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Bürgerhaus Wein und Efeu dringen ins Gemäuer

Der Bürgerhaus in Wolmirstedt muss dringend saniert werden. Währenddessen wäre der Schloskeller womöglich nicht verfügbar.

Von Gudrun Billowie 26.10.2019, 01:01

Wolmirstedt l Die Südseite des Bürgerhauses zeigt sich derzeit im schönsten Herbstkleid. Die Blätter des wilden Wein weben einen roten Tepich an die Hauswand, der Efeu bietet Tieren eine Heimat. Mit diesem malerischen Anblick kann es bald vorbei sein, denn die Pflanzen sollen im nächsten Jahr vom Mauerwerk entfernt werden.

Triebe und Wurzeln der grünen Kletterer krallen sich ins Mauerwerk, dringen in die Fugen der Fassade. Die Risse lassen Feuchtigkeit ins Mauerwerk.

Doch das ist nicht der einzige Schaden, den ein Gutachten zutage befördert hat. Auch Tierchen haben am Haus gefressen, an den Dachbalken, an der Treppe, die zum Dachboden hinaufführt. Holzzerstörende Insekten werden sie im Gutachten genannt. Aufgrund des Alters und der Schäden wird die Zukunft des Daches düster eingeschätzt. Die Dachkonstruktion ist so kaputt, dass sie einzustürzen droht.

Doch dem Haus setzen nicht nur Lebewesen zu. Auch der Zahn der Zeit nagt sich ins Holz und ins Gemäuer. Die Dachziegel der Südseite sind marode, zig Jahre zurückliegende statische Fehlentscheidungen machen sich bemerkbar, Kondenswasser zerstört die Holzfenster. Dort, wo die Treppe an die Mauer stößt, fehlt eine ausreichende Belüftung. An den Knotenpunkten, wo das Holz des Fachwerks aufeinander trifft, wurden Schäden festgestellt.

Die Stadt will handeln, das alte Herrenhaus samt Fachwerkanbau auch für nachfolgende Generationen erhalten und hat deshalb Geld beantragt. Um die schlimmsten Schäden zu beseitigen, müssen 720 000 Euro ausgegeben werden. Fördermittel aus dem Programm „Stadtumbau“ sollen dabei helfen.

Noch gibt es keine Zusage, die Rathausmitarbeiter hoffen, dass der Bescheid im November vorliegt. Wird Geld zur Verfügung gestellt, rücken im nächsten Jahr am Bürgerhaus die Bauarbeiter an.

Dann wird das Grün an der Fassade fallen, aber auch die Treppe zum Schlosskeller wird abgebaut. Der wäre dann noch über den Hintereingang zu betreten, ob er für Besucher zur Verfügung steht, ist noch nicht abschließend geklärt.

Dann werden unter anderem Risse in den Wänden, marode Holzkonstruktionen, die Fenster erneuert, beziehungsweise saniert, das Süddach wird komplett neu eingedeckt, außen die Wände neu verputzt.

Das Herrenhaus stammt etwa aus dem Jahre 1770, der Fachwerkanbau wurde etwa 1800 angesetzt. Damals lebte in diesem Gebäude der Domänenpächter, heute bietet das Gebäude als Bürgerhaus Raum für Vereine, Feiern und kreatives Arbeiten. Um den laufenden Betrieb kümmert sich der Schranke-Verein, Vorsitzende ist Christina Laqua.

„Wir wissen noch nicht, wie wir während der Baumaßnahmen agieren“, sagt sie. Der Verein will nur, dass es weitergeht. Christina Laqua möchte am liebsten, dass noch viel mehr Geld ins Bürgerhaus gesteckt wird. Eine Toilette im Schlossgarten soll bei Freiluftveranstaltungen hilfreich sein, ein Fahrstuhl im Innern des Hauses dafür sorgen, dass auch die oberere Etage barrierefrei ereichbar ist. Doch das ist Zukunftsmusik, wunschdenken. Für Christina Laqua trotzdem bitter nötig: „Wir müssen an alle Altersgruppen und an die Zukunft denken.“