefunden haben.

Ähnlich äußert sich Gemeinderatsmitglied René Rode. „Wir sind in der Tat erschrocken und bestürzt über die Kurzfristigkeit dieser Entscheidung. Wir hätten uns im Vorfeld eine bessere Kommunikation gewünscht, um etwas mehr über die Hintergründe zu erfahren.“

Gegen die Schließung regt sich vor allem Widerstand der älteren Angeraner. „Wir haben hier unsere gesamten Einkäufe erledigt. Wir konnten uns glücklich schätzen, eine vielfältig bestückte Kaufhalle hier im Dorf zu haben“, macht Lilli Abel deutlich. Immer wieder habe sie von älteren Menschen zu hören bekommen, dass es sehr gut sei, über eine derart schöne Einkaufsmöglichkeit zu verfügen. Damit spielt sie auch auf die Hilfsbereitschaft des Verkaufspersonals an, das stets umsichtig und freundlich agiert und unter anderem insbesondere die Einkäufe der älteren Menschen unterstützt habe. „Sie haben zum Teil die Waren bis ans Auto der Kunden gebracht.“

„Fakt ist, dass wir mit dem Konsum eine wesentliche Säule der Grundversorgung unserer Gemeinde verlieren. Eine bis heute gut strukturierte Infrastruktur des Ortes Angern bestehend aus Kindergarten, Grundschule, Bäcker, Fleischer, Apotheke, Gaststätte, Friseurgeschäften, Blumengeschäften, Zahnarzt und weiterer Gewerbetreibender ist mit dem Konsum um eine tragende Säule des Lebens in Angern ärmer“, ist sich Andreas Heydenreich sicher. Da es ein stetiges Kommen und Gehen der Menschen im Konsum gegeben habe, lasse es den Schluss einer rentablen Bewirtschaftung zu, vermutet Heydenreich. Bleibe das Prinzip Hoffnung, den Konsum als Verkaufseinrichtung in welcher Form auch immer zu bewahren. Dieser Hoffnung haben am Sonnabend junge und erwachsene Einwohner des Dorfes mit ihrem zahlreichen Erscheinen Ausdruck verliehen.

Eine Stellungnahme zur ankündigten Schließung des Konsums in Angern gab es noch nicht. Es seien noch Gespräche zu führen, teilte die Geschäftsleitung auf Nachfrage der Volksstimme mit. Der Vorstand werde zu gegebener Zeit eine Stellungnahme abgeben.